(29.07.2012) Zwei Weltrekorde, ein wiedererstarkter Paul Biedermann und eine hochspannende Freistilstaffel - der zweite Finaltag der Olympischen Spiele in London hatte es in sich. Cameron van der Burgh und Dana Vollmer trugen sich in die Rekordbücher ein. Stark präsentierte sich auch Helge Meeuw, der ins Finale über die 100m Rücken einzog. Im Medaillenspiegel übernahmen die USA die Spitze.
Ist der Knoten geplatzt bei Paul Biedermann? Im Halbfinale über die 200m Freistil zeigte er seine bisher stärkste Leistung und ließ in 1:46,10 Minuten unter anderem den US-Superstar Ryan Lochte (1:46,31) hinter sich. Insgesamt kam er auf den vierten Platz. Die schnellste Zeit des Habfinals legte Top-Favorit Sun Yang in 1:45,61 Minuten hin. Nach dem Aus über die 400m Freistil und dem mühsamen Vorlaufrennen über die 200m zeigt die Formkurve Biedermanns damit deutlich nach oben. "Ich habe den Schock verdaut. Ich habe wieder ein bisschen Selbstvertrauen getankt. Wir haben eine Super-Mannschaft, wir haben uns nach dem schwarzen Samstag zusammengerauft", so Biedermann nach dem Rennen gegenüber der ARD. Das Finale wird morgen um 20:43 Uhr (MEZ) stattfinden.
Meeuw schwimmt ins Finale - Poewe und Glania kommen auf Platz elf
Nach Paul Biedermann konnte sich auch Helge Meeuw einen Platz in den morgigen Endläufen sichern. Der Magdeburger schwamm in 53,52 Sekunden die siebtschnellste Zeit des Halbfinals. Der Deutsche Meister Jan-Philip Glania 53,90 Sekunden schied als Elfter aus. US-Star Matt Grevers legte in 52,66 Sekunden die stärkste Zeit hin.
Sarah Poewe hingegen hat den Einzug ins Finale über die 100m Brust verpasst. In 1:07,68 Minuten kam die Europameisterin auf den elften Platz und verfehlte damit ihre im Vorlauf geschwommene Zeit um mehr als eine halbe Sekunde. Für die schnellste Zeit sorgte Überraschungsschwimmerin Ruta Meilutyte aus Litauen. Die 15-Jährige stellte dabei in 1:05,21 Minuten einen neuen Europarekord auf und ließ erneut die Top-Stars um US-Schwimmerin Rebecca Soni (1:05,98 Minuten) hinter sich.
Vollmer sorgt für Rekord-Auftakt in London
In den weiteren Wettbewerben sorgten die internationalen Top-Stars für ein Highlight nach dem anderen. Mit einem Weltrekord startete der heutige Finalabschnitt in London: Bei den Damen über die 100m Schmetterling schwamm die US-Amerikanerin Dana Vollmer in 55,98 Sekunden als erste Frau überhaupt unter die Marke von 56 Sekunden. Silber ging an die Chinesin Ying Lu, die satte 8,9 Zehntel hinter Vollmer anschlug. Auf den dritten Platz kam die Australierin Alicia Coutts in 56,94 Sekunden.
1 | Dana Vollmer | USA | 00:55,98 |
2 | Ying Lu | China | 00:56,94 |
3 | Alicia Coutts | Australien | 00:56,94 |
4 | Sarah Sjöström | Schweden | 00:57,17 |
5 | Illiara Bianchi | Italien | 00:57,27 |
6 | Jeanette Ottesen Gray | Dänemark | 00:57,35 |
7 | Claire Donhue | USA | 00:57,48 |
8 | Ellen Gandy | Großbritannien | 00:57,76 |
Van der Burgh holt Gold, Weltrekord und schreibt Geschichte
Einen Eintrag in den Geschichtsbüchern sicherte sich Cameron van der Burgh. Der von Ex-Bundestrainer Dirk Lange trainierte Südafrikaner stellte über die 100m Brust in 58,46 Sekunden einen neuen Weltrekord auf und holte damit die erste Einzeltitel bei Olympischen Spielen für sein Team. Der alte Weltrekord stand bei 58,58 Sekunden gehalten vom Australier Brenton Rickard. Dessel Landsmann Christian Sprenger holte in 58,93 Sekunden Silber. Auf den dritten Platz kam US-Comebackstar Brendan Hansen in 59,46 Sekunden. "Ich widme diesen Sieg meinem Freund Alexander Dale Oen, dessen Tod uns alle geschockt hat", so van der Burgh nach dem Rennen, das unter besonderen Vorzeichen stand. Im April war der norwegische Weltmeister Alexander Dale Oen, der als Top-Favorit auf Olympiagold galt, verstorben.
1 | Cameron van der Burgh | Südafrika | 00:58,46 |
2 | Christian Sprenger | Australien | 00:58,93 |
3 | Brendan Hansen | USA | 00:59,49 |
4 | Daniel Gyurta | Ungarn | 00:59,53 |
5 | Kosuke Kitajima | Japan | 00:59,79 |
6 | Brenton Rickard | Australien | 00:59,87 |
7 | Fabio Scozzoli | Italien | 00:59,91 |
8 | Giedrius Titenis | Litauen | 01:00,84 |
Staffelherren bei Bilderbuchfinale auf Platz sechs
Ein Herzschlagfinale boten die Athleten über die 4x100m Freistil. Die DSV-Staffel mit Benjamin Starke, Markus Deibler, Christoph Fildebrandt und Marco di Carli kam auf Platz sechs und blieb dabei in 3:13,52 Minuten nur hauchdünn über dem im Vorlauf aufgestellten Deutschen Rekord. Doch die eigentliche Show ging vorne ab: Nicht die favorisierten Australier sondern das Team der USA und das Quartett aus Frankreich lieferten sich einen spannenden Kampf um Gold, mit dem glücklicheren Ende für die Franzosen. In 3:09,93 Minuten verwiesen sie die USA auf Platz zwei. Australien ging im Rennen um die Medaillen sogar komplett leer aus. Bronze holte die Staffel aus Russland in 3:11,41 Minuten.
Es war ein Rennen, wie man es sich erträumt: Nathan Adrian brachte die US-Boys zwar mit einer starken Leistung auf die Reise und konnte dabei in 47,89 Sekunden sogar den Weltmeister James Magnussen hinter sich lassen. Superstar Michael Phelps baute den Vorsprung aus. Cullen Jones hielt die Position und schickte keinen geringeren Ryan Lochte als Schlussschwimmer auf die Reise. Doch beim Team aus Frankreich stand Yannick Agnel auf dem Block. Mit einer beherzten Leistung (Zwischenzeit 46,74 Sekunden!!) zog der 20-Jährige am vierfachen Olympiasieger Ryan Lochte vorbei und sicherte seinem Team nicht nur Gold sondern auch die revanche für die herbe Niederlage bei den Olympischen Spielen in Peking 2008. Damals musste sich der für Frankreich schwimmende Alain Bernard auf den letzten Metern noch von US-Star Jason Lezak abfangen lassen.
1 | Frankreich | 03:09,93 | |
2 | USA | 03:10,38 | |
3 | Russland | 03:11,41 | |
4 | Australien | 03:11,63 | |
5 | Südafrika | 03:13,63 | |
6 | Deutschland | 03:13,52 | |
7 | Italien | 03:14,13 | |
8 | Belgien | 03:14,40 |
Adlington holt erste Medaille für Großbritannien
Über die 400m Freistil konnte Titelverteidigerin Rebecca Adlington ihre in Peking gewonnene Goldmedaille zwar nicht verteidigen. In 4:03,01 Minuten schwamm sie jedoch zumindest auf Platz drei und holte damit die erste Medaille für ihr Land bei den Schwimmwettbewerben in London. Gold sicherte sich Top-Favoritin Camille Muffat in 4:01,45 Minuten. Mit 3,2 Zehnteln Rückstand kam US-Girl Allison Schmitt auf Platz zwei.
1 | Camille Muffat | Frankreich | 04:01,45 |
2 | Allison Schmitt | USA | 04:01,77 |
3 | Rebecca Adlington | Großbritannien | 04:03,01 |
4 | Lotte Friis | Dänemark | 04:03,98 |
5 | Federica Pellegrini | Italien | 04:04,50 |
6 | Coralie Balmy | Frankreich | 04:05,95 |
7 | Brittany Maclean | Kanada | 04:06,24 |
8 | Lauren Boyle | Australien |
04:06,25 |
Stark präsentierte sich erneut die Australierin Emily Seebohm, die bei den Damen im Halbfinale über die 100m Rücken in 58,39 die schnellste Zeit schwamm. Bereits in den Vorläufen am Morgen hatte sie mit einem Zeit nahe dem Weltrekord glänzen können.
USA übernimmt Platz eins im Medaillenspiegel
Damit eroberten sich die USA die Spitze im Medaillenspiegel von den Chinesen zurück. Das Team liegt mit acht Medaillen an der Spitze des Rankings. Frankreich stieg dank der Siege von Camille Muffat und der Freistilstaffel auf dem dritten Platz des Medaillenspiegels ein.
Medaillenspiegel nach 8/34 Entscheidung.
Gold | Silber | Bronze | Gesamt | ||
1 | USA | 2 | 3 | 3 | 8 |
2 | China | 2 | 1 | 1 | 4 |
3 | Frankreich | 2 | 2 | ||
4 | Australien | 1 | 1 | 1 | 3 |
Südafrika | 1 | 1 | |||
5 | Niederlande | 1 | 1 | ||
Brasilien | 1 | 1 | |||
Südkorea | 1 | 1 | |||
8 | Japan | 1 | 1 | ||
Großbritannien | 1 | 1 | |||
Russland | 1 | 1 | |||