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11. Mai 2015

(11.05.2015) Seit dem vergangenen Jahr lebt und trainiert die Lagenspezialistin Theresa Michalak in den USA. Am Rande der Deutschen Meisterschaften haben wir die Gelegenheit genutzt, um mit ihr über die Erfahrungen in den Vereinigten Staaten zu sprechen.


Am 7. Mai ist Theresa Michalak 23 Jahre jung geworden - ihren Geburtstag hat sie nicht mit ihrer Familie in ihrer Heimatstadt Halle (Saale) gefeiert, denn Theresa studiert und trainiert seit letztem Jahr an der University of Florida in Gainesville, USA. Eine Gelegenheit, ihre Familie zu sehen, hatte sie während der Deutschen Meisterschaften in Berlin im April - dort schaffte sie es über die 200m Lagen auf die Longlist für die Weltmeisterschaften in Kasan im August.

Der Qualifikationsweg für diesen Wettkampf beinhaltet zum einen das Erreichen vorgegebener Richtzeiten in den Vor-  und Finalläufen der Deutschen Meisterschaft sowie die Bestätigung der erreichten Zeiten bei einem weiteren Wettkampf bis Anfang Juli - diese Wettkämpfe sind vom DSV fest gelegt, die zu erreichenden Zeiten sind etwas langsamer angesetzt als die Vorgaben bei den DM. Für die in Übersee lebenden Athleten gibt es die Möglichkeit, die Zeiten bei Meetings in den USA zu schwimmen.

"Die Gewöhnung an das Training in Florida war sehr hart, weil ich zwar in Deutschland immer große Umfänge geschwommen bin, in der Regel über 7000m pro Trainingseinheit - jetzt schwimmen wir nur 5000 bis 6000m, aber alle Sets sind sehr schnell. Immer, wenn ich trainiere, muss ich sehr schnell schwimmen und es hat lange gedauert, bis ich mich daran einigermaßen gewöhnt habe."

In Berlin hat sich die Trainingsumstellung für Theresa bereits ausgezahlt: Sie hat das 200m Lagen-Finale in einer Zeit von 2:13,61 Minuten gewonnen. Über diese Distanz ist Theresa Zwölfte bei den Olympischen Spielen 2012 geworden, über die 100m Lagen konnte sie bei den Europameisterschaften 2011 auf der Kurzbahn sogar gewinnen. Theresa holte bisher 25 Deutsche Meistertitel auf der Kurz- und Langbahn.

Bevor sie in die USA gezogen ist, trainierte sie in Halle unter Frank Embacher u.a. mit Paul Biedermann und Daniela Schreiber. Ihr aktueller Verein ist nun die SV Bayer Wuppertal/Uerdingen/Dor-magen. Ihren Wechsel nach Florida beschreibt die 23-Jährige so: "Alles hat sich verändert für mich seitdem ich in Gainesville bin - ich musste mich an die Menschen, die Kultur und das Essen gewöhnen. Mein Lebensumfeld und meine Persönlichkeit haben sich verändert, ich bin viel stärker geworden, denn ich war anfangs ganz auf mich gestellt, ich hatte keine Freunde und niemand war aus Deutschland."

Theresa trainiert bei den Florida Gators unter Gregg Troy - dem ehemaligen Trainer von u.a. Ryan Lochte und Conor Dwyer, die beide in London 2012 Olympische Goldmedaillen gewannen - Lochte gewann mit Troy als Trainer insgesamt elf Olympische Medaillen und unzählige Weltmeistertitel auf Kurz- und Langbahn. Theresa trainiert in Gainesville mit einem internationalen Team, u.a. kommen die Athleten aus Großbritannien, Spanien, Neuseeland, Australien.

Alle Schwimmer, die an der University of Florida studieren, sind berechtigt, sofern sie den Amateurstatus haben, bei den NCAA Collegemeisterschaften zu starten. Auch Theresa, die ihr Studienfach kürzlich gewechselt hat von International Business zu Journalismus, hat bereits als Freshman an den NCAA 2014/2015 teilgenommen. Ihre erste Saison verlief nach einer Gehirnerschütterung und einer Viruserkrankung nicht erfolgreich, aber Theresa ist sich sicher, dass sie bei Collegemeisterschaften 2015/2016 besser abschneiden wird.

Neben den Chancen, die das Studium für ihre berufliche Zukunft bietet, kann sie in Florida mit Weltklasseschwimmern wie Elizabeth Beisel und Arkady Vyatchanin trainieren. "Sie sind beide großartige Menschen. Bevor ich nach Florida kam, hätte ich nie gedacht, dass Elizabeth mit mir reden würde - weil sie so schnell und ein Schwimmstar ist. Aber das Gegenteil ist der Fall - Elizabeth ist eine meiner engsten Freundinnen geworden. Sie ist außerdem meine tägliche Herausforderung im Training, denn sie ist sehr fokussiert und schnell. Ich muss mich sehr anstrengen, um mitzuhalten, aber ich mache Fortschritte und sie muss in Zukunft mit mir im Wettkampf rechnen", beschreibt sie ihre Erfahrungen im täglichen Leben und Training mit den Weltstars.

Über Beisel's Paradedisziplin, die 400m Lagen (sie gewann Silber in London 2012) scheiterte Theresa jedoch in Berlin. Nach der Vorlaufbestzeit in 4:45,19 Minuten, schwamm sie im Finale nur eine 4.49,55. "Für die 400 m Lagen habe ich mich nicht gezielt vorbereitet, ich bin sie geschwommen, um in den Wettkampf einzusteigen. Mit den 4:45 im Vorlauf  habe ich nicht gerechnet. Vor dem Finale hatte ich leider Kopfschmerzen und ich bin in einem neuen, zu engen Anzug geschwommen - aber ich werde weiter an den 400m Lagen arbeiten, ich denke, eine ausbaufähige Grundlage habe ich und ich würde mich gerne über diese Strecke für Rio qualifizieren." 

Auf die Weltmeisterschaften in Kasan wird Theresa sich in Gainesville mit ihren Trainern Gregg Troy und Martyn Wilby vorbereiten und mit ihnen entscheiden, welchen Wettkampf sie dem DSV zur Bestätigung der Leistung in Berlin über die 200m Lagen melden wird. Sie überlegt, ob sie an einem Höhentraining mit der Spanierin Mireia Belmonte Garcia teilnehmen wird, aber auch diese Entscheidung wird sie gemeinsam mit ihren US Trainern treffen. Das Interview am Rande der Deutschen Meisterschaften machte eines klar:  “It's great to be a Florida Gator” für Theresa Michalak.