(18.07.2013) Bevor die Top-Schwimmer des Globus bei den Weltmeisterschaften in Barcelona das Becken zum Kochen bringen, werfen wir einen Blick zurück auf die Schwimm-WM vor zwei Jahren in Shanghai. Fünf Medaillen konnten die deutschen Beckenschwimmer damals in China sammeln. Im Mittelpunkt stand jedoch die plötzliche Abreise von DSV-Star Britta Steffen. International konnten Missy Franklin, Sun Yang und Ye Shiwen ihren Durchbruch feiern.
Nur ungern dürfte man in den Reihen des Deutschen Schwimm-Verbandes auf die Schwimm-Weltmeisterschaften in Shanghai 2011 zurückblicken. Nur sieben Finalteilnahmen konnten sich die DSV-Athleten bei 30 Einzelstarts damals erarbeiten. In zahlreichen Fällen blieben die Schwimmer deutlich über den Zeiten der vorangegangenen Deutschen Meisterschaften. Zwar gab es fünf Podestplätze, doch im Medaillenspiegel (siehe unten) reichte dies nur zum 19. Platz.
Doch die sportlichen Ergebnisse rückten aus deutscher Sicht bei der WM 2011 weitgehend in den Hintergrund. Das Abschneiden und die plötzliche Abreise von DSV-Star Britta Steffen beherrschte stattdessen die Schlagzeilen. Nach einer für sie enttäuschenden Leistung als Startschwimmerin der 4x100m Freistilstaffel und dem Beinahe-Aus im Vorlauf über die Einzeldistanz war sie damals überstürzt aus Shanghai "geflüchtet". Die sportliche Führung des DSV hatte Steffen erst kurz vor ihrer Abreise über ihre Pläne informiert und so vor vollendete Tatsachen gestellt. Später räumte sie ein überhastet gehandelt zu haben. In Barcelona hat Steffen die Gelegenheit ihr Bild bei Weltmeisterschaften wieder zurechtzurücken.
Vom Lehn sorgt für das DSV-Glanzlicht der WM 2011
Für die positiven Momente sorgten aus deutscher Sicht vor allem Paul Biedermann und Christian vom Lehn. Biedermann schwamm in einem hochkarätigen Feld jeweils über die 200 und 400m Freistil zu Bronze und stellte so zwei Jahre nach dem Gewinn der WM-Titel in Rom unter Beweis, dass er auch ohne die mittlerweile verbotenen Hightechanzüge zur absoluten Weltspitze gehört. Seinen Durchbruch auf internationale Ebene feierte in Shanghai auch DSV-Newcomer Christian vom Lehn. In einem hochspannenden Rennen sicherte sich der damals 19-Jährige die Bronzemedaille über die 200m Brust und musste dabei nur den beiden Olympiasiegern Daniel Gyurta (Ungarn) und Kosuke Kitajima (Japan) den Vortritt lassen. Weitere Podestplätze für das DSV-Team erschwammen die 4x100m Lagenstaffel der Herren und die 4x100m Freistilstaffel, in der Bitta Steffen noch vor ihrer Abreise als Schlussschwimmerin auf dem Startblock stand. Auch für die beiden Staffelquartette gab es jeweils Bronze.
Vorhang auf für Missy Franklin
Die internationale Schlagzeilen zur Schwimm-WM 2011 beherrschte eine erst 16-jährige US-Amerikanerin, die mit Unbekümmertheit und strahlendem Gesicht von Erfolg zu Erfolg eilte. Für Missy Franklin waren die Weltmeisterschaften in Shanghai der große internationale Durchbruch. Insgesamt fünfmal stand sie auf dem Podest. Über die 200m Rücken holte die Gold und auch mit den US-amerikanischen Staffeln über die 4x100m Lagen und 4x200m Freistil war Franklin nicht zu schlagen. Hinzu kamen eine Silbermedaille mit der 4x100m Freistilstaffel sowie ein dritter Platz über die 50m Rücken. In Barcelona will Franklin ihre WM-Erfolgsgeschichte fortschreiben. Diesmal will sie sogar über acht Strecken die Medaillen angreifen.
Lochte stellt Phelps in den Schatten
Auch bei den Herren stand das Geschehen in Shanghai im Zeichen der US-Schwimmer. Ryan Lochte machte Schwimm-Legende Michael Phelps den Platz als Nummer eins im US-Team streitig. Über die 200m Freistil und 200m Lagen ließ Lochte den Rekord-Jäger im direkten Duell hinter sich und schwamm zur Goldmedaille. Hinzu kamen WM-Siege über die 200m Rücken, die 400m Lagen sowie mit der 4x200m Freistilstaffel.
Für Phelps gab es bei den letzten Weltmeisterschaften seiner Karriere "nur" vier WM-Titel. Die 100m und 200m Schmetterling dominierte er wie gewohnt. Zudem verhalf er den US-Staffeln über die 4x200m Freistil und 4x100m Lagen zum WM-Titel.
Sun Yang und Ye Shiwen gelingt der Durchbruch
Den Durchbruch feierten bei der WM im eigenen Lande auch Chinas spätere Olympiasieger Sun Yang und Ye Shiwen. Über die 1500m Freistil konnte Sun Yang in Shanghai den Fabel-Weltrekord der australischen Schwimm-Legende Grant Hackett knacken und auch über die 800m Freistil sicherte er sich den WM-Titel. Hinzu kam eine Silbermedaille über die 400m Freistil und der dritte Platz mit der 4x200m Freistilstaffel.
Auch Ye Shiwen konnte bei der WM 2011 ins Rampenlicht schwimmen. Über die 200m Lagen sicherte sie sich im Alter von erst 15 Jahren die Goldmedaille und feierte damals ihren ersten großen internationalen Titel.
USA im Medaillenspiegel unangefochten auf Platz eins
Im Medaillenspiegel der WM 2011 waren es so auch die USA und China, die die ersten beiden Plätze belegen konnten. Die US-Schwimmer dominierten dabei das Geschehen. Sie holten 16 von 40 Goldmedaillen in Shanghai.
Medaillenspiegel der Schwimm-WM 2011:
Ges. | Bronze | Silber | Gold | ||
29 | 8 | 5 | 16 | USA | 1 |
14 | 7 | 2 | 5 | China | 2 |
3 | 3 | Brasilien | 3 | ||
13 | 3 | 8 | 2 | Australien | 4 |
10 | 5 | 3 | 2 | Frankreich | 5 |
5 | 3 | 2 | Italien | 6 | |
5 | 3 | 2 | Großbritannien | ||
6 | 3 | 1 | 2 | Niederlande | 8 |
3 | 1 | 2 | Dänemark | 9 | |
4 | 3 | 1 | Russland | 10 | |
2 | 1 | 1 | Schweden | 11 | |
4 | 3 | 1 | Ungarn | 12 | |
1 | 1 | Südkorea | 13 | ||
1 | 1 | Norwegen | |||
1 | 1 | Weißrussland | |||
6 | 2 | 4 | Japan | 16 | |
4 | 1 | 3 | Kanada | 17 | |
1 | 1 | Polen | 18 | ||
5 | 5 | Deutschland | 19 | ||
3 | 3 | Südafrika | 20 |