(23.03.2012) Thorpe, Klim, Huegill – große Namen des Schwimmsports, doch ihre Zeit scheint endgültig vorbei zu sein. Bei den australischen Meisterschaften in Adelaide wurde deutlich, dass in Downunder der Generationswechsel vollzogen wurde. Im Olympia-Team stehen mehr als ein Dutzend Teenager und die sind nicht nur jung sondern auch schnell! Auch der Star der Titelkämpfe, James Magnussen, ist gerade einmal 20 Jahre alt.
Es klang schon fast anmaßend, als im vergangenen Jahr ein erst 19-jähriger Teenager ankündigte, den Weltrekord über die 100m Freistil in naher Zukunft brechen zu wollen. Mit seinem Titel in Shanghai 2011 und seiner fast unglaublichen Zeit von 47,10 Sekunden über die 100m Freistil vergangene Woche konnte James Magnussen seinen ehrgeizigen Worten jedoch große Taten folgen lassen. Vom Ziel, den Weltrekord der Brasilianers Cesar Cielo brechen zu können, ist der mittlerweile 20-jährige Youngster nur noch knapp zwei Zehntel entfernt – und dies ohne Hightech-Anzug in einer knielangen Badehose. Irgendwie wollen kaum Zweifel aufkommen, bei dem Gedanken, dass Magnussen sich in London nicht nur Olympia-Gold sondern auch den Weltrekord unter den Nagel reißen könnte.
Mehr als ein Dutzend Teenager im Olympia-Team
Magnussen ist nur ein Beispiel einer neuen Generation australischer Schwimmer, die jung, ehrgeizig und vor allem schnell sind. Insgesamt stehen 13 Teenager im Schwimm-Team für die Olympischen Spiele. Der Altersdurchschnitt der 42 nominierten Beckenschwimmer beträgt gerade einmal 22 Jahre. “Die Tiefe an jungen Talenten, die es diese Woche zu sehen gab, ist nicht nur spannend angesichts der Spiele in London sondern auch bereits mit Blick auf Olympia 2016 in Rio”, erklärte Nick Green, der in London Chef de Mission des australischen Olympia-Teams sein wird. Der älteste Athlet im Team ist Vize-Olympiasieger Brenton Rickard mit 28 Jahren. Das Küken der Mannschaft ist die 16-jährige Yolane Kukla, die sich einen Platz in der 4x100m Freistilstaffel sichern konnte.
Leisel Jones mit 26 Jahren bereits zum vierten Mal bei Olympia
Starke Leistungen in jungen Jahren sind durchaus keine Besonderheit bei den australischen Schwimmern. So kommt es, dass Leisel Jones, die mit 26 Jahren schon zu den “Alten” im Team gehört, bereits an ihren vierten Olympischen Spielen teilnehmen wird. Dabei hat es ihr die junge Garde alles andere als leicht gemacht. Über die 200m Brust verfehlte die einstige Weltmeisterin und Weltrekordhalterin das Podium. Über die halbe Distanz musste sich Jones, immerhin amtierende Olympiasiegerin über diese Distanz, der 20-jährigen Leiston Pickett geschlagen geben. Zumindest reichte der zweite Platz, um sich das Ticket für die Spiele in London zu sichern.
Auch Emily Seebohm, die mit 19 Jahren noch zur Teenager-Generation gehört, gilt bereits als gestandene Größe im internationalen Schwimmsport. Olympia-Gold mit der Lagenstaffel 2008 sowie WM-Medaillen in allen Farben konnte sie bereits gewinnen. Auch in London ist sie wieder mit dabei und untermauerte mit Weltjahresbestzeit über die 100m Rücken bei der Olympia-Quali ihre Medaillenambitionen.
Kein Platz für Comeback-Schwimmer Thorpe, Klim und Co.
Es ist somit kaum verwunderlich, dass für die alten Hasen des australischen Schwimmsports, die es mit Blick auf die Spiele in London noch einmal wissen wollten, kein Platz im Team ist. Über die 100m Schmetterling mussten sich Geoff Huegill (33 Jahre alt und Ex-Weltmeister) und Michael Klim (34 Jahre und Staffel-Olympiasieger) der neuen Generation geschlagen geben. Sieger Christopher Wright (23) stellte dabei eine neue Weltjahresbestzeit auf. Hinter ihm sicherte sich mit dem erst 18-jährigen Jayden Hayden ein weiterer Teenager das Olympiaticket.
An Stelle von Ian Thorpe (29 – einst der beste Schwimmer der Welt und fünffacher Olympiasieger) schnappte sich mit David McEnvoy ein 17-jähriger Youngster einen Platz in den Staffelteams über die 4×100 und 4x200m Freistil. McEnvoy gilt seit Jahren als eine der größten Hoffnungen des australischen Schwimmsports und konnte bereits reihenweise Altersklassenrekorde, die einst jener Ian Thorpe hielt, knacken.
Auch Britta Steffens einstige Lieblingskonkurrentin Libby Trickett gönnte sich zunächst eine Auszeit und verkündete im vergangenen Jahr dann den Rücktritt vom Rücktritt. Doch die Qualität der jungen Sprinterinnen im eigenen Lager machte es der ehemaligen Weltrekordhalterin unmöglich, sich einen Ticket für einen Einzelstart in London zu sichern. Über die 50m Freistil lagen mit den Campbell-Schwestern (19 und 17) und Küken Yolane Kukla (16) drei Schwimmerinnen im Teenager-Alter vor ihr. Zumindest konnte sie sich durch ihren fünften Platz über die 100m Freistil einen Platz im Staffelteam der Australier und so die Fahrkarte nach London sichern. Im Olympia-Team ist Trickett mit 27 Jahren die älteste weibliche Schwimmerin.
Auch 13, 14 und 15-Jährige kämpfen bereits um die Medaillen
Auch die nächste Generation australischer Supertalente konnte in Adelaide bereits erste Duftmarken hinterlassen. Über die 400m Freistil schwamm die erst 14 Jahre alte Remy Fairweather aufs Podium, knackte in 4:08,63 Minuten die Olympianorm und verfehlte das Ticket für London nur, da zwei Athletinnen schneller waren. Die 16-jährige Taylor McKeown konnte über die 200m Brust die einstige Weltmeisterin Leisel Jones am Gewinn einer Medaille hindern. Im Finale über die 50m Schmetterling verpasste mit Lucia Lassman eine erst 13-Jährige als Vierte knapp das Podium.
Bei den Herren ließen der 17-jährige Jarrod Parrot und der noch zwei Jahre jüngere Mack Horton ihr Talent aufblitzen. Über die 1500m Freistil sicherten sie sich in 15:13,38 bzw. 15:14,73 Minuten die Plätze eins und zwei und verfehlten dabei nur knapp die Olympianorm. Auch für die kommenden Jahre scheint die Versorgung mit jungem Schwimmerblut in Downunder also gesichert zu sein.