(27.04.2013) Auch heute hielten bereits die Vorläufe der Schwimm-DM in Berlin eine faustdicke Überraschung bereit: Weltrekordhalterin Britta Steffen verfehlte über die 100m Freistil die Vorlaufnorm und dürfte aus dem Rennen um die WM-Startplätze damit bereits ausgeschieden sein. Insgesamt ein Dutzend Athleten konnte sich hingegen die Chancen auf das Ticket für die Weltmeisterschaften bewahren.
Der Plan von Chef-Bundestrainer Henning Lambertz, die Athleten in Berlin doppelt zu fordern, um sie so an die Doppelbelastung bei den Saisonhöhepunkten zu gewöhnen, sorgt bereits in den Vorläufen für Hochspannung. Auch am vorletzten Tag der Deutschen Meisterschaften in Berlin wurde das Feld im Kampf um die WM-Tickets kräftig vorsortiert und ausgedünnt. Insgesamt zwölf Atheten gelang es unter der Vorlaufnorm zu bleiben. Prominentestes Opfer der neuen Regelung könnte jedoch DSV-Star Britta Steffen werden.
Keine Chance auf den WM-Startplatz? Britta Steffen verfehlt Vorlaufnorm
Die Weltrekordhalterin verfehlte über die 100m Freistil in 55,68 Sekunden überraschend die geforderte Vorlaufnorm von 55,52 Sekunden. Damit dürfte der Zug über die 100m Freistil für sie bereits abgefahren sein. Steffen ist zwar für die Schwimm-WM vornominiert, allerdings nur über die 50m Freistil. Um sich trotzdem einen Startplatz über die doppelte Distanz zu sichern, muss Britta Steffen nicht nur darauf hoffen, dass der DSV bei ihr ein Auge zudrückt. Sie muss sich zuvor im direkten Duell gegen ihre Konkurrentinnen durchsetzen und einen der ersten beiden Plätze erschwimmen.
Schreiber und Brandt vor Steffen und bereits unter der Finalnorm
Dies klingt leichter gesagt als getan. In den Vorläufen blieben mit Daniela Schreiber (54,74 Sekunden) und Dorothea Brandt (54,82 Sekunden) zwei Athletinnen unter der geforderten Vorlaufnorm und erfüllten damit bis dahin die Qualifikationskriterien des DSV. Beide unterboten mit ihren Zeiten sogar schon die im Finale zu knackenden Normzeiten. Sollten sie dies in den Endläufen wiederholen, könnte der DSV bei einer Nominierung Steffens über diese Strecke in Erklärungsnot kommen. Steffens Saisonbestleistung liegt bisher bei 54,35 Sekunden.
Steffen Deibler auch über 100m Freistil auf WM-Kurs
Eine souveräne Vorstellung lieferte hingegen Steffen Deibler über die 100m Freistil der Herren ab. In 48,85 Sekunden unterbot er nicht nur die geforderte Vorlaufnorm von 49,23 Sekunden deutlich. Er blieb auch unter der im Endlauf zu knackenden Zeit von 48,93 Sekunden. Neben ihm konnte kein weiterer Athlet die Vorlaufnorm unterbieten. Die stärkste Leistung der Verfolger lieferte Kevin Leithold in 49,89 Sekunden ab. Damit müssen auch Marco di Carli (50,08), Markus Deibler (49,98) und Titelverteidiger Christoph Fildebrandt (50,50) ihre Hoffnungen auf die WM-Qualifikation über diese Strecke begraben. Steffen Deibler hingegen peilt bereits seinen zweiten WM-Startplatz an. Gestern hatte er sich über die 50m Schmetterling das WM-Ticket gesichert und war dabei bis auf eine Hundertstel an die WM-Norm herangeschwommen.
Auch Olympia-Teilnehmer Glania scheitert an der Vorlaufnorm
Über die 200m Rücken der Damen dürfen mit Jenny Mensing (2:11,88), Selina Hocke (2:12,79) und Lisa Graf (2:13,30) drei Athletinnen auf einen WM-Startplatz hoffen. Sie unterboten die Vorlaufnorm von 2:13,48 Minuten. Im Finale wartet nun eine Qualifikationszeit von 2:11,09 Minuten auf das Trio. Mensing und Hocke hatten sich gestern bereits über die 50m Rücken ihren Platz im WM-Team gesichert.
Auch bei den Herren dürfte uns über diese Strecke am heutigen Nachmittag ein spannender Kampf um die WM-Tickets erwarten. Mit Yannick Lebherz (1:58,60) und Christian Diener (2:00,52) blieben hier zwei Athleten unter der Vorlaufnorm von 2:00,74 Minuten. Auch hier gab es ein prominentes Opfer der neuen Regularien: Vorjahressieger und Olympia-Teilnehmer Jan-Philip Glania verpasste in 2:01,25 Minuten die geforderte Normzeit und ist nun bereits raus aus dem Rennen um die WM-Tickets. Gleiches gilt für Felix Wolf, der in 2:01,26 Minuten knapp hinter Glania die viertschnellste Zeit des Feldes schwamm und ebenfalls zu den potentiellen WM-Kandidaten zählte.
Ruhnau, vom Lehn und Feldwehr bewahren WM-Chance über die 100m Brust
Über die 100m Brust der Herren dürfte es ein spannender Kampf um das WM-Ticket und den Titel werden. Sowohl Christian vom Lehn (1:00,98) als auch Hendrik Feldwehr (1:01,33) blieben unter der geforderten Vorlaufnorm von 1:01,37 Minuten. Im Finale gilt es eine Zeit von 1:00,86 Minuten zu schlagen, um sich das direkte Ticket für die Schwimm-WM zu sichern. Unabhängig von der Zeit dürfte der Sieger zudem auf eine Nominierung für die deutsche Lagenstaffel hoffen.
Bei den Damen knackte Titelverteidigerin Caroline Ruhnau problemlos die Vorlaufnorm von 1:09,56 Minuten. Mit ihrer Zeit von 1:08,51 Minuten blieb die Essenerin sogar bereits zwölf Hundertstel unter der im Finale zu knackenden Zeit.
Nur Hentke schmettert unter die Vorlaufnorm
Über die 200m Schmetterling der Damen blieb einzig Franziska Hentke unter der geforderten Vorlaufnorm (2:11,37). Die Magdeburgerin schwamm in 2:09,74 Minuten die mit Abstand schnellste Zeit des Feldes. Im Finale gilt es für sie die Normzeit von 2:09,38 Minuten zu unterbieten. Bei den Herren konnte sich über diese Strecke kein Athlet die Chance auf einen WM-Startplatz bewahren. Olympiateilnehmer Philip Heintz legte hier in 1:59,19 Minuten die schnellste Zeit der Vorläufe hin, verfehlte die geforderte Norm von 1:58,20 Minuten jedoch deutlich.
Mit den Finalläufen geht es heute bereits um 14:45 Uhr weiter. Wir werden dann wie gewohnt live berichten.