Videotipp
21. April 2013

(21.04.2013) Im Jahr eins nach der Olympia-Pleite von London beschreitet der Deutsche Schwimm-Verband neue Wege. Mit verändertem Qualifikationsmodus und neuem Chefbundestrainer an der Spitze soll der Abwärtstrend gestoppt werden. Als erste Standortbestimmung stehen die Weltmeisterschaften in Barcelona auf dem Plan. Der Weg dahin führt über die Deutschen Meisterschaften in Berlin. Hier warten im Vergleich zur Vergangenheit deutlich gelockerte Normen auf die DSV-Schwimmer. Wir werfen einen Blick darauf, wen man beim Kampf um die WM-Tickets auf der Rechnung haben sollte. Den Anfang machen die Damen:


Nachdem mehrere deutsche Top-Schwimmerinnen seit den Olympischen Spielen ihre Karriere beendet haben, bietet sich mit dem neuen Olympiazyklus auch die Chance für junge neue Kräfte unter den deutschen Athletinnen sich ins Lampenlicht zu schwimmen. Wir schauen Lage für Lage, wer in Berlin auf den WM-Zug aufspringen könnte:

Freistil: Berlin als Durchgangsstation für Steffen, Brandt und Schreiber?

Über die kurzen Freistilstrecken konnten die gestandenen Mitglieder der DSV-Nationalmannschaft seit Jahresbeginn bereits mehrfach unter Beweis stellen, dass sie die WM-Normen draufhaben. An einer Qualifikation von Britta Steffen über ihre Paradestrecken 50 und 100m Freistil zweifelt kaum einer, obwohl die zweifache Olympiasiegerin zuletzt mit gesundheitlichen Schwächen zu kämpfen hatte. Über die 50m Freistil dürfte Dorothea Brandt die besten Chancen auf das Ticket für Barcelona haben. Bereits viermal blieb sie in diesem Jahr unter der WM-Norm. Doch auch Daniela Schreiber sollte man über diese Strecke im Blick haben. Im vergangenen Jahr konnte sie sich überraschend vor Brandt die Olympia-Quali sichern. Schreibers Stärke liegt jedoch eher auf den 100m. Hier gilt sie hinter Britta Steffen als heißeste Anwärterin auf das WM-Ticket.

Nach dem Ausfall von Silke Lippok dürfte die WM-Qualifikation über die 200m Freistil für die weiteren Athletinnen außer Reichweite liegen. Spannend wird es eher auf den langen Distanzen. Auf WM-Tickets hoffen Sarah Köhler, Isabelle Härle oder auch Youngster Leonie Antonia Beck. Über die 1500m Freistil konnten Härle und Köhler in diesem Jahr bereits unter Beweis stellen, dass sie die WM-Normen drauf haben. Härle wird in Berlin jedoch nur über die 800m Starten. Dabei hat die Essnerin ihr WM-Ticket schon sicher: Dank ihrer Auftritte bei den Freiwasser-Weltcups in Mexiko und Israel sicherte sie sich bei der Schwimm-WM einen Startplatz über die 10km im Freiwasser. In Berlin soll nun die Quali fürs Becken folgen.

Unsere WM-Kandidaten: Steffen, Schreiber, Brandt, Härle, Beck und Köhler

Rücken: Mensing in WM-Form - wer kann ihr nach Barcelona folgen?

Auch die zweifache Europameisterin Jenny Mensing dürfte mit den vom DSV geforderten WM-Normen keine Probleme bekommen. Über die 100m Rücken konnte Mensing die Qualifikationszeiten in diesem Jahr bereits knacken. Über die 50m Rücken war sie zuletzt nur wenige Hundertstel davon entfernt und auch über die 200m kam sie bereits in Schlagdistanz. Durch die gelockerten Normen haben hinter Mensing auch weitere Athletinnen die Chance auf die WM-Quali. Über die 50 und 100m Rücken macht sich so zum Beispiel Lisa Graf Hoffnungen. Die 21-Jährige wechselte zuletzt von der SSG Leipzig zur SG Neukölln und stand im vergangenen Jahr im DSV-Kader bei der Kurzbahn-EM. Für Überraschungen könnte zudem Nachwuchshoffnung Selina Hocke sorgen, die vor wenigen Tagen erst bei den Schul-Weltmeisterschaften in Israel Gold holen konnte. Hinzu gesellen sich mehrere Athletinnen, die über die 50m Rücken unter die WM-Norm sprinten könnten.

Unsere WM-Kandidaten: Jenny Mensing

Schmetterling: Wenk und Hentke wollen Titel verteidigen und WM-Tickets holen

Über die 50 und 100m Schmetterling möchte Olympiateilnehmerin Alexandra Wenk ihre DM-Titel aus dem Vorjahr verteidigen und sich für die WM in Barcelona qualifizieren. Konkurrenz über die kurze Sprintdistanz kommt dabei von Dorothea Brandt, die auch in dieser Lage Chancen auf einen WM-Startplatz haben dürfte. Auch Younster Paulina Schmiedel darf nicht außer Acht gelassen werden. Sie war im vergangenen Jahr bereits bei den Weltmeisterschaften auf der Kurzbahn für den DSV am Start. Über die 200m Schmetterling stehen die Karten gut für Franziska Hentke. Die Magdeburgerin verpasste 2012 die Olympia-Quali knapp, schwamm in diesem Jahr jedoch bereits mehrfach an die WM-Norm heran.

Unsere WM-Kandidaten: Wenk und Hentke

Brust: Generationswechsel nach Poewe-Rücktritt

Über die Brustdistanzen deutet sich nach dem Rücktritt von DSV-Star Sarah Poewe ein Generationswechsel an. Mit Caroline Ruhnau steht zwar weiterhin eine feste Größe der deutschen Nationalmannschaft an der Spitze, doch dahinter steht der Nachwuchs bereits Schlange. Besonders spannend dürfte es über die 50m Brust werden, auch hier könnte Sprint-Ass Dorothea Brandt den Spezialistinnen dieser Lage ein Schnippchen schlagen. Sie konnte in diesem Jahr die Norm bereits um fast eine halbe Sekunde unterbieten. Auch Youngster Margarethe Hummel konnte die WM-Norm schon knacken. Die 15-Jährige, die an der Seite von Selina Hocke ebenfalls Schul-Weltmeisterin wurde, gilt seitdem als heiße Anwärterin auf ein WM-Ticket. Doch auch Titelverteidigerin Caroline Ruhnau wird über die 50m ein kräftiges Wörtchen mitreden wollen. Über die doppelte Distanz geht Ruhnau als Favoritin auf das WM-Ticket an den Start. Auch hier könnte Hummel eine Chance zur WM-Qualifikation haben. Gleiches gilt für Vanessa Grimberg, deren Stärke jedoch vor allem auf den 200m Brust liegt. Nach dem Karriereende von Sarah Poewe dürfte sie über diese Distanz die größten Chancen auf einen WM-Startplatz haben.

Unsere WM-Kandidaten: Brandt, Ruhnau und Hummel

Lagen: Chance für Michalak - Talent Kathrin Demler darf hoffen

Über die 200m Lagen will sich Theresa Michalak nach der Olympia-Quali im vergangenen Jahr auch das WM-Ticket für Barcelona schnappen. Sollte sie an ihre Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen können, sollte dies kein Problem sein. Für eine Überraschung könnte über die Lagenstrecken auch Kathrin Demler sorgen. Die 16-Jährige lieferte zuletzt auch über die 400m Lagen starke Vorstellungen ab und hat gute Chancen die Nachfolge von Katharina Schiller als Deutsche Meisterin anzutreten. Die gebürtige Hildesheimerin hatte nach der verpassten Olympia-Quali im vergangenen Jahr die Schwimmbrille an den Nagel gehangen.

Unsere WM-Kandidaten: Michalak, Demler

Wer schnappt sich die Staffel-Tickets?

Für Spannung dürfte in Berlin auch der Kampf um die Plätze in den deutschen WM-Staffeln sorgen. Durch die Verletzungspause von Silke Lippok und das Karriereende von Lisa Vitting fehlen so zum Beispiel zwei Stammkräfte der deutschen 4x100m Freistilstaffel. Zwei Startplätze im Sprintquartett dürften an Britta Steffen und Daniela Schreiber gehen. Dahinter hat Dorothea Brandt die größten Chancen auch hier bei der WM zum Einsatz zu kommen. Um den vierten Startplatz kämpfen dann etwa ein halbes Dutzend Athletinnen. In Frage kommen hier zum Beispiel Nachwuchshoffnung Anna Stephanie Dietterle, Olympiateilnehmerin Annika Bruhn sowie mit Theresa Michalak oder Alexandra Wenk auch Athletinnen, die eigentlich auf andere Disziplinen spezialisiert sind.

Die Lagenstaffel wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aus den Deutschen Meisterinnen über die 100m Freistil zusammensetzen. Über die Freistilstrecke dürften hier Britta Steffen ebenso wie Jenny Mensing über die Rückendistanz als gesetzt gelten. Caroline Ruhnau gilt auf der Bruststrecke als heißeste Anwärterin. Über die 100m Schmetterling scheint eine Titelverteidigung von Alexandra Wenk wahrscheinlich, womit sich die junge Münchnerin auch den Startplatz in der Lagenstaffel sichern würde.
Mit Blick auf die 4x200m Freistilstaffel ist es durchaus möglich, dass die besten vier Athletinnen der DM in Berlin in der Addition die vom DSV geforderte Normzeit von 7:56,55 Minuten nicht erreichen könnten. Daher wird an dieser Stelle auf eine Aufstellung der WM-Kandidaten verzichtet.

Unsere WM-Kandidaten:
4x100m Freistil: Steffen, Schreiber, Brandt, Dietterle
4x100m Lagen: Mensing, Ruhnau, Wenk, Steffen

Morgen werfen wir eine Blick darauf, wer sich unter den DSV-Herren Hoffnungen auf einen WM-Startplatz machen darf.

.