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19. Februar 2013

(19.02.2013) Der neue Chef-Bundestrainer Henning Lambertz will die deutschen Schwimmer mit einem 5-Punkte-Plan wieder an die Weltspitze heranführen. Neben einer Verbesserung der Athletik, einer stärkeren Zentralisierung, der Schaffung eines Elite- und eines Perspektivteams sowie Richtlinien für die unmittelbare Wettkampfvorbereitung zählt auch die Einführung des Belohnungsprinzips zu den großen Säulen in Lambertz' Konzept. Ein Problemfeld bleibt weiterhin die Kommunikation.


Belohnungsprinzip:

"Für mich ist der Sportler, der etwas motiviert tut, weil er es verstanden hat, der erfolgreiche und nicht der, der etwas tut, weil er es muss", erklärt Lambertz. Im Interview mit der Frankfurter Rundschau erkläutert der neue Bundestrainer, wie er die deutschen Schwimmer nach der Olympia-Pleite von London wieder auf die richtige Spur bringen will. Zu den fünf Säulen seines Konzeptes gehört so zum Beispiel der Wechsel weg von einem Sanktions- hin zu einem Belohnungssystem. "Wenn ich einen 16 Jahre alten Sportler überzeugt habe, dass es sinnvoller ist, sich einem Bundesstützpunkt anzuschließen, statt beim SV Hückelhoven 05 zu bleiben: Als Belohnung bekommt er zum Beispiel bei der nächsten Kurzbahn-EM eine Wildcard", so Lambertz.

Zentralisierung:

Hierbei klingt auch ein weiterer Punkt seines Masterplans durch: die stärkere Zentralisierung des deutschen Schwimmsports. Die Bundesstützpunkte und Großvereine sollen gestärkt werden. Ziel ist es, junge Talente schon frühzeitig an die Bundesstützpunkte heranzuziehen und nicht erst, wenn diese bereits jenseits der 20 Jahre sind. Der Deutsche Schwimm-Verband unterhält Bundesstützpunkte in Berlin, Essen, Halle/Saale, Heidelberg und Hamburg.

Verbesserung der Athletik:

Im Rahmen von Lambertz' Konzept soll auch der Bundeswehrstandort in Warendorf demnächst eine stärkere Rolle spielen. Hier sollen die DSV-Athleten an einem weiteren wichtigen Punkt arbeiten: der Athletik. Fünf- bis sechsmal pro Jahr will Lambertz die Athleten zusammenholen, um deren Fitness zu verbessern. "Der Bereich, den ich im ersten Jahr am meisten im Fokus habe, ist die Athletik." Unter anderem sollen Bootcamps auf dem Plan stehen. Obwohl militärischer Drill dazugehört, soll die Abwechslung im Mittelpunkt stehen. "Es ist so angelegt, dass sie in der Athletik fit gemacht werden, aber mit dem größtmöglichen Faktor an Spaß", erklärt Lambertz.

Elite- und Perspektivteam:

Lambertz bekräftigte zuletzt vor allem die "zweite Reihe" der deutschen Top-Schwimmer stärken zu wollen. Dazu sollen die Athleten in ein Elite- und ein Perspektivteam aufgeteilt werden. Für das Perspektivteam, dem etwa 20 Athleten angehören sollen, sind die zentralen Maßnahmen wie z.B. die Bootcamps verpflichtend. Die Athleten des Eliteteams - Britta Steffen, Paul Biedermann sowie Steffen und Markus Deibler - können die Angebote wahrnehmen, müssen dies jedoch nicht. "Sie haben in den letzten Jahren gezeigt, dass sie mit dem, was sie machen, so erfolgreich sein können, dass sie in der Weltspitze mithalten oder sie dominieren," so Lambertz.

Richtlinien für die unmittelbare Wettkampfvorbereitung:

Eine große Schwäche der DSV-Athleten in den vergangenen Jahren war stets, dass sie bei Deutschen Meisterschaften mit Weltjahresbestzeiten und Deutschen Rekorden glänzen konnten, beim Saisonhöhepunkt jedoch nicht in der Lage waren, diese Leistungen zu wiederholen. Der Zeitraum zwischen Qualifikation und Höhepunkt soll besser und einheitlicher strukturiert werden. Daher sollen feste Richtlinien für die unmittelbare Wettkampfvorbereitung zwischen den Deutschen Meisterschaften und dem Saisonhöhepunkt erarbeitet werden. "Da haben wir in der Vergangenheit Schwächen gehabt", so Lambertz, der in diesem Punkt einen klaren zeitlichen Ablauf und mehr Sicherheit schaffen will.

Problemfeld: Die Kommunikation

Damit er erfolgreich sein kann, muss dieser 5-Punkte-Plan den Beteiligten auch richtig vermittelt werden. Zuletzt konnte der DSV kaum mit einer glänzenden Kommunikationsstruktur glänzen. "Da müssen wir am besten fünf, sechs Schippen drauflegen", so Lambertz. Dabei geht es vor allem um die interne Kommunikation. "Es gibt immer noch zu viele Fragezeichen, das höre ich, wenn ich mit den Trainern in der Peripherie spreche. Wir müssen versuchen, mehr und offener zu kommunizieren und alle mitzunehmen." Auch den Athleten sollen die Maßnahmen besser vermittelt werden. "Wir wollen nicht sagen, du musst 15 Klimmzüge können, sondern: Wo ist die Assoziation zum Schwimmen", erläutert Lambertz.

Dass es im Punkt Kommunikation noch immer hapert, zeigt die Auswertung der Ergebnisse der Strukturkommission, die nach den enttäuschenden Olympischen Spielen im vergangenen Jahr eingesetzt wurde. Auf die Frage, ob die Ergebnisse der Kommission ihm weitergeholfen hätten, blieb Lambertz nur die Antwort: "Dazu müsste ich sie erst mal kennen. Die Kommission hat getagt, aber ich weiß bis heute keine Ergebnisse. Als Chefbundestrainer ist das natürlich suboptimal."