(14.12.2010) Im zweiten Teil des Ausblicks auf die Kurzbahn-WM in Dubai geht es heute um die Chancen der DSV-Staffeln und die Aussichten der fünf Männer neben den Deiblers. Paul Biedermann wird über seine Paradestrecken 200 und 400m Freistil antreten. Über die Brustdistanzen werden Marco Koch und Hendrik Feldwehr zu sehen sein. Benjamin Starke wird die 100m Schmetterling in Angriff nehmen. Staffel-Veteran Stefan Herbst startet im Einzel über die 50 und 100m Rücken.
Zur Kurzbahn-EM fuhr Paul Biedermann als Titelfavorit. Bei der Weltmeisterschaft in Dubai wird er nur einer von zahlreichen Titelanwärtern sein. Über die 200m Freistil wird es der Hallenser mit US-Star Ryan Lochte zu tun bekommen. Dieser konnte im Sommer mit Topleistungen glänzen und ließ dabei sogar Michael Phelps alt aussehen. Er kommt als Favorit über die 200m an den Golf. Wie bereits bei der Kurzbahn-EM wird auch der Russe Daniil Izotov in Dubai versuchen Paul Biedermann das Leben schwer zu machen. In Eindhoven entriss er Biedermann den Titel und schwamm neue Weltjahresbestzeit. Hinzu kommt Frankreichs Supertalent Yannick Agnel, der auf die Kurzbahn-EM verzichtete. Im Fernduell war er bei den französischen Meisterschaften zuletzt jedoch schneller als Biedermann. “Auch ohne Michael Phelps ist das eine Top-Konkurrenz. Mir ist klar, dass ich in Dubai nur bestehen kann, wenn ich meine Bestform abrufen kann”, erklärt der 24-Jährige. “Aber ich werde natürlich versuchen, um die Medaillen oder sogar den Titel mitzukämpfen.” Nicht dabei sein wird jedoch der Weltjahresbeste auf der langen Bahn, Tea Hwan Park aus Südkorea.
400m wohl aussichtsreicher für Biedermann
Über die doppelte Distanz geht Biedermann als Führender der Weltrangliste an den Start. Zuletzt erklärte er, über die 400m derzeit wohl ohnehin besser draufzusein. In Dubai kann er sich über diese Strecke nun bei Yannick Agnel revanchieren, der ihm bei der EM in Budapest eine schmerzhafte Niederlage zugefügt hatte. Auch der Tunesier Oussama Mellouli zählt zu den Konkurrenten Biedermanns, ebenso wie Agnels Landsmann Sebastien Rouault oder Federico Colbertaldo. Der Italiener schwamm bei der Kurzbahn-EM in Eindhoven bis 350m mit Biedermann mit, bevor der Doppel-Weltmeister den Turbo zündete. Doch diese Konkurrenz dürfte für Biedermann besser zu managen sein, als über die 200m.
Hendrik Feldwehr trifft auf Großkaliber
Mit Hendrik Feldwehr und Marco Koch schickt der DSV gleich zwei Brustschwimmer nach Dubai, wobei Marco Koch eher die 200m im Blick hat, während Feldwehr sich auf die kurzen Strecken konzentriert. Über die 50m konnte er sich in Eindhoven EM-Bronze holen, doch bei der Kurzbahn-WM warten einige Großkaliber auf den 24-Jährigen. Die beiden Südafrikaner Cameron van der Burgh und Roland Schoeman sowie der Brasilianer Felipe Silva sind hier die Topfavoriten. Einer dieser drei könnte als erster Schwimmer in diesem Jahr unter die Marke von 26 Sekunden schwimmen. Ein Finalplatz für Feldwehr dürfte das Ziel sein, mehr wird angesichts der Konkurrenz äußerst schwierig. Van der Burgh und Silva zählen auch über die 100m Brust zu den Favoriten. Dahinter wird das Feld eng. Der Italiener Scozzoli, der Japaner Tomita, Silvas Landsmann Barbossa, Hughues Dubosque aus Frankreich oder auch die US-Amerikaner Gangloff und Alexandrov kommen für die Medaillen in Frage. Mit einem guten Rennen dürfte auch Hendrik Feldwehr eine Chance haben.
Marco Koch fliegt als Nr. 2 der Welt nach Dubai
Auch Marco Koch wird über die 100m Brust antreten, doch für ihn dürfte bereits der Finaleinzug schwer werden. Besser sieht es für den Darmstädter über die 200m aus. Hier geht er als zweiter der Weltrangliste an den Start. Nur der Japaner Tomita war in diesem Jahr schneller. Dieser wird auch bei der WM in Dubai antreten und zählt damit zu den Favoriten über iese Strecke. Zu ihm gesellt sich der der ungarische Europameister Daniel Gyurta. Auch der Russe Grigory Falko, Vize-Weltmeister Eric Shanteau oder die beiden Australier Sprenger und Rickard haben Medaillenchancen. Für Marco Koch wird es gegen diese Konkurrenz nicht einfach, doch auch er kann durchaus aufs Podium schwimmen.
Finale als Ziel für Benjamin Starke und Stefan Herbst
Kaum Medaillenchancen dürften jedoch Benjamin Starke und Stefan Herbst haben. Starke wird über die 100m Schmetterling antreten und hier auf Teamkollegen Steffen Deibler, den Russen Evgeny Korotyshkin, den Niederländer Verlinden und einige andere treffen. Die Finalchancen stehen gut, mit allem was darüber hinausgeht, würde der Berliner für eine große Überraschung sorgen. Für Altmeister Stefan Herbst sieht es mit Blick auf die Konkurrenz nicht rosiger aus. Der 32-Jährige wird in Dubai über die 50 und 100m Rücken starten. Hier wird auch wieder der Russe Stanislav Donets antreten, der bei der EM in Eindhoven einen neuen Europarekord aufgestellt hatte. Auch Camille Lacourt aus Frankreich ist dabei. Er hatte im Sommer in Budapest für die erste kontinentale Bestmarke seit dem Verbot der Hightech-Anzüge überhaupt gesorgt. Aschwin Wildeboer aus Spanien, Mirco di Tora aus Italien, Arkady Vyatchanin aus Russland oder auch der Niederländer Nick Driebergen sind durchaus stärker einzuschätzen als Herbst. Für den Leipziger dürfte bereits die Finalteilnahme ein Erfolg sein. Doch sowohl Starke als auch Herbst werden in Dubai eine wichtige Rolle spielen, wenn es um die Medaillenchancen des DSV-Teams geht, allerdings in den Staffeln. Beide sind für die 4x200m Freistilstaffel vorgesehen. Herbst wird zudem das Lagenquartett als Startschwimmer auf die Reise bringen.
Medaillenchance für das Freistil-Quartett
Vor allem über die 4x200m Freistil dürften die deutschen Herren gute Chancen haben, um die Podestplätze mitzuschwimmern. Mit Paul Biedermann führt der Weltrekordhalter das Team an. Benjamin Starke hatte bei der EM mit Platz fünf seine Qualitäten unter Beweis gestellt. Markus Deibler konnte mit seinem Sieg gegen Paul Biedermann bei den Deutschen Meisterschaften überzeugen und verdeutlichte einmal mehr, dass er über seine Grenzen hinausgehen kann, wie kein zweiter. Komplettiert wird das Quartett durch Stefan Herbst, der eine gehörige Portion Staffelerfahrung mitbringt. Das DSV-Team wird über die 4x200m vor allem aus Russland, Frankreich, den USA und möglicherweise auch aus Italien Konkurrenz bekommen. Favorisiert düften die Mannschaften aus den USA und Russland sein. Die US-Boys haben mit Ryan Lochte den Top-Favoriten der Einzelstrecke in ihren Reihen, hinzu kommen mit Peter Vanderkaay, David Walters und Ricky Berens drei Mitglieder des Gold-Teams der Olympischen Spiele 2008. Russland kann auf Daniil Izotov und Nikita Lobintsev bauen. Doch wenn die DSV-Männer von Beginn an dran bleiben, haben sie gute Chancen auf einen Podestplatz.
Schwere Aufgaben für die 4x100m Lagenstaffel
Schwieriger dürfte es über die 4x100m Lagen werden. Die schwächste Position dürfte bereits Startschwimmer Stefan Herbst sein. Auch wenn es hart klingt: Derzeit können die deutschen Rückenschwimmer einfach nicht mit der internationalen Top-Elite mithalten. Die Franzosen mit Lacourt und Russen mit Donets haben hier ganz andere Kaliber, die in der Lage sind ein bis zwei Sekunden schneller zu schwimmen. Das US-Team muss auf seinen etatmäßigen ersten Mann verzichten. Rückenschwimmer David Plumer wird wohl nicht in Dubai antreten, da er in seiner Heimat eingeschneit ist. Durchaus möglich, dass statt ihm Ryan Lochte den Platz in der Staffel einnimmt – durchaus keine Schwächung. Bei den USA wird David Plumer anschwimmen, auch er hat 50er Zeiten drauf. Auf der Bruststrecke haben die Russen mit Lakhtyukhov oder Falko Schwimmer, die etwa in der Liga von Hendrik Feldwehr spielen. Ebenso sieht es bei den Franzosen mit Hughues Dubosque und bei den Amerikanern mit Gangloff oder Alexandrov aus. Auf der Schmetterlingsstrecke hat der DSV mit Steffen Deibler dann sein Ass im Ärmel. Doch allzu viel dürfte auch er den Russen mit Korotyshkin und Amerikanern mit McGill nicht abnehmen können. Die Franzonsen Lefert oder Gilot dürften es da schon schwerer haben. Doch das Quarett hat mit Alain Bernard den Olympiasieger hinten hinaus auf der Freistilstrecke, auch wenn dieser gerade in Staffelrennen immer wieder schwächelte. Gut möglich, dass Gilot statt ihm schwimmt. Die USA schicken mit Nathan Adrian zwar einen eher unbekannten Namen ins Rennen, doch international gilt er unter vielen als einer der besten “Unbekannten”. Russland kann hier auf Izotov bauen. Für den DSV wird Markus Deibler versuchen das Unmögliche möglich zu machen. Er kann möglicherweise mit der Konkurrenz mithalten. Doch etwas aufzuholen dürfte auch für ihn schwer werden. Die besten Aussichten auf die Medaillen dürften somit die USA, Frankreich und Russland haben. Auch die Brasilianer haben eine Top-Mannschaft mit Rücken-Ass Guido, Brustspezialist Silva, Schmetterlingsschwimmer Almeida und Weltmeister Cielo und könnten für eine Überraschung sorgen. Erst dahinter muss man wohl realistischerweise das DSV-Team sehen, welches ungefähr auf einer Stufe mit dem italienische Qartett stehen dürfte, auch wenn es diesem an einem guten Schmetterlingsschwimmer fehlt.