(20.12.2010) Drei Medaillen – Soll erfüllt. So könnte das Fazit der sportlichen Führung des DSV nach der WM in Dubai lauten. Doch es gab durchaus Grund zur Kritik. Zur internationalen Spitze fehlt in vielen Fällen doch ein großes Stück. Für die Highlights aus deutscher Sicht sorgten die Deiblers und letztlich auch Paul Biedermann. Insgesamt trugen die Titelkämpfe den Stempel von US-Sunnyboy Ryan Lochte.
Mit drei Medaillen haben die DSV-Schwimmer das von der sportlichen Leitung vorgegebene Ziel bei der Kurzbahn-WM in Dubai genau erfüllt. Für das einzige Gold sorgte Paul Biedermann, der sich nach dem WM-Sieg im vergangenen Jahr auf der Langbahn über die 400m Freistil auch den Weltmeistertitel im 25m-Becken holen konnte. “Das ist doch noch ein geiler Jahresabschluss”, erklärte Biedermann, der sich in den letzten Tagen nach den verpassten Medaillen über die 200m Freistil und mit der Staffel vielerorts Kritik anhören musste. “Die haben alle schon gedacht, dass ich nichts drauf habe. Mein Trainer Frank Embacher hat mir nach dem Vorlauf gesagt, dass ich nun eben zaubern muss. Das ist mir geglückt”, so das WM-Fazit von Biedermann.
Deibler-Brüder komplettieren Medaillensatz
Europameister Steffen Deibler konnte sich in einem sehr engen Feld über die 50m Schmetterling Bronze holen und damit eine lange Kurzbahn-Saison mit seiner ersten WM-Medaille beenden. “Klar war es sehr knapp, aber ich freue mich über Bronze. Ich habe allen gezeigt, dass ich es drauf habe”, so der 23-Jährige, der sich mehr über die Medaille freute, als dem verpassten Sieg nachzutrauern. Sein Bruder Markus komplettierte am letzten Wettkampftag den DSV-Medaillensatz mit seinem zweiten Platz über die 100m Lagen. In 51,68 Sekunden hatte er zudem den Deutschen Rekord gehörig nach unten gedrückt. “Erste WM-Medaille, tolles Gefühl. Aber ich hoffe, dass dies in meiner Karriere erst der Anfang ist”, erklärte er nach dem Rennen. Mit der Silbermedaille hatte er im Grunde das Optimum über diese Strecke herausgeholt. Der Sieg war hier reserviert für US-Star Ryan Lochte, der die Titelkämpfe dominierte, so wie man es zuvor nur von einem Michael Phelps kannte.
Lochte-Festspiele in der Wüste
Insgesamt sechs Titel holte sich der Sunnyboy aus Florida in Dubai. Alle drei Lagenstrecken entschied er für sich. Über die 200m Freistil ließ er unter anderem Paul Biedermann keine Chance. Zudem gewann er über die 200m Rücken und führte auch die 4x100m Lagenstaffel der USA zum Sieg. Mit seinen Weltrekorden über die 200 und 400m Lagen war er zudem der erste Schwimmer, der seit dem Verbot der Hightechanzüge eine neue Bestmarke auf einer Einzelstrecke aufstellen konnte. Neben dem Becken machte er durch seine individuelle Schuhwahl auf sich aufmerksam. “Damit sehe ich aus wie ein Marsmensch”, meint Lochte und fügte bescheiden hinzu: “Und ich bin definitiv nicht von dieser Welt.”
US-Team dominiert – Spanien überrascht
Damit trug Lochte gehörig dazu bei, dass das US-Team auch 2010 auf Platz eins des Medaillenspiegels landete. Ein dutzend Siege und insgesamt 25 Medaillen gab es für die Schwimmer aus den USA. Neben Lochte machte hier vor allem Rebecca Soni von sich reden, die alle drei Bruststrecken für sich entscheiden konnte. Für eine kleine Überraschung sorgten die Athleten aus Spanien, die mit vier Siegen auf Platz drei hinter Russland kamen. Den Löwenanteil daran hatte Mireia Belmonte, die über die 200 und 400m Lagen sowie die 200m Schmetterling zu Gold schwamm. Etwas enttäuschend liefen die Titelkämpfe für das Team aus Australien. Mit sieben Silbermedaillen etwickelten sich die Schwimmer aus Downunder in Dubai zu den “ewigen Zweiten”. Erst Felicity Galvez konnte mit ihrem Sieg über die 100m Schmetterling am letzten Wettkampftag den Bann brechen.
Finalquote der DSV-Schwimmer unter 50%
Das DSV-Team landete mit seinem Medaillensatz auf dem elften Rang. Damit wurde zwar die Zielvorgabe von Sportdirektor Lutz Buschkow erfüllt, doch vollends zufrieden wird man damit nicht sein können. Für positive Schlagzeilen sorgten vor allem die Männer mit ihren drei Medaillen, der Bestmarke von Markus Deibler und den Deutschen Rekorden der 4×100 Lagen- und 4x200m Freistilstaffel. Doch trotz der nationalen Bestmarken konnten sich die Quartette nicht auf dem Podium platzieren. Die internationale Konkurrenz ist derzeit einfach zu weit weg. Bei der WM wurde doch recht schnell deutlich, dass hier ein paar größere Kaliber unterwegs sind, als es noch bei der Kurzbahn-EM in Eindhoven der Fall war. Bei den Frauen sorgten Dorothea Brandt und Theresa Michalak mit jeweils fünften Plätzen für die besten Ergebnisse. “Noch nie sind wir mit einer so starken Mannschaft zu einer Kurzbahn-WM gefahren. Das ist die Creme de la Creme. Ich gehe davon aus, dass wir oben mitspielen. Alle, die mit dabei sind, haben das Potenzial für Medaillen”, hatte Dirk Lange vor der WM erklärt. Trotz des kleinen Teams und der harten Auswahlkriterien lag die Finalquote unter 50%. Neun mal kamen die DSV-Athleten bei 21 Einzel-Starts in den Endlauf.
Erneut keine Top-Leistungen beim Höhepunkt
Zudem schafften es die DSV-Athleten erneut nicht, zum Höhepunkt auch die beste Leistung abzuliefern. Gerade einmal auf acht von 21 Einzelstrecken wurden Saisonbestleistungen aufgestellt. “75 Prozent des Teams sollen Jahresbestleistung bringen”, hieß es von Lutz Busckow noch vor der WM. Viele Athleten mussten jedoch bereits vorher in der Saison “voll gehen”, um die harten DSV-Normen zu erfüllen. Einen großen Anteil an den schlechteren Leistungen hatte zudem der erste Wettkampftag. Fünf DSV-Athleten scheiterten hier bereits im Vorlauf. Zuvor in der Saison hatten sie Leistungen gezeigt, mit denen sie auch bei der WM eine Runde weiter gekommen wären. Besonders bitter war hierbei natürlich das Vorlauf-Aus von Steffen Deibler als Weltjahresbester über die 100m Schmetterling. Die Verantworlichen des DSV müssen sich durchaus die Frage gefallen lassen, ob es aus sportlicher Sicht sinnvoll war, erst einen Tag vor den Titelkämpfen in Dubai anzureisen.
Hier die Leistungen der DSV-Schwimmer in der Übersicht:
Zeit | Saisonbestzeit vor WM | |
Paul Biedermann | ||
1. 400m Fr | 03:37,06 | 03:39,51 |
5. 200m Fr | 01:42,19 | 01:42,94 |
Steffen Deibler | ||
3. 50m S | 00:22,44 | 00:22,34 |
4. 50m Fr | 00:20,97 | 00:20,98 |
21. 100m S | 00:51,72 | 00:49,95 |
Markus Deibler | ||
2. 100m Lg | 00:51,69 | 00:52,17 |
Hendrik Feldwehr | ||
15. 50m Br | 00:26,90 | 00:26,68 |
17. 100m Br | 00:58,97 | 00:58,09 |
Marco Koch | ||
4. 200m Br | 02:05,15 | 02:04,86 |
18. 100m Br | 00:59,02 | 00:58,83 |
Stefan Herbst | ||
14. 50 Rü | 00:24,01 | 00:23,81 |
20. 100m Rü | 00:52,50 | 00:51,90 |
Benjamin Starke | ||
18. 100m S | 00:51,55 | 00:50,93 |
Dorothea Brandt | ||
5. 50m Br | 00:30,19 | 00:30,31 |
8. 50m Fr | 00:24,21 | 00:24,27 |
Silke Lippok | ||
10. 200m Fr | 01:55,58 | 01:53,96 |
12. 100m Fr | 00:53,49 | 00:53,75 |
Daniela Schreiber | ||
11. 100m Fr | 00:53,33 | 00:53,05 |
21. 200m Fr | 01:57,27 | 01:56,49 |
Theresa Michalak | ||
5. 100m Lg | 00:59,57 | 00:59,85 |