(27.12.2010) Im ersten Teil des swimsportnews-Jahresrückblicks geht es heute um die internationalen Auftritte des DSV-Teams im Jahr 2010, von der Europameisterschaft in Budapest über die Weltcup-Serie hin zur Kurzbahn-EM und -WM. Auf und Abs gab es für Paul Biedermann, die Deibler-Brüder konnten im kleinen Becken glänzen und Nachwuchshoffnung Silke Lippok gelang der Sprung auf die internationale Bühne.
Als Höhepunkt stand für die Athleten des DSV in diesem Jahr die Europameisterschaft in Budapest auf dem Plan. Insgesamt neun Medaillen sammelten die Beckenschwimmer und verpassten damit die Zielvorgabe von Sportdirektor Lutz Buschkow, der elf mal Edelmetall gefordert hatte. Paul Biedermann bekam es bei der EM erstmals mit einem neuen Konkurrenten zu tun: Der 18-jährige Franzose Yannick Agnel schnappte dem Doppel-Weltmeister von Rom den Titel über die 400m Freistil weg und wird sicher auch in den kommenden Jahren für spannende Duelle sorgen. Biedermann konnte sich in Budapest mit dem Sieg über die 200m Freistil trösten und auch mit der 4x200m Freistilstaffel Silber holen. Der Hallenser wurde jedoch von einer 16-Jährigen überstrahlt: Der mehrfachen Junioren-Europameisterin Silke Lippok gelang bei der EM im Sommer der Durchbruch bei den “Großen”. Mit der 4×100 Freistilstaffel holte sie sich Gold, über die 200m Freistil ärgerte sie “die große” Federica Pellegrini und schwamm zu Silber. Mit Bronze als Schlussschwimmerin der 4×100 Lagenstaffel komplettierte sie ihren Medaillensatz. Ein weiterer Eckpfeiler im deutschen EM-Team war Daniela Samulski, die sich wie Lippok die Staffelmedaillen holen und über die 50m Rücken zu Silber schwimmen konnte. Neben diesen Dreien kamen auch Christian Kubusch (2. 800Fr) und Jenny Mensing (3. 100Rü) aufs Podium.
Deiblers dominieren auf der Kurzbahn
Auch Steffen Deibler war mit großen Hoffnungen nach Budapest gefahren, mehr als ein vierter Rang über die 50m Schmetterling sprang für den 23-Jährigen jedoch nicht heraus. Dafür lief es für ihn während der Kurzbahn-Saison umso besser. Nur vier Wochen nach der EM holte er sich beim Weltcup in Rio Gold über die 50m und 100m Schmetterling. Insgesamt folgten weitere 21 Medaillen auf der Weltcup-Reise rund um den Globus. Für den Hamburger ging es vor allem darum Wettkampfhärte auf internationalem Parkett zu sammeln und die ist durchaus gelungen. Bei der anschließenden Kurzbahn-EM in Eindhoven bestimmten er und sein Bruder Markus das Geschehen. Insgesamt sieben Goldmedaillen holten die beiden bei den Titelkämpfen und trugen damit maßgeblich zum Erfolg des DSV-Teams in Eindhoven bei. Mit zehn Siegen und insgesamt 22 Medaillen waren die deutschen Schwimmer die beste Mannschaft der Europameisterschaften.
Kurzbahn-WM als Gradmesser zum Abschluss
Doch hier fehlten die Topleute zahlreicher Nationen, wie Frankreich oder auch Spanien. Dies wurde wenig später bei der Weltmeisterschaft in Dubai deutlich. Neben den US-Schwimmern um Ryan Lochte trumpften hier mit den Russen, Spaniern und Franzosen auch europäische Mannschaften groß auf. Die kleine, aus elf Mann bestehende DSV-Auswahl kam mit drei Medaillen auf Rang elf der Nationenwertung. Den einzigen Sieg holte Paul Biedermann über die 400m Freistil. Der Hallenser präsentierte sich während der gesamten Kurzbahn-Saison über diese Strecke stärker als auf der halben Distanz. Nachdem er sich über die 200m Freistil bereits bei den Deutschen Meisterschaften überraschend Markus Deibler geschlagen geben musste, verlor er bei der EM in Eindhoven seinen Titel an den Russen Daniil Isotov. Bei der Weltmeisterschaft ging er als Fünfter komplett leer aus. Für die weiteren Medaillen in Dubai hatten, wie sollte es anders sein, die Deibler-Brüder gesorgt. Steffen konnte mit Bronze über die 50m Schmetterling die lange Saison mit einer Medaille abschließen. Markus musste sich über die 100m Lagen lediglich Ryan Lochte geschlagen geben, gegen den in diesem Jahr kein Kraut gewachsen schien und der á la Michael Phelps in einer anderen Welt schwamm. “2009 war ein sehr erfolgreiches Jahr, 2010 haben wir ein erfolgreiches Jahr gehabt”, resümierte der DSV-Sportdirektor, Lutz Buschkow. Doch es wurde gerade bei der Kurzbahn-WM deutlich, dass es noch ein gutes Stück Arbeit ist, um bei den Olympischen Spielen 2012 eine Rolle zu spielen. Mit Leuten wie Biedermann, den Deiblers, Silke Lippok, Daniela Samulski, dem zurückkehrenden Helge Meeuw und nicht zu vergessen Britta Steffen und einigen anderen ist das Potential vorhanden. Für die 26-Jährige Berlinerin war 2010 ein Jahr ohne Wert. Mehrere Verletzungen zu Beginn machten ihr die Teilnahme an der EM in Budapest zunichte. Bei ihrem Comeback während der Kurzbahn-Saison war sie bei weitem noch nicht in Bestform. Der Fokus liegt für Steffen nun zunächst auf der Weltmeisterschaft in Shanghai im kommenden Jahr. Sollte sie bis dahin problemlos trainieren, kann die Weltmeisterin und Olympiasiegerin unter Beweis stellen, dass sie nach wie vor zu internationalen Spitze gehört.
Um jene internationale Spitze wird es im nächsten Teil des Jahresrückblicks gehen. Neben der EM gab es mit den Commonwealth Games, den Pan Pazifischen Spielen oder auch den Asien-Spielen weitere Höhepunkte weltweit. Außerdem wird darauf geblickt, wer von den internationalen Stars im Jahr 1 nach den Hightech-Anzügen zu den Gewinnern gehörte und für wen es weniger gut lief.