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17. Dezember 2012

(17.12.2012) In der zweiten Ausgabe der swimsportnews Fan-Interviews hat sich Sprint-Ass Dorothea Brandt euren Fragen gestellt. Sie spricht über Ernährung, Training und die Ziele für ihre  weitere Karriere. Hier sind Eure Fragen:


Maria P.: Steffen Deibler hat im Fan-Interview gesagt, dass er etwa 1500km pro Jahr trainiert. Ihr seid ja beide Sprinter. Wie sieht dein Trainingsumfang so aus? Gibt es einen Unterschied beim Trainingsumfang zwischen Männern und Frauen?

Doro: Hallo Maria,
ich habe in der vergangenen Saison etwa 1200km im Wasser absolviert. Es mag wenig erscheinen, doch kamen unzählige Stunden an Land (im Kraftraum, auf der Zugbank, beim Laufen, beim Yoga) hinzu. Ich bin eine Schwimmerin, die sehr von ihrer Kraft lebt und muss deshalb auch an Land intensiv arbeiten. Unterschiede in den Trainingsumfängen zwischen Männern und Frauen gibt es eigentlich nicht. Die Trainingsformen unterscheiden sich natürlich und müssen individuell auf Typ und Wettkampfstrecke abgestimmt werden.

Carsten S.: Du bist vor kurzem von Berlin nach Essen gewechselt. Was waren die Gründe dafür?

Doro: Hallo Carsten,
es war eine rein sportliche Entscheidung. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, wie es für mich weitergehen soll. Dass es weitergeht war klar! Wo und mit wem waren die zentralen Fragen, die ich für mich klären musste. Ich habe im ersten Schritt überlegt und erfragt, welche Möglichkeiten mir Berlin bietet. Leider waren diese nicht befriedigend und so habe ich mich anders orientiert. Ich habe mich für Essen entschieden, weil es etwas völlig Neues ist und mich die Zusammenarbeit mit Henning und Mark sehr reizt.

Christina H.: Du warst ja schon bei vielen großen Wettkämpfen und Meisterschaften, was ist dir am meisten in Erinnerung geblieben?

Doro: Hallo Christina,
ich kann mich dabei nicht auf einen bestimmten Wettkampf festlegen. Ich habe in der Tat in den letzten zehn Jahren an vielen Wettkämpfen teilgenommen, doch sehe ich rückblickend immer eher die Saison mit all ihren Erlebnissen. Jedes Trainingsjahr hatte bisher seine Highlights. Ich blicke lieber auf das ‚große Ganze‘ zurück, als auf einen kleinen Zeitraum.

Stefan K.: Warum hast du dich nicht erneut als Athletensprecherin der Nationalmannschaft zur Wahl gestellt? Hat das Umfeld im DSV damit etwas zu tun?

Doro: Hallo Stefan,
ich habe mich in diesem Jahr nach meiner verpassten Olympiaqualifikation neu orientiert. Ich habe meine Grundausbildung bei der Bundeswehr absolviert und bin als Sportsoldatin von Berlin nach Essen gezogen. Die Summe der Erlebnisse in den letzten 12 Monaten inklusive der WM in Shanghai war enorm. Ich war sehr gerne Aktivensprecherin und die Aufgabe hat mich in meiner Entwicklung auch stark beeinflusst. Ich schließe jedoch nicht aus, diese Aufgabe irgendwann wieder zu übernehmen. Aber diese Entscheidung liegt nicht nur bei mir…

Karen M.: Wie hast du die verpasste Qualifikation auf die Olympischen Spiele in London verarbeitet? Es hatte ja auch schon 2008 nur knapp nicht geklappt...

Doro: Hallo Karen,
das Verpassen der Qualifikation hat mich extrem getroffen. Ich habe in den Wochen danach sehr viel mit meinen Freunden unternommen und für die Uni gelernt. Anfang Juli habe ich mit der Grundausbildung bei der Bundeswehr begonnen. Diese sechs Wochen haben mir unglaublich gut getan. Ich war abgelenkt und hatte tolle Menschen um mich. Ich war fast vier Monate nicht im Wasser. Ich kann nicht sagen, ob es 2008 oder 2012 schlimmer war. Und mit ein bisschen Galgenhumor betrachtet bin ich ja recht erfahren im Umgang mit Misserfolg. Außerdem habe ich immer im Hinterkopf „wo ich her komme“ und wie es mir in den letzten Jahren insgesamt ging.

Peter L.: Hallo Doro. Es hat ja für dich nun zweimal hintereinander nicht mit Olympia geklappt und in Rio 2016 wärst du dann auch "schon" 32 Jahre alt. Willst du in Rio dabei sein oder orientierst du dich nun mehr Jahr für Jahr?

Doro: Hallo Peter,
die Altersfrage begleitet mich natürlich auch schon seit einiger Zeit. Ich bin aber davon überzeugt, dass ich in meinem Alter und auch in den kommenden Jahren keinen Nachteil durch mein Alter habe. Ich bin gesund und mir geht es gut. Ich bin ruhiger als früher und kann auf einige Erfahrungen zurückgreifen, die mir sehr helfen. Rio steht natürlich über allem! Dazwischen liegen zwei Weltmeisterschaften und eine Europameisterschaft im eigenen Land. Jede Meisterschaft für sich ist wichtig und alle drei in ihrer Summe wiederum für die Wettkämpfe in Rio.

Isabelle V.: Wie wichtig ist das Thema Ernährung für dich? Gibt es irgendetwas auf das du dabei besonders Wert legst?

Doro: Hallo Isabelle,
das Thema Ernährung ist sehr wichtig für mich. Ich interessiere mich sehr für diesen Bereich und könnte ganze Seiten mit meinen Überzeugungen füllen. Unsere Ernährung hat einen direkten Einfluss auf unsere Leistung und damit meine ich nicht die Kalorienzufuhr, sondern die Inhalte. Wer nur isst, um keinen Hunger zu haben, der wird irgendwann trotzdem leer sein. Ich habe in den letzten Jahren einen Weg für mich gefunden, der sich von anderen stark unterscheidet: kein Gluten, keine Laktose und Fleisch esse ich deutlich weniger als vorher. Außerdem achte ich auf eine gute Qualität der Lebensmittel. Es mag stark nach Verzicht klingen, doch ich habe durch die Veränderung meiner Ernährung auch viele „neue“ Lebensmittel kennengelernt, die meinen Speiseplan bereichern.

Lukas P.: Gibt es etwas, was du beim Training am liebsten machst?

Doro: Hallo Lukas,
ebenfalls eine schwierige Frage. Ich habe schon immer gerne Sport gemacht und trainiere sehr gerne. Das Training gehört für mich zum Ganzen dazu und ist nicht nur Mittel zum Zweck. Als Sprinterin muss ich natürlich viel an Land arbeiten. Ich bin sehr gerne im Kraftraum und auf der Yogamatte. Doch auch die intensiven, schnellen Sachen im Wasser machen mir sehr viel Spaß. Den Höhepunkt des Trainings bildet in gewisser Weise der Wettkampf. Dafür trainiere ich.

Steve S.: Es gibt ja jetzt bei Weltcups, Europameisterschaften usw. auch gemischte Staffeln. Gegen welchen Mann würdest du am liebsten einmal im direkten Duell schwimmen?

Doro: Hallo Steve,
auf der Brust-Strecke ganz klar Fabio Scozzoli. Ich hätte zwar nicht den Hauch einer Chance, aber in einer Staffel relativiert es sich ja wieder. Er ist ein toller Schwimmer und ich schaue mir gerne seine Rennen an. Im Freistil-Bereich reizt mich ein Rennen gegen Anthony Ervin. Auch er ist ein Schwimmer, den ich für seine Art zu schwimmen und seine Fähigkeiten bewundere.

Die Schwimmjugend Brandenburg fragt: Gibt es Autogrammkarten von dir? Und können wir auch eine haben?

Doro: Liebe Schwimmjugend Brandenburg,
leider habe ich momentan keine (aktuellen) Autogrammkarten. Sobald ich neue Autogrammkarten habe, werdet Ihr es erfahren. Versprochen! Und solltet Ihr es gar nicht abwarten können, kann ich Euch noch ein paar aus meinen Zeiten bei der SG Neukölln Berlin e.V. schicken.

Facts zu Dorthea Brandt:

Geburtsdatum: 05.03.1984
Geburtsort: Bremervörde
Verein: SG Essen
Lagen: Freistil, (Brust)

Dorothea Brandt zählt zu den besten deutschen Sprinterinnen der vergangenen Jahre. Neben Top-Leistungen über die Freistillage konnte sie auch als Brustschwimmerin glänzen und wurde so zum Beispiel 2010 Kurzbahn-Europameisterin über die 50m Brust. Insgesamt sammelte sie bereits mehr als ein Dutzend Medaillen bei Kurzbahn-Europameisterschaften. Die 28-Jährige gehörte 2004 in Athen zum deutschen Olympia-Team. Die Spiele in Peking und London verpasste sie nur knapp.