(11.12.2012) Mit zwölf Athleten stellt sich der Deutsche Schwimm-Verband ab morgen bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Istanbul der internationalen Konkurrenz. Die Hoffnungen ruhen auf Paul Biedermann und Britta Steffen. Bei den ersten weltweiten Titelkämpfen seit den Olympischen Spielen gibt es trotz des Fehlens einiger Superstars ein Wiedersehen mit zahlreichen Athleten, die in London für Glanz sorgen konnten.
Paul Biedermann konnte bei den zurückliegenden Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Dubai 2010 für den einzigen Titel des deutschen Teams sorgen und auch in Istanbul stehen die Chancen des Hallensers nicht schlecht. In Abwesenheit der Superstars Yannick Agnel, Sun Yang und Taehwan Park will er seinen Titel über die 400m Freistil verteidigen und dürfte hier vor allem von den Nord-Europäern Mads Glaesner und Pal Joensen sowie US-Schwimmer Michael Klueh, der hinter Weltrekordhalter Agnel der bisher schnellste Athlet des Jahres war, Konkurrenz bekommen. Über die 200m Freistil gibt es ein Wiedersehen mit US-Superstar Ryan Lochte. Vor WM-Beginn zeigt sich Biedermann locker: "Ich bin gut und gesund in den letzten Wochen durch das harte Training gekommen und freue mich auf meine Rennen", so der 26-Jährige.
Kann Steffen die Weltcup-Siegesserie bei der WM fortsetzen?
Bei der WM 2010 sorgten neben Biedermann die Deibler-Brüder für Medaillen. Beide verzichten jedoch in diesem Jahr auf die WM-Teilnahme. Stattdessen ist diesmal Britta Steffen mit im Team. Die zweifache Olympiasiegerin blieb zuletzt bei allen Rennen der Weltcup-Serie über die 100m Freistil ungeschlagen und geht als Top-Favoritin in die Weltmeisterschaften. Doch die Konkurrenz ist nicht zu verachten. Neben der einstigen Europameisterin Fran Halsall aus Großbritannien, der weißrussischen Weltmeisterin Aliaksandra Herasimenia oder US-Star Jessica Hardy gesellt sich später über die 50m Freistil auch die dänische Spitzensprinterin Jeanette Ottesen Gray zu Steffens Gegnerinnen. Nach der intensiven Kurzbahn-Saison erklärte die 29-Jährige: "Ich hatte nicht so viele Erholungstage nach den acht Worldcup-Stationen und der deutschen Meisterschaft. Dennoch konnte ich letzte Woche gut in Halle trainieren", so Steffen, die kürzlich aus Berlin an die Saale wechselte.
Chancen für Michalak und Freistilherren - Nur zwei deutsche Staffeln in Istanbul
Ansonsten haben die deutschen Athleten in Istanbul lediglich Außenseiterchancen auf Medaillen. Überraschen könnte Theresa Michalak, die bei der Kurzbahn-EM im vergangenen Jahr den Titel über die 100m Lagen holte und auch im Rahmen der Weltcup-Serie bereits starke Leistungen über diese Strecke ablieferte. Auch die 4x200m Freistilstaffel der Herren zählt erneut zu den Kandidaten auf eine Medaille. Neben den Freistilherren bringt der DSV lediglich ein Team über die 4x100m Lagen der Damen an den Start. Weitere Staffelstrecken werden nicht besetzt. Traditionell liegen die Hoffnungen auch auf Marco Koch. Über die 200m Brust bekommt er jedoch starke Konkurrenz von Olympiasieger Daniel Gyurta aus Ungarn, dem in London mit Silber dekorierten Briten Michael Jamieson oder auch dem Überraschungs-Weltrekordler Akihiro Yamaguchi aus Japan.
US-Star Lochte will nur drei von fünf WM-Titel verteidigen
Zahlreiche Nationen lassen die Kurzbahn-WM im Olympiajahr mehr oder weniger links liegen, trotzdem dürfte es aus internationaler Sicht das ein oder andere Highlight geben. Die USA bringen Superstar Ryan Lochte an den Start, der wie bereits 2010 in Dubai die 200m Freistil, 200m Lagen und 200m Rücken für sich entscheiden will. Überraschenderweise verzichtet er auf die Titelveteidigung über die 100 und 400m Lagen und nimmt stattdessen die 100m Schmetterling ins Programm auf. Über diese Strecke hofft er nach dem Karriereende von Michael Phelps zur neuen Nummer Eins im US-Team aufzusteigen und sich so zukünftig einen Platz in den Lagenstaffeln zu sichern.
Wiedersehen mit Ruta Meilutyte und Ye Shiwen
In Istanbul wollen auch die beiden Gesamtsieger der diesjährigen Weltcup-Tour für Glanz sorgen. Sowohl Katinka Hosszu aus Ungarn als auch der Australier Kenneth To stellen sich erneut der internationalen Konkurrenz. Ein Wiedersehen gibt es zudem mit Überraschungs-Olympiasiegerin Ruty Meilutyte aus Litauen. In London hatte die 15-Jährige sensationell die 100m Brust vor der haushohen US-amerikanischen Top-Favoritin Rebecca Soni für sich entschieden. Auch China-Küken Ye Shiwen, die bei Olympia mit Goldmedaillen, Weltrekorden und Fabel-Zeiten für Schlagzeilen sorgte, wird in Istanbul an den Start gehen.
Frankreich mit Mini-Team - Manaudo will erneut angreifen
Mit einem Mini-Team reist Europas derzeit stärkste Schwimmnation zur Kurzbahn-WM. Frankreich reist nicht nur ohne Yannick Agnel an. Auch dessen mit Olympiagold ausgezeichnete Trainingskollegin Camille Muffat fehlt in Istanbul. Außerdem schickt das französische Team keine einzige Staffel ins Rennen. Zumindest Sprint-Olympiasieger Florent Maunaudou ist jedoch am Start und greift nicht nur über die 50m Freistil nach dem Titel. Der 22-Jährige versucht sich erstmals auf internationalem Niveau auch über die 50m Brust. Hier ist er amtierender nationale Meister, konnte sich bisher jedoch nie gegen die weltweite Konkurrenz beweisen.
Nur Dänemark vertritt Europa in voller Stärke
Auch weitere europäische Nationen verzichten darauf, ihre A-Teams zur WM zu schicken. Die Niederlande sind in Istanbul nicht vertreten. Italien hat zwar Superstar Federica Pellegrini im Gepäck, diese wird wohl jedoch nur in den Staffeln eingesetzt. Beim spanischen Team fehlt Mireia Belmonte-Garcia, die bei den zurückliegenden Weltmeisterschaften auf der Kurzbahn mit drei Titeln glänzen konnte. Wie bereits bei den Kurzbahn-Europameisterschaften bringt zumindest Dänemark ein starkes Team an den Start. Mit dabei sind neben Jeanette Ottesen Gray auch Lotte Friis, Rikke Möller Pedersen sowie einige weitere Medaillenkandidaten.
Die Ergebnisse der WM sowie ein Live-Timing werden auf www.omegatiming.com zu finden sein.