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05. Dezember 2012

(05.12.2012) Nicht nur für den Deutschen Schwimm-Verband waren die Olympischen Spiele in London eine Enttäuschung. Auch die Gastgeber blieben im Aquatics Centre weit hinter den Erwartungen. Wie beim DSV wurde auch in Großbritannien eine Expertenkommission eingesetzt, um die Ergebnisse zu analysieren und Wege in eine bessere Zukunft zu finden. Die Vorschläge der britischen Expertenkommission wurden nun vorgestellt.


Die Stimmung unter den britischen Schwimmern vor den Olympischen Spielen im eigenen Land hätte besser kaum sein können. Mit etlichen Medaillenhoffnungen ging man an den Start. Für Glanz sollten die Ausdauerspezialistin und zweifache Titelverteidigerin Rebecca Adlington, die Vize-Weltmeisterinnen Fran Halsall und Ellen Gandy oder auch die Rückenspezialisten Elizabeth Simmonds, Liam Tancock und Gemma Spofforth sorgen.

Expertenkommission analysiert ausgebliebene Medaillenhoffnungen

Die Ernüchterung folgte schnell, die britischen Asse stachen nicht. Gold-Hoffnung Rebecca Adlington konnte ihre Titel über die 400 und 800m Freistil nicht verteidigen und holte jeweils "nur" Bronze. Für die einzige weitere Medaille und das Highlight für die britischen Schwimmer bei der Heim-Olympiade sorgte Michael Jameson, der überraschend Vize-Olympiasieger über die 200m Brust wurde. Weiteren Grund zum Jubeln gab es für die in London erfolgsverwöhnten britischen Fans jedoch nicht. In den weiteren Sportarten glänzte das gesamte UK-Team wie nie zuvor und kam mit stolzen 65 Medaillen auf Platz drei des Medaillenspiegels. Im Ranking der Schwimm-Nationen blieb jedoch nur Platz 15. Als Folge des Ergebnisses wurde wie in Deutschland auch in Großbritannien eine Expertenkommission eingesetzt, um die Resultate zu analysieren und Empfehlungen für eine erfolgreichere Zukunft geben sollte.

UK-Verband mit ähnlichen Problemen wie der DSV

Diese Vorschläge wurden nun präsentiert. Neben verbandsspezifischen strukturellen Veränderungen werden auch zahlreiche Probleme angesprochen, die Beobachtern und Beteiligten des Schwimmsports in Deutschland bekannt vorkommen düften. So wurde von der britischen Kommission unter anderem angeregt, die Kommunikationsstrukturen innherhalb des Verbandes zu verbessern. Auch sei der Wissensaustausch und das Wissensmanagements der Trainer zu optimieren sowie die Trainerausbildung an der Basis zu verbessern. Kritisiert wurde von der Expertenkommission unter anderem, dass es zwar für die Vorbereitung und das Training der Athleten mit Ausrichtung auf die Olympischen Spiele klare Pläne gab, diese jedoch in vielen Fällen auch nicht eingehalten wurde.

Rolle des Nationaltrainers soll besser definiert werden

Eine weitere dringende Empfehlung ist, die Rolle und Kompetenz des britischen Chefcoaches konkreter zu definieren. Auch in Deutschland war und ist die Stellung des Bundestrainers seit Jahren eine der umstrittentsten Fragen im DSV. Letztlich waren die Differenzen in diesem Punkte einer der Hauptgründe für die Trennung von Dirk Lange im Herbst 2011. Wie der DSV ist auch der britische Schwimmverband derzeit nicht nur auf der Suche nach der Rolle und den Kompetenzen des Nationaltrainers. Auch die Besetzung des Postens ist offen. Nach der Olympia-Enttäuschung hatte der bisherige Chefcoach Dennis Pursley seinen Hut genommen und sich in Richtung USA verabschiedet.

Trotz Olympia-Debakel: UK-Athleten stärker als das deutsche Team aufgestellt

Man kann die britischen Probleme und Ergebnisse zwar mit denen des DSV vergleichen. Gleichsetzten kann man sie jedoch nicht. Die Breite der sportlichen Qualität, auf die der britische Schwimmverband bauen kann, liegt deutlich über dem, was der Deutsche Schwimm-Verband zu bieten hat. Das "World Class Programme" trägt bereits Früchte, die in London nur nicht geerntet werden konnten. In London standen die UK-Schwimmer 23 mal im Finale, die DSV-Athleten waren nur in acht der 32 Endläufe vertreten. In den aktuellen Weltranglisten (Langbahn) rangieren die britischen Schwimmer 38 Mal unter den besten Fünfzehn. Der DSV ist lediglich 17 Mal unter den Top 15 vertreten. Auf den Vergleich der Medaillenausbeute zwischen deutschen und britischen Schwimmern bei den Olympischen Spielen braucht man kaum einzugehen. Großbritannien hat nun erste Pläne für einen sportlichen Aufschwung. Die ausführlichen Ergebnisse der DSV-Strukturkommission erwarten wir in den kommenden Wochen.