22. Mai 2025

Legales Doping, ein neuer Weltrekord und dafür ein Preisgeld von 1 Millionen Dollar. Das mag vielleicht skurril klingen, entspricht aber der Realität. Denn der viermalige Olympiateilnehmer Kristian Gkolomeev ist Teil des Sportprojektes "Enhanced Games", das leistungssteigernde Substanzen ausdrücklich erlaubt, um "sportliche Grenzen" zu bezwingen und eine Alternative zum olympischen Sport zu bieten. 

Während der Dreharbeiten zu einer Dokumentation sprintete Gkolomeev, amtierender Europameister und Olympiafünfter von Paris, über die 50m Freistil in 20,89 Sekunden schneller als je ein Schwimmer zuvor auf der Langbahn. Die offizielle Bestmarke von Cesar Cielo aus dem Jahr 2009 unterbot der griechische Topsprinter dabei um zwei Hundertstelsekunden. Wie auch Cesar Cielo trug Gkolomeev während seines Rekordversuches einen der seit Jahren verbotenen langen Hightechanzüge. Zwei Wochen zuvor hatte er begonnen, leistungssteigernde Substanzen zu sich zu nehmen. Welche Substanzen das waren, ist nicht näher bekannt. Der "Weltrekord" von Kristian Gkolomeev wird zwar in keiner Weise offiziell anerkannt, über eine privatfinanzierte Prämie von 1 Millionen durfte sich der Schwimmer aber dennoch freuen. 

Bei einem weiteren Rekordversuch, bei dem Gkolomeev eine von World Aquatics anerkannte Badehose trug, sprintete er in 21,03 Sekunden ebenfalls schneller als die inoffizielle Bestmarke von Caeleb Dressel (21,04), die nach Ende der Hightech-Ära aufgestellt wurde. Nach eigenen Angaben hatte Kristian Gkolomeev zu diesem Zeitpunkt, bereits zwei Monate lang leistungssteigernde Substanzen eingenommen und kommentierte seine Beteiligung an dem dopingbasierten Projekt mit folgenden Worten: "Es geht nicht nur um Rekorde. Es geht darum, Grenzen zu überwinden."

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Bereits im Mai nächsten Jahres soll es für die beteiligten Sportler*innen einen ersten großen Höhepunkt geben, denn in Las Vegas werden die sogenannten 'Enhanced Games' stattfinden. Neben dem Schwimmen sollen auch Wettbewerbe in den Leichtathletik und dem Gewichtheben Teil der olympischen Alternativveranstaltung sein. Für Siege wird ein Preisgeld von 250.000 Dollar versprochen, hinzu kommen Rekordprämien. Finanziert wird das gesamte Projekt insbesondere durch private Investoren. Unter den Mitbegründern sind mit Peter Thiel und Christian Angermayer auch zwei Deutsche bzw. Deutschstämmige. Und auch Donald Trump Jr., Sohn des amtierenden US-Präsidenten, ist finanziell an den 'Enhanced Games' beteiligt. Gründer Aron D'Souza betonte im Rahmen einer Pressekonferenz den vermeintlichen Reiz, die sportlichen Grenzen zukünftig neu zu definieren: "Die Enhanced Games sind keine bloße Sportveranstaltung, sondern eine Bewegung. Wir umfassen das gesamte Spektrum menschlichen Potenzials durch Transparenz, Wissenschaft und Selbstbestimmung."

Mit dem Ukrainischen Topsprinter Andrii Govorov wird ein weiterer großer Name des Schwimmsports Teil des Projekts sein. Nachdem der amtierende Weltrekordhalter über die 50m Schmetterling in dieser Woche sein vorzeitiges Karriereende im Olympischen Sport bekannt gab, verkündete Govorov nur einen Tag später, seine sportlichen Ambitionen nun auf die 'Enhanced Games' umzulegen. Auch der Australier James Magnussen, mehrfacher Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, wird 2026 an den 'Enhanced Games teilnehmen. Seine Intentionen an dem Projekt mitzuwirken, machte der zweimalige Weltmeister bereits im vergangenen Jahr öffentlich. 

Insgesamt stößt das Format der 'Enhanced Games' auf lautstarke Kritik innerhalb der Sportwelt. So äußerten bereits die WADA (World Anti Doping Agency) und auch das Internationale Olympische Komitee öffentlich ihre Kritik und betonten zudem die Risiken, die das betreute Doping sowohl für die Sportler*innen als auch für den Ruf des Sports zur Folge haben könnte. Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Schwimm-Verbandes, Jan Pommer, fand mit Blick auf das umstrittene Projekt klare Worte: „Das sind perverse Menschenversuche von Tech-Bros, die nach dem ewigen Leben streben“, kritisierte er. „Die Werte eines sauberen und fairen Sports, für die wir als Verband stehen mit unseren Athlet*innen im Mittelpunkt, werden bei den Enhanced Games mit den Füßen getreten.“

Der Link zur 'Enhanced Games' Dokumentation: 50 METERS TO HISTORY | The First Superhuman | Enhanced Games Documentary