Schmetterlinge sehen schön aus, irgendwie auch fröhlich und erhaben. Delphine sind anmutig, intelligent und behänd. Es wird sich also irgendjemand etwas dabei gedacht haben, das Delphin- bzw. Schmetterlingsschwimmen nach zwei so imposanten Tieren zu benennen. Natürlich liegt es primär daran, dass die Beinbewegung dem eines Delphins gleicht und die Armbewegung stark an den Flügelschlag von Schmetterlingen erinnert. Es ist aber dennoch anzunehmen, dass man mit diesen großzügigen Vergleichen auch die Meister dieser Lage huldigen will. Verdienterweise! Schmetterlingsschwimmer sind schließlich nicht umsonst die unangefochtenen Swimstars. Oder?
1. Der bessere Brustschwimmer
Das Schmetterlingsschwimmen entwickelte sich aus dem Brustschwimmen. In den 30er Jahren entdeckte David Armbruster, ein Trainer der Universität von Iowa, dass das gleichzeitige Zurückführen der Arme über Wasser die Schwimmgeschwindigkeit erhöhen kann, wenn auch unter erhöhtem Kraftaufwand. Jack Sieg kombinierte diese Armtechnik dann ambitioniert mit einer Art „Fischschwanz“-Bewegung und erreichte damit eine Zeit von 1:05.85 auf 100m. Legal wurde der Delfinkick aber erst in den 50er Jahren. Vorher war nur das Schmetterlingsschwimmen mit verkürztem Brustbeinschlag gestattet. Man unterschied deswegen auch lange unter dem Schmetterlings- und Delphinstil. Seit einigen Jahren ist es nun andersrum - der Brustbeinschlag ist nicht mehr zulässig. Doch durch die internationale Bezeichnung „butterfly“ heißt die Schwimmart auch hierzulande Schmetterling und nicht Delphin. Im schwimmenden Volksmund wird beides äquivalent verwendet.
2. Bewunderung von allen Seiten
Kraulen, Rücken- oder Brustschwimmen - das kann jeder. Davon sind zumindest die Laien überzeugt. Dass das definitiv nicht zutrifft, wissen sie nicht, glauben sie uns auch nicht. Aber Schmetterling - das können sie definitiv nicht. Ehrfurcht erfüllt das Hallenbad alleine bei der Aussprache des Wortes. Aber auch die Teamkollegen bekommen den Mund vor Bewunderung nicht mehr geschlossen, wenn es wieder heißt „5x400m HS, aber pronto!“ und die Schmetterer, ohne mit der Wimper zu zucken, ihr Schicksal so nehmen, wie es ist. Dass jeder Meter eine Qual ist und jede Wende eine neue, grauenhafte Bahn verheißt, zeigen sie weder Außenstehenden, noch den engsten Teamkameraden. Das imponiert, denn schließlich ist keine andere Schwimmart so anstrengend wie die der Schmetterlinge. Scharenweise kommen die Massen zu Schwimmwettkämpfen, nur um einen Blick auf diese alienartige und faszinierende Schwimmart zu werfen, die nur die Meister beherrschen können. Da darf dem hart trainierenden Schmett-Schwimmer ruhig die Brust schwellen.
3. Schwimmender Darwinismus
Nur die Harten kommen in den Garten. Oder in unserem Fall: Nur der Stärkste, Fleißigste und Ausdauerndste hat das Zeug zum Schmetterlingsschwimmer. Diese Schwimmart, die beim Lagenschwimmen nicht umsonst als erstes ansteht, weil sie einem alle Kräfte raubt, fordert hohe Tribute von ihren Meistern. Nur wenige haben das Zeug dazu und so sortiert die Schwimmart selbst aus. Schmetterlingsschwimmen erfordert eine ausgeprägte Koordinationsfähigkeit, Rhythmusgefühl, Kraft und Ausdauer zugleich. Es beansprucht den gesamten Körper. Weder beim Rücken-, Brust-, noch Kraulschwimmen ist es möglich, Wasser in Massen zu schlucken - beim Schmetterlingsschwimmen ist nichts unmöglich. Egal - auch mit dieser Kugel von einem Wasserbauch wird dann weiter geschwommen, sich aus dem Wasser erhoben, die Wellenbewegung imitiert, sich konzentriert. Wie gesagt - nur die Stärksten sind dem gewachsen. Nicht umsonst haben Schmetterlingsschwimmer die breitesten Schultern.
4. Schwimmen in seiner ganzen Schönheit
Man beherrscht eine Sache erst dann, wenn sie für Außenstehende leicht und einfach aussieht. So ist das auch mit dem Schmetterlingsschwimmen. Wenn dieser harte Kampf mit Wasser und Seele nach einem Warm-Up aussieht und an flauschige Bademäntel im Spa-Bereich erinnert, macht man alles richtig. Delphinschwimmen ist elegant, anmutig und die schönste aller Schwimmarten. Man sieht gerne hin und träumt vom Strandparadies mit Palmen. Diese Lage ist einer der Gründe, warum Schwimmen zu Olympia auf der Favoritenliste steht. Sie ist ein primärer Faktor, warum Schwimmen als schön bezeichnet wird.
5. Bahnfreiheit
Neben all der Pracht beansprucht die Diva der Lagen ziemlich viel Platz für sich. Außerdem verursacht sie sehr hohe Wellen und stört sich gleichzeitig daran, wenn andere welche machen. Aus diesem Grund haben Schmett-Schwimmer oft mehr Platz als andere. Freistilschwimmerin Tina hat schließlich keine Lust auf ein weiteres blaues Auge, während Rückenschwimmer Konrad nicht wieder einen Schwall Wasser in der Nase haben möchte, um daran gegebenenfalls zu ertrinken. Wenn ein Schmetterlingsschwimmer dann zum Sprinttraining übergeht, hat er oftmals drei Bahnen zur Verfügung - nur um sicher zu gehen, dass alle unverletzt bleiben. So annektieren sich Delphinisten im Geheimen ganze Hallen.
6. Delphinkicks gehen immer
Ein weiterer Vorteil als Delphinschwimmer liegt in der Beinbewegung. Delphinkicks brauchen Schwimmer nämlich bei jeder Lage! Und da es neben einer Haupt-, auch noch eine Nebenlage gibt, erweist es sich als überaus nützlich, Delphinkicks perfektioniert zu haben. Außerdem kann man beim Kick-Training ordentlich angeben, schneller und weiter tauchen und sich als Arielle oder König Triton ausgeben, ohne dass jemand den Schwindel bemerkt.
7. Höchster Kalorienverbrauch
Der Lohn der anstrengendsten aller Schwimmarten ist neben einem guten Körpergefühl, breiten Schultern und einer hohen Anzahl an Bewunderern auch der höchste Kalorienverbrauch. Durch die enorme Belastung beim Schmettern schmeißt unser Körper Unmengen an Energie in unseren hauseigenen Ofen, sodass wir uns Bahn für Bahn vorwärts kämpfen können. Im Gegenzug wird es Schmetterlingsschwimmer dadurch ermöglicht, ein Vielfaches von dem zu verdrücken, was andere Schwimmer dürfen. So müssen sie zwar auf die richtige S-Linie beim Schwimmen achten, aber nicht auf ihre eigene!
Der komplette Artikel erschien erstmals in der Winterausgabe 2017 des swimsportMagazine. Alle noch verfügbaren Ausgaben der Zeitschrift für den Schwimmsport können im großen swimsportMagazine-Paket bestellt werden. Zum Sonderpreis erwarten euch hier mehr als 1500 Seiten geballtes Schwimmwissen --> Das swimsportMagazine-Paket