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19. September 2024

Schwimmer haben ein großes Herz. Und damit ist nicht nur gemeint, dass sie darin sehr viel Platz für Teamkameraden, Trainer und Familie haben, sondern das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Regelmäßiges Schwimmtraining, so haben Studien gezeigt, kann schon ab drei Einheiten pro Woche dafür sorgen, dass das Schwimmerherz ein größeres Volumen hat und allgemein kraftvoller schlagen kann.

Dass Sport sich positiv auf das Herzkreislaufsystem auswirkt, ist längst kein Geheimnis mehr. Unser Herz ist letztlich auch ein Muskel, der durch die stärkere Beanspruchung beim Sport treiben schneller und intensiver arbeiten muss und dadurch gekräftigt wird.

Bei Leistungssportlern wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts festgestellt, dass sich dies auch auf die Herzmasse und das Herzvolumen auswirkt. Die mehrfach wöchentlich, manchmal sogar tägliche Beanspruchung oft schon seit dem Jugendalter haben eine Vergrößerung des Organs zur Folge. Studien in den 90er Jahren haben gezeigt, dass sich dies bei einigen Sportarten besonders stark feststellen lässt. So haben vor allem Radfahrer, Ruderer, Ski-Langläufer und eben auch Schwimmer überdurchschnittlich ausgebildete Pumpen.

Ein normales Herz ist etwa 300g schwer. Bei Leistungschwimmern kann die Masse bis zu 500g betragen. Besonders die linke Herzkammer ist überproportional ausgebildet. Studien haben gezeigt, dass sie bei Leistungsschwimmern 75 Prozent größer sein kann, als bei untrainierten Menschen. Zum Vergleich: Bei anderen Sportarten wie Fußball oder Volleyball liegt die Zunahme bei 30 bis 50 Prozent.

Nicht nur das Volumen und die Masse sind größer. Auch die Herzwand ist bei Schwimmern überdurchschnittlich stark ausgebildet. Das Herz kann ökonomischer schlagen, also mit weniger Schlägen mehr Blut als bei Nichtsportlern pumpen. Hierbei spielt speziell bei Schwimmern auch der Wasserdruck eine besondere Rolle: Wasser drückt naturgemäß stärker auf den Körper als Luft. So werden auch die Blutgefäße stärker komprimiert und das Blut wird in Richtung Brustraum gedrückt. Dadurch muss das Herz bei jedem Schlag mehr arbeiten und wird besser trainiert. Auch unser Puls steigt aufgrund der Beschaffenheit des Wassers langsamer, was unser Herz zusätzlich schont. Durch die überdurchschnittliche Ausbildung des Herzens muss es auch im unbelasteten Zustand weniger oft schlagen. Es ist keine Seltenheit, dass Schwimmer im Ruhezustand einen Puls von 40 oder sogar noch weniger Schlägen pro Minute haben.

Beendet man das regelmäßige Training bildet sich übrigens auch das Schwimmerherz nach und nach wieder zurück. Oft wird das Sportlerherz als Grund dafür angeführt, dass Athleten nach dem Leistungssport ihren Körper nur langsam herunterfahren, also abtrainieren sollen. Wissenschaftlich belegt ist es aber nicht, dass ein abruptes Ende der regelmäßigen Belastung negative Auswirkungen auf das Herz hat. Empfehlenswert ist das Abtrainieren eher allgemein, um Dinge wie das Essverhalten, den Tagesrhythmus und den Stoffwechsel auf die Zeit nach dem Leistungssport einzustellen. Man muss sich also keine Sorgen machen, dass das Schwimmerherz es einem übel nimmt, wenn man nach einer langen Saison im Sommer für zwei oder drei Wochen die Beine hochlegt.

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