Am ersten Wettkampftag der Paralympischen Spiele in Paris hat es Tanja Scholz auf den 200 Meter Freistil (S5) ins Finale geschafft. Scholz stellte dabei bereits im Vorlauf einen paralympischen Rekord in der Startklasse S4 auf, schlug nach 3:08,53 Minuten im Ziel an. Die Schwimmerin vom PSV Neumünster ist eigentlich in die S4 klassifiziert, tritt aber in Paris die 200 Meter Freistil in der S5 an – in der S4 ist die Strecke nicht mehr paralympisch.
Als Achte zog die 40 Jahre alte Athletin bei ihrer Paralympics-Premiere direkt ins Finale ein. "So unglaublich – mein erstes Finale! Ich bin so aufgeregt", postete Scholz am Donnerstagnachmittag auf Instagram. Am Abend schlug die frischgebackene paralympische Rekordlerin nach 3:10,27 Minuten im Ziel an und sicherte sich so den achten Platz im Finale.
Die Elmshornerin freute sich sehr, dass sie es zu den Paralympics geschafft hatte, war aber dennoch enttäuscht, weil sie im Wasser nicht das zeigen konnte, was sie eigentlich zu leisten imstande ist. Scholz macht die kalte Wassertemperatur in der La Défense Arena zu schaffen, löst bei ihr Spastik aus.
"Ich finde das richtig schön!
Kein Finale über die 50 Meter Freistil (S6) gab es am Donnerstag für Verena Schott (BPRSV Cottbus), die bei den Paralympics in Tokio drei Mal Bronze gewinnen konnte. „Das war eher ein Einschwimmen für mich heute. Ich bin ja eine, die gerne ein Race vor den Hauptwettkämpfen hat. Das war zum Gucken, wie so alles läuft“, sagte Schott, die in 38,92 Sekunden Zwölfte wurde.
Ein „bisschen Arbeit“ stehe bei Schott nun noch an, ehe es bereits am Freitag für sie weitergeht: die 200 Meter Lagen stehen an, also eine Strecke, auf der sie vor drei Jahren in Japan Dritte wurde. „Ich bin auf die nächsten Tage gespannt: Es war überwältigend zu sehen, dass jetzt wieder Zuschauer da sind und wie die Atmosphäre hier ist“, sagte die Potsdamerin, die die Stimmung mit den Paralympics 2012 in London vergleicht: „Damals war das da auch so laut. Ich finde das richtig schön!“
"Dann kann es echt gut werden!"
Auch Philip Hebmüller (Düsseldorfer SC 1898) hatte am Donnerstag seinen ersten Auftritt auf der Paralympics-Bühne. „Es war ein unglaubliches Gefühl! Beim Einlaufen war es am lautesten. Ich habe noch den Lauf vom Franzosen Alex Portal mitbekommen – das war einfach unglaublich, da noch zu stehen und die Menge zu hören“, sagte der 17 Jahre alte Athlet nach seinem Wettkampf über die 100 Meter Schmetterling (S13). Mit einer Zeit von 1:01,48 Minuten wurde der Düsseldorfer Zwölfter.
„Ich bin Bestzeit geschwommen, das ist okay fürs erste Rennen.“ Hebmüller, dem die Runde bei der Eröffnungsfeier am Place de la Concorde am Mittwochabend „unfassbar viel Spaß“ gemacht hat, verspürt große Lust auf seine nächsten Wettkämpfe in der stimmungsvollen La Défense Arena: Jetzt, wo er die Atmosphäre und Abläufe im Wettkampftag kennt, will er sich „noch besser konzentrieren. Dann kann das echt gut werden!“
"Wie wir uns das vorgestellt haben"
Den ersten Wettkampftag fand Ute Schinkitz, die Bundestrainerin der deutschen Para Schwimmer, bereits sehr gut: „Es war wie wir uns das vorgestellt haben: Philip ist eine tolle Bestzeit geschwommen – bei seinen ersten Paralympics. Tanja ist außerdem direkt ins Finale gekommen, ich bin sehr stolz auf ihre Leistung heute. Verena wäre persönlich gerne etwas schneller geschwommen, aber das war ein guter Auftakt für sie.“ Am Freitag sind vier deutsche Schwimmerinnen und Schwimmer in der lauten La Défense Arena gefordert: Gina Böttcher und Tanja Scholz gehen in den 100 Meter Freistil (S5) an den Start, auch Hebmüller hat wie Scholz direkt sein zweites Rennen: die 100 Meter Rücken (S13). Verena Schott hat am Freitag ebenfalls ihren zweiten Auftritt, schwimmt die 200 Meter Lagen (SM6). Auf dieser Strecke gewann sie 2021 in Tokio Bronze. Maurice Wetekam, der Silbermedaillengewinner der vergangenen beiden Weltmeisterschaften (100 Meter Brust, SB9) feiert morgen seine Paralympics-Premiere.
Text: Patrick Dirrigl / DBS - Bild: Tino Henschel