Videotipp
22. August 2024

(Bild: Tino Henschel)

Trainingshilfsmitteln sind aus dem Schwimmsport nicht mehr wegzudenken. Früher war der Schwimmer mit einem Schwimmbrett, einem Paar Paddles und einem Pullbuoy perfekt ausgestattet. Heutzutage aber haben Trainer eine Vielzahl diverser Möglichkeiten von Trainingshilfsmitteln, beginnend bei den verschiedensten Arten von Paddles bis hin zu elektronischen Hilfsmitteln wie zum Beispiel Taktgebern, welche über ein akustisches Signal dem Schwimmer die zu schwimmende Frequenz vorgeben. Wir haben einmal für die "Klassiker" unter die Lupe genommen, was denn beim Training mit Paddles, Flossen und Pullbuoy sinnvoll ist.

Der zweckmäßige Einsatz von Paddles

Paddles, oft auch noch als Handbretter bezeichnet, sind die wohl am häufigsten verwendeten Trainingsgeräte im gegenwärtigen Schwimmsport. Viele Trainer und Athleten erwarten sich dadurch primär eine Verbesserung der Kraft und dadurch eine Verbesserung ihrer Schwimmleistung. Gerade bei den Paddles sollte aber der Einsatz der richtigen Art sehr gut überlegt sein, damit positive Anpassungen erzielt werden.

Eine besondere Art stellen die sogenannten Anti- oder auch Negativpaddles dar. Diese Paddles verringern die Antriebsfläche für den Vortrieb. Daher muss sich ein Schwimmer besonders auf seine gesamte, für den Vortrieb wirksame Fläche konzentrieren. Beim Sportler wird dadurch die Differenzierungsfähigkeit (der richtige Krafteinsatz) – bei Schwimmern auch das Wassergefühl genannt – geschult.

Praxistipp: Verwenden Sie Negativ-Paddles auch bei technischen Übungen und bei hohen Geschwindigkeiten - Dauermethoden über 400 m sind nicht empfehlenswert. Die Kombination von einem Negativ-Paddle auf einer Handfläche und keinem Paddle oder einem normalen Paddle auf der anderen Handfläche, sind im Techniktraining durchaus empfehlenswert!

Viele Paddles vergrößern die Handflache und erhöhen damit die vortriebswirksame Fläche. Es gibt sie in unzähligen Formen, Farben und Größen.
Die Vergrößerung der Handfläche beträgt bei Fingerpaddles nur wenige cm² und reicht bei großen Paddles teilweise bis zur 3-4 fachen Größe der Handfläche.

Empfehlenswert:

  • gezielter Einsatz von Paddles zur Verbesserung diverser Kraftleistungen im Vortrieb – Techniktraining (kann zu Beginn nur für ein paar wenige Schwimmzyklen sein!)
  • Einsatz von Paddles für Slow-Motion (Zeitlupen-Training)
  • Verwendung von verschiedenen Paddles (in Gruppen können Paddles auch untereinander kurzfristig getauscht werden)
  • Einsatz von Paddles in Kombination mit Flossen
  • Einsatz von Paddles in Kombination mit Pullbuoy
  • Die Paddles werden nur an den Fingern fixiert (Gummi für Handgelenksfixierung entfernen), damit der Schwimmer die Eintauchphase und Unterwasserwasserphase bewusster ausführen muss.

Nicht empfehlenswert:

  • Einsatz ohne ausreichendem Aufwärmen der Gelenke (Schulter-, Ellenbogen-, und Handgelenk)
  • Einsatz bei langen Dauermethoden – meist in Verbindung mit zu langsamen Tempo
  • wenn ein Schwimmer behauptet – er könne nur mit seinen eigenen Paddles schwimmen
  • langer und monotoner Einsatz von Paddles kann zu Schulter – Problemen führen

Praxistipp: Wenn Sie lange Dauermethoden mit Paddles (1 – 3 fache Vergrößerung der Fläche) schwimmen lassen, die Geschwindigkeit aber unverändert zum Schwimmen ohne Paddles ist, besteht folgendes Problem: Die Technik (Zugmuster) ist nicht mehr optimal oder die Zugfrequenz ist verringert! Diese falschen Bewegungsmuster werden vom Körper gespeichert und führen folglich nicht zu einer gewünschten positiven Anpassung der Schwimmleistung.

Der zweckmäßige Einsatz von Pullbuoy und Pullkick

Bei diesem Trainingsgerät ist interessant zu beobachten, dass es viele Sportler gibt, die einen Pullbouy als Erleichterung ansehen und bei anderen der Pullbuoy eine Erschwerung darstellt, da der Vortrieb der Beine wegfällt. Bei häufigem Einsatz ökonomisiert der Schwimmer die Technik mit dem Pullbuoy, und es kann vor allem bei Grundlagenausdauer Belastungen zur Verbesserung der Schwimmgeschwindigkeiten verbunden mit einem Abfall der Herzfrequenz und Laktatwerten kommen. Bei Wettkampfgeschwindigkeiten ist der Pullbouy kein Vorteil, da der Vortrieb der Beine fehlt. 

Empfehlenswert:

  • beim Erlernen verschiedener Techniken in allen Schwimmdisziplinen
  • Erlernen von Fein- und Feinstform beim Brustbeinschlag
  • Verwendung des Pullbuoy zwischen den Unterschenkeln beim Rücken- und Freistilschwimmen (verbunden mit Hauptaugenmerk Schulterrotation)
  • Verwendung des Pullbuoy in Kombination mit fixierten Sprunggelenken (Schlauch)
  • Verwendung des Pullbuoy in Kombination mit Paddles bei hohen Geschwindigkeiten oder Slow-Motion Ausführungen
  • Verwendung des Pullbuoy wenn die Beine durch diverse Vorbelastungen stark ermüdet sind (Bsp. Triathlon oder diversen Kraftübungen vor dem Schwimmen)

Nicht empfehlenswert:

  • bei langen Dauermethoden
  • beim Einschwimmen

Der zweckmäßige Einsatz von Flossen

Durch den Einsatz von Flossen und den dadurch erhöhten Vortrieb, können für die Arme technische Elemente bei Bewegungen erleichtert werden, und Wettkampfgeschwindigkeiten besser erreicht werden.

Empfehlenswert:

  • Erlernen von Wellen-Delphinbewegungen im Wasser (auch Verwendung von weichen Monoflossen bereits bei jungen Schwimmern möglich)
  • Das Monoflossenschwimmen ist meistens auch verbunden mit der Verwendung von Mittelschnorcheln, welche auch für andere technische Übungen später bestens geeignet sind
  • Optimierung von aktiver Sprunggelenksarbeit
  • Verbesserung von spez. Kraftausdauerleistungen der Beinarbeit
  • Verbesserung von Tauch(Hypoxie) -elementen
  • Erlernen von höheren Geschwindigkeiten
  • Verbesserung der Beweglichkeit im Sprunggelenk

Nicht empfehlenswert:

  • Wenn die Flossen zu hart sind kommt es rasch zu Überbelastungen (Sprung und Kniegelenk)
  • Bei Dauermethoden mit Flossen kann es zu Blasenbildung an den Füßen kommen (Die Verwendung von Neopren-Söckchen schafft hier Abhilfe)
  • Dauermethoden über 1000 Meter mit Flossen sind nicht ratsam.

Praxistipp: Vor allem der Einsatz von weicheren Kurzflossen ist sehr ratsam. Sehr große Flossen (wie bei Tauchern) und sehr harte Flossen sind für das gewöhnliche Schwimmtraining hingegen meist nicht empfehlenswert.

.

SONST Training Tools3

Fazit:

Zusammenfassend sollten Trainer und Sportler den Einsatz der Trainingsmittel sehr gut überlegen und planen. Die Optimierung von Technik und Koordination beziehungsweise die Verbesserung von bestimmten konditionellen Fähigkeiten sollten beim Einsatz von Hilfsmitteln stets im Vordergrund stehen. Technik- und Koordinationstraining unterliegt diversen Kriterien und die unzähligen Kombinationsmöglichkeiten der koordinativen Fähigkeiten mit diversen Druckbedingungen sollten auch im Schwimmen nicht vergessen werden. Zur Verbesserung von konditionellen Fähigkeiten (z.B. Kraft) müssen die Belastungskomponenten (Reiznormative) berücksichtigt werden. Oft ist das Überdistanztraining mit Pullbouy und Paddles nicht empfehlenswert.

Der moderne Schwimmsport und das oft als monoton bezeichnete Schwimmtraining darf und sollte durch den gezielten, geplanten und langfristig methodisch richtigen Einsatz von Trainingshilfsmitteln künftig noch abwechslungsreicher und interessanter gestaltet werden  können.

Neue Trainingsreize sind gut für die für die Weiterentwicklung der Sportler. Ein zielgerichteter Einsatz von Trainingshilfsmitteln ist daher allen Trainern zu empfehlen und wird sich auf die Leistung positiv auswirken.


Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals in der Winterausgabe 2015 des swimsportMagazine. Alle noch verfügbaren Ausgaben der Zeitschrift für den Schwimmsport können im großen swimsportMagazine-Paket bestellt werden. Zum Sonderpreis erwarten euch hier mehr als 1500 Seiten geballtes Schwimmwissen --> Das swimsportMagazine-Paket