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26. Juli 2024

Traditionell stellen die Staffelvents ein besonderes Highlight der Schwimm-Wettbewerbe bei Olympischen Spielen dar. In Paris wird das deutsche Team auf sechs der sieben Staffelstrecken Quartette ins Rennen schicken. Wir werfen einen Blick auf die Chancen der deutschen Staffeln bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris und die in diesem Jahr gezeigten Vorleistungen.

4x200m Freistil - Herren

Ein im internationalen Vergleich starkes Quartett bringt Deutschland über die 4x200m Freistil der Herren an den Start. Schon bei den zurückliegenden Weltmeisterschaften überzeugte das Team, das vom aktuellen Weltranglisten-Zweiten Lukas Märtens angeführt wird. Bei 7:05 Minuten steht die Summe der Vorleistungen. Zieht man einen Bonus für fliegende Starts ab, läge man bei einer 7:03er Zeit und das ist in Schlagdistanz zu den Top-Nationen, die in diesem Jahr erneut von Großbritannien angeführt werde. Das Team mit Tom Dean, Duncan Scott & Co. dürfte, wie schon bei den Spielen von Tokio die Marke von 7 Minuten klar knacken können und wird damit nur schwer zu schlagen sein - vorausgesetzt alle bringen ihre Top-Leistungen.

Doch wie wir wissen, haben Olympische Spiele ihre eigenen Gesetze und so hoffen auch die Verfolgerstaffeln aus den USA, Australien und China auf ihre Chance. Als - nicht mehr allzu geheimer - Geheimfavorit gilt zudem die Staffel aus Südkorea. Das Quartett um Kim Woomin und Hwang Sunwoo könnte sogar an der Marke von 7 Minuten wackeln und damit die "alten" Spitzennationen düpieren.

Angesichts dieser Konkurrenz ist das deutsche Quartett voll gefordert: Im Konzert der Top-Nationen können sie durchaus eigene Töne setzen, doch der Deutsche Rekord (7:03,19) muss wahrscheinlich fallen, um einen Angriff auf die vorderen Plätze zu starten. 

  Vorleistungen
Lukas Märtens 01:44,14
Rafael Miroslaw 01:45,84
Timo Sorgius 01:47,55
Josha Salchow 01:47,73
  07:05,26

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4x100m Freistil - Herren

Wenn gesprintet wird, dann entscheiden oft die Kleinigkeiten. Was auf den Einzelstrecken gilt, ist ebenso für die Staffeln wahr. Über die 4x100m Freistil der Herren deutet sich ein enges Feld ohne klaren Favoriten an. Auf dem Papier haben die Tilteverteidiger aus den USA einen leichten Vorteil, doch sollte einer der vier US-Boys einen nicht optimalen Tag erwischen, lauert direkt schon die Konkurrenz. Besonders Italien sollte man auf dem Zettel haben, die Sprinter aus Südeuropa haben in den vergangenen Jahren bei den Top-Events konstant starke Staffelleistungen und regelmäßige Podestbesuche verbucht. Auch die Australier um Kyle Chalmer, Großbritannien oder China mit dem frisch gebackenen Weltrekordler Pan Zhanle zählen zu den Favoriten. Zeiten um oder unter 3:10 Minuten dürfte es benötigen.

Das deutsche Quartett befindet sich über die 4x100m Freistil zwar im Aufwärtstrend, doch zu den Teams der Weltspitze fehlen noch ein paar Sekunden. Eine 3:13er Zeit hat das Team ohne fliegende Starts als Vorleistung zu Buche stehen. Damit rückt der Deutsche Rekord (3:13,51) ins Blickfeld. Doch wie bereits erwähnt: Dafür muss bei der Sprintstaffel alles passen.

Die Vorleistungen:

  Vorleistungen
Josha Salchow 00:47,85
Peter Varjasi 00:48,45
Rafael Miroslaw 00:48,63
Luca Nik Armbruster* 00:49,05
  03:13,98

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4x100m Lagen - Herren:

Die Lagenstaffeln bilden zum Abschluss der Beckenevents bei den Olympischen Spielen in Paris traditionell einen Höhepunkt. Die internationale Konkurrenz hier ist stark. China, die USA, Großbritannien und Italien machen nach den Vorleistungen einen besonders starken Eindruck. Um Medaillenambitionen zu haben, werden Zeiten klar unter 3:30 Minuten benötigt. 

Dahinter ist nach den Vorleistungen im Bereich von etwas über 3:30 Minuten das deutsche Team mit etwa drei bis vier anderen Nationen einzuordnen. Besonders die aufsteigende Form von Deutschlands Brustschwimmern, von denen wohl der frisch gebackene Europameister Melvin Imoudu zum Einsatz kommt, so wie der neue deutsche Rekordhalter über die 100m Freistil, Josha Salchow, könnten die Staffel tragen, deren erste Aufgabe die Eroberung eines Platzes im Finale sein wird.

Die Vorleistungen:

  Vorleistungen
Ole Braunschweig (R) 00:53,48
Melvin Imoudu (Br) 00:58,84
Kaii Liam Winkler (S)* 00:51,51
Josha Salchow (Fr) 00:47,85
  03:31,68

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4x200m Freistil - Damen

In der langen Freistilstaffel scheint bei den Damen Gold auf dem Papier bereits vergeben zu sein. Die vier schnellsten australischen Schwimmerinnen der Olympia Qualifikation im Juni waren in Summe bereits schneller als der Weltrekord über die 4x200m Freistil. Bei den Trials sorgten Ariarne Titmus (1:52,23), Mollie O’Callaghan (1:52,48), Lani Pallister (1:55,57) und Brianna Throssell (1:55,74) für echte Ausnahmleistungen. In der Summe kommen sie damit - ohne fliegende Starts - auf 7:36,02 Minuten. Der Weltrekord steht bei 7:37,50 Minuten. Die Konkurrenz ist im Schnitt pro Schwimmerin mindestens eine Sekunde langsamer. Die Damen aus Australien können sich also wahrscheinlich nur selbst schlagen. Dahinter zählen die USA, China oder auch Kanada zu den Medaillenkandidaten. Ihnen sind Zeiten um die 7:45 zuzutrauen. 

Deutschland wird mit Isabel Gose, Julia Mrozinski, Nele Schulze und Nicole Maier ein in der Breite sehr gut aufgestelltes Quartett an den Start bringen. Mit ihren Vorleistungen kommen sie auf eine Zeit von 7:49,82 Minuten, womit sie hervorragende Chancen auf das Finale haben. Die Leistungen sind sogar schneller als der aktuelle deutsche Rekord (7:50,82). Die Top-Teams sind für das deutsche Team in Schlagdistanz und sollte eine der Favoritenstaffeln patzen, könnte es spannend werden. Bei den Olympischen Spielen 2021 gab es einen starken sechsten Platz für die deutschen 4x200m-Damen. Von damals wird diesmal nur Isabel Gose erneut dabei sein, trotzdem liegt eine Wiederholung oder sogar Steigerung dieses Ergebnisses im Bereich des Möglichen, wenn alle ihre Top-Leistungen abrufen.

Vorleistungen: 

  Vorleistung
Isabel Gose 01:56,66
Julia Mrozinski 01:57,22
Nicole Maier 01:57,36
Nele Schulze 01:58,58
  07:49,82

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4x100m Lagen - Damen

Die Lagenstaffeln sind traditionell eine kleine Wundertüte. Auf jeder Teilstrecke eine Spitzenschwimmerin an den Start zu bringen, gelingt selbst nicht immer den Top-Nationen. Auf dem Papier macht jedoch das Team aus den USA den stärksten Eindruck. Mit Regan Smith auf der Rückenstrecke, Lilly King als Brustschwimmerin und der Alleskönnerin Gretchen Walsh auf Schmetterling können sie drei Weltrekordhalterinnen über die Einzelstrecken aufbieten. Als Schlussschwimmerin kommt Kate Douglass in Frage, die mit 52er Zeiten ebenfalls Weltspitze über die 100m Freistil ist.

Konkurrenz kommt wie so oft aus Australien und Kanada. Auch Chinas Damen, die bei der WM 2023 mit Platz vier überraschten, sollte man auf dem Zettel haben. Die Schwedinnen um Sarah Sjöström sowie Japan, die Niederlande und Großbritannien sind ebenfalls nicht abgeschrieben.

Das deutsche Team hat derzeit nur Angelina Köhler in seinen Reihen, die auf Weltklasse-Niveau vorn mithalten kann. Ein Fragezeichen ist hinter Anna Elendt, die zwar ebenfalls schon mit einer WM-Medaille glänzte, aber bisher 2024 nicht an ihre Spitzenzeiten herankam. Sollte dies gelingen, würden auch deutlich die Chancen auf die Finalqualifikation steigen. Um diese wird sich die deutsche Staffel mit einem halben Dutzend anderer Staffeln streiten, die in den vergangenen Monaten ähnliche Vorleistungen zeigten.

Vorleistungen:

  Vorleistung
Laura Riedemann ( R) 01:00,96
Anna Elendt (Br) 01:06,77
Angelina Köhler (S) 00:56,11
Nina Holt (Fr) 00:54,22
  03:58,06

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4x100m Lagen - MIXED

Was wir eben bei den Lagenstaffeln der Damen angemerkt haben, gilt ebenso für die gemischte Lagenstaffel. In der Vergangenheit gab es hier immer wieder Überraschungen, so schon direkt bei der Premiere dieses Wettbewerbs bei der WM 2015. Damals schwamm das deutsche Quartett sensationell zu Bronze und stellte dabei den noch immer gültigen Deutschen Rekord (3:44,13) auf. Die bisher 2024 gezeigten Leistungen der vier (wahrscheinlichen) Staffelmitglieder deuten darauf hin, dass diese Bestmarke bei Olympia fallen könnte.

Damit wäre das deutsche Team auf einem soliden Finalkurs. Die Vorleistung deutet darauf hin, dass man direkt hinter den Top-Nationen rangiert, die Zeiten unter 3:40 Minuten ins Becken bringen dürften. Favorit dürfte die Staffel aus den USA sein, gefolgt von China, Australien und Großbritannien. Dahinter wird es eng und es bieten sich Chancen für eine Überraschung, sollten die Spitzennationen hinter den Erwartungen zurück bleiben. Darauf hoffen etwa vier Nationen, alle sind auf einem Level mit der deutschen Staffel.

Vorleistungen:

  Vorleistung
Ole Braunschweig ( R) 00:53,48
Melvin Imoudu (Br) 00:58,84
Angelina Köhler (S) 00:56,11
Nina Holt (Fr) 00:54,22
  03:42,65

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Finalplätze, mehrere Deutsche Rekorde und vielleicht ja auch eine Überraschung rücken also in Visier der deutschen Staffeln. Alles wird auch davon abhängen, wie sich die Teams der anderen Nationen präsentieren. Schon jetzt darf aber damit gerechnet werden, dass wir in Paris packende Rennen im Kampf um Staffel-Edelmetall erleben werden.

Die wichtigsten Links zu den Olympischen Spielen 2024:

*Zwar war Luca Nik Armbruster in der Olympia-Qualifikationsphase langsamer als Lukas Märtens über die 100m Freistil. Da aber Märtens am Tag der Staffel über die 400m Freistil im Einatz ist, wird damit gerechnet, dass er nicht in der Staffel startet.
Für die 4x100m Lagenherren wurde mit der Schmetterlingszeit von Kaii Liam Winkler gerechnet. Er war in diesem Jahr bereits schneller als Luca Nik Armbruster, der sich eigentlich für den Staffelplatz qualifiziert hat. Der Verlauf der Spiele wird zeigen, wie die Lagenstaffel besetzt wird. In jedem Fall muss Luca Nik Armbruster in mindestens einer Staffel eingesetzt werden, da er keinen Einzelstart hat.

Bild: Archiv / Mine Kasapoglu