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08. November 2012

(02.02.2011) Die Gerüchteküche brodelte schon lange, nun ist es offiziell: Schwimm-Star Ian Thorpe ist zurück und strebt die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London an. Dies verkündete der 28-Jährige heute Nacht auf einer eigens anberaumten Pressekonferenz in Sydney.


 

Fast sieben Jahre ist sein letztes internationales Rennen her, nun will es Australiens Schwimmlegende noch einmal wissen. “Ich habe die Entscheidung zurückzukehren für mich bereits im September getroffen”, so Thorpe. Seitdem wurde er vom australischen Chefcoach Leigh Nugent mit Trainingsprogrammen versorgt. Um nicht zu viel Aufsehen zu erregen wechselte er zeitweise zwischen acht verschiedenen Trainingsorten hin und her. Nun, da sein Comeback offiziell ist, kündigte er an, die meiste Zeit in Abu Dhabi und auch Europa zu trainieren.

Konzentration auf die 100m Freistil

Thorpe wird sich im Hinblick auf die Olympischen Spiele auf die 100m und 200m Freistil konzentrieren und versuchen, hier zumindest Teil der australischen Staffelteams zu sein. “Dabei liegt die Priorität jedoch auf den 100m, was sicher viele verwundern wird”, erklärte der “Thorpedo”. Um in seiner einstige Paradedisziplin, den 400m Freistil, wettbewerbsfähig zu sein, würde die Vorbereitungszeit nicht ausreichen. Heute morgen registrierte er sich zudem bei der australischen Antidopingbehörde und steht damit wieder für unangekündigte Dopingtests bereit. Dies ist Vorraussetzung um an den Qualifikationswettkämpfen für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr teilzunehmen.

5x Olympiagold – 11 Weltmeistertitel – bis jetzt

Damit schickt sich Thorpe an, seine Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Trotz seines frühen Rücktritts im Alter von erst 24 Jahren hat Thorpe eine stolze Medaillenbilanz vorzuweisen. Fünf olympische Goldmedaillen hatte er sich bei den Spielen in Sydney 2000 und Athen 2004 geholt. Die ersten seiner insgesamt elf Weltmeistertitel erschwamm Thorpe sich mit gerade einmal 15 Jahren bei der WM in Perth 1998. Unvergessen ist das Finale der Olympischen Spiele 2004 in Athen, das als “Race of the Century” betitelt wurde. Damals traf Thorpe auf Titelverteidiger Pieter van den Hoogenband aus den Niederlanden und den aufstrebenden US-Schwimmer Michael Phelps. Hier eine kleine Gedächtnisstütze:


 

Im November 2006 verkündete er offiziell das Ende seiner aktiven Karriere. Als Grund für den Rücktritt wurden damals Verletzungen, mangelnde Fitness oder auch Trainingsrückstand genannt. Im Frühjahr 2007 wurden Dopingvorwürfe gegen Thorpe laut. Die französische Sportzeitschrift “L’Equipe” berichtete damals über auffällige Testosteron – und Wachstumshormonwerte bei einem Trainingstest im März 2006. Die Geschichte zog sich mehr als ein Jahr. Im August 2007 sprach die australische Dopingagentur ASADA ihn vom Dopingverdacht frei. “Die Beweise lassen nicht auf die Nutzung von leistungssteigernden Mitteln von Thorpe schließen. Damit ist der Fall abgeschlossen”, hieß es damals.

Comeback gegen die geballte Weltspitze

Bereits im Mai 2010 hatte es Gerüchte über ein mögliches Comeback Thorpes gegeben. Damals hieß es unter anderem, er habe mit einigen australischen Schwimmern darunter Eamon Sullivan gewettet, dass sie in London Gold mit der 4x100m Freistilstaffel holen könnten. Zu Beginn des Jahres kamen Berichte auf, Thorpe sei zurück im Trainingsbecken und spule wieder Kilometer um Kilometer ab. Mit der offiziellen Verkündung seiner Comeback-Pläne bläst Thorpe nun zum Angriff auf die neuen Stars der Schwimmszene. Die Spitze ist in den vergangenen Jahren deutlich enger geworden. Neben Rekord-Olympiasieger Michael Phelps gibt es über Thorpes einstige Goldstrecke, die 200m Freistil, ein halbes Dutzend Anwärter auf den Sieg bei den Olympischen Spielen im kommenden Jahr. US-Star Ryan Lochte, Frankreichs Youngster Yannick Agnel, der Südkoreaner Tae-Hwan Park, Chinas Sun Yang, die Russen Izotov und Lobintzev und nicht zuletzt Paul Biedermann werden versuchen Ian Thorpe das Comeback so schwer wie möglich zu machen. Auch auf den für ihn einst so charakteristischen Ganzkörperanzug wird der Australier verzichten müssen. Trotzdem wollte sich Thorpe nicht zu seinen Konkurrenten äußern: “Mein größter Gegner werde ich selber sein, diese Einstellung hatte ich immer in meiner Karriere.”
Vorher stehen für den Rückkehrer jedoch zunächst die Qualifikationswettkämpfe des australischen Schwimm-Teams an. Im März 2012 wird es dann das erste Mal ernst für Thorpe, bereits hier wird er sich beweisen müssen.