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14. Juli 2024

(14.07.2024 | Bild: Christian Gold) Olympiasieger, Welt- und Europameister, Weltrekordhalter: Aus der absoluten Weltspitze ist Florian Wellbrock, Deutschlands erfolgreichster Schwimmer der vergangenen Jahre, schon lange nicht mehr wegzudenken. Passend zum zehnjährigen Jubiläum mit seinem Erfolgstrainer Bernd Berkhahn wird der 26-jährige Magdeburger in zwei Wochen in Paris bereits zum dritten Mal auf die Jagd nach Olympischem Edelmetall gehen - mit einem Erfolgshunger, der so ausgeprägt ist wie nie zuvor. Im Interview mit uns spricht Wellbrock über seine Leader-Rolle in der Nationalmannschaft, darüber wie es ist, als Repräsentant des deutschen Schwimmsports in der Öffentlichkeit zu stehen und verrät außerdem, wie es nach Paris für ihn weitergehen wird. 

Ihr wart ja nun bis wenige Wochen vor den Olympischen Spielen im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada. Was ist denn für euer Training bis Paris geplant?

Nach der Zeit in Spanien ist nun tatsächlich auch schon die meiste Arbeit und Grundlagenvorbereitung geschafft. Wir reisen dann schon relativ früh nach Paris, direkt zur Eröffnung des Dorfes, sodass wir noch ein bisschen Eingewöhnungszeit im Olympischen Dorf haben und uns schon mal frühzeitig orientieren können. Was das Training angeht, liegt der Fokus nun auf dem Feinschliff. Wir haben die Zeit in der Höhe nochmal genutzt, um richtig hart zu arbeiten. Und danach geht es nun eigentlich primär schon an die Erholung.

Trainingslager zeichnen sich ja oft durch besonders anspruchsvolles, aber auch umfangreiches Training aus. Aber als Ausdauerspezialist - sowohl im Becken als auch im Freiwasser - sind deine Einheiten ja vermutlich auch regulär oft sehr zeit- und kilometerintensiv. Wie schaffst du es eigentlich seit mittlerweile doch schon wirklich vielen Jahren, deine Motivation und deinen Ehrgeiz stets aufrecht zu erhalten?

Ich habe Gott sei Dank wahnsinnig viel Spaß an dem, was ich mache. Das schließt den Trainingsprozess tatsächlich auch mit ein. Ich habe viel Freude daran, mit der Mannschaft unterwegs zu sein und die Trainingskilometer mit den Jungs und Mädels dann hier im Becken runterzuschwimmen. Und das dann eben in Verbindung mit dem vielen Reisen und dem erfolgreichen Wettkampfschwimmen macht das Ganze doch sehr erträglich für mich.

Und welche Rolle spielt deine Trainingsgruppe für deine anhaltende Motivation und Erfolgskonstanz, aber auch die langjährige Zusammenarbeit mit deinem Trainer Bernd Berkhahn?

Beides ist natürlich etwas ganz Besonderes. Vor allem dadurch, dass wir so viel Zeit mit der Trainingsgruppe verbringen, ist es fast schon wie eine Ersatzfamilie. Und ich bin froh, dass alles immer so harmonisch hier abläuft. Das ist mit Sicherheit auch keine Selbstverständlichkeit, da wir ja irgendwo auch mitten im Konkurrenzkampf stehen mit den einzelnen Sportlern.

Bernd ist natürlich auch ein cooler Typ, ein besonderer Mensch und ein besonderer Trainer. Wir haben dieses Jahr im Sommer dann tatsächlich auch schon unser zehnjähriges Jubiläum zusammen.

Da ist es ja wirklich passend, dass euer Jubiläum direkt auf die Olympischen Spiele trifft. Wie schätzt du denn eigentlich das deutsche Schwimmteam für Paris ein?

Ich glaube, wir haben ein wirklich sehr cooles und gemischtes Team, das aus vielen erfahrenen und etablierten Athleten besteht, aber auch ein paar neue Gesichter werden mit dabei sein. Vom Leistungsvermögen brauchen wir uns als Team in Paris auf keinen Fall zu verstecken.

Und wie würdest du deine eigene Rolle in der Mannschaft beschreiben?

Viele kommen schon gerne zu mir, wenn sie sich einen Rat wünschen oder Fragen haben. Ich glaube, ich bin in der Position als Leader auch einfach ganz gut aufgehoben. Gleichzeitig bin ich mir der Position bewusst und kann damit gut umgehen. Es ist schön, das Team zu unterstützen und gemeinsam mit ihnen auf Medaillenjagd zu gehen.

Bei den zurückliegenden Olympischen Spielen in Tokio konntest du gleich doppelt auf dem Siegertreppchen stehen. Dank dieser und anderer deiner eindrucksvollen Erfolge der letzten Jahre wirst du in Deutschland ja mittlerweile sehr präsent als Schwimmstar wahrgenommen. Wie gehst du mit dieser Aufmerksamkeit um? Und ist diese Rolle, in der medialen Öffentlichkeit zu stehen, eine, die du auch mal genießen kannst?

Ich kann das mit Sicherheit sehr, sehr gut genießen. Die Aufmerksamkeit ist natürlich jetzt auch nicht wahnsinnig viel - vor allem wenn man es ins Verhältnis zu anderen Sportarten wie Fußball setzt. Aber ich fühle mich aktuell da, wo ich bin und mit dem, was ich bin, sehr wohl.

Hast du denn das Gefühl, dass sich die Medienpräsenz des deutschen Schwimmsports allgemein gesteigert hat in den letzten Jahren?

Das ist schwer zu beantworten. Ich habe das Gefühl, dass das Interesse der Bevölkerung gestiegen ist. Auch dank der Erfolge, die wir als Team in den letzten Jahren erzielt haben. Gleichzeitig ist das Fernsehen aber zum Beispiel immer weiter zurückgerudert, insbesondere was die Übertragungsrechte und all das betrifft. Deswegen ist das ein bisschen paradox für mich. Auf der einen Seite nehme ich die Veränderungen sehr positiv wahr und auf der anderen Seite stehen die tendenziell eher negativen Entwicklungen beispielsweise bei den Fernsehrechten.

Du hast ja eben vor allem deinen Erfahrungsschatz betont. Nach Rio und Tokio sind die Wettkämpfe in Paris deine dritten olympischen Spiele. Würdest du sagen, dass sich dein Erfolgshunger gehalten hat? 

Dieser Hunger, die Euphorie, die Anspannung, das hat sich mit Sicherheit alles ein bisschen verändert und hat sich gesteigert. Das sind einfach wahnsinnig schöne Emotionen, die man zu so einem Wettkampf nimmt und die einen dann auch zur Höchstleistung antreiben.

Wie sieht es denn mit deinen konkreten Ambitionen bzw. Zielen für die Olympischen Spiele 2024 aus?

Ich werde in Paris versuchen, mein bestmögliches Potential abzurufen und dann würde auf jeden Fall ganz gerne mit einer Medaille wieder nach Hause kommen.

Und was kommt nach Paris? Kannst du schon ein wenig sagen, wie es nach Olympia für dich sportlich weitergehen wird?

Ich habe direkt schonmal Urlaub gebucht. Es wird auf jeden Fall erstmal ein bisschen relaxed und entspannt, damit ich den Kopf wieder frei kriegen kann. Aber ansonsten kann ich sagen, dass ich mit meiner Karriere noch nicht durch bin. Ich will auf jeden Fall nochmal Olympische Spiele machen in Los Angeles. Deswegen mache ich erstmal ein bisschen Pause und dann geht das ganze Spiel wieder von vorn los.