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18. Juli 2024

(18.07.2024) Der finale Countdown bis zur Eröffnung der Olympischen Spiele 2024 in Paris hat begonnen! Die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer haben in den vergangenen drei Jahren auf diesen besonderen Moment hintrainiert. Um euch die Wartezeit, bis es in Paris endlich losgeht, etwas zu verkürzen, werfen wir vorab einen Blick auf die Medaillenchancen des deutschen Teams und beginnen mit den Damen: Isabel GoseAnna Elendt und Angelina Köhler wecken in diesem Kontext die größten Hoffnungen bei den Beckenwettbewerben, während Leonie Beck bei den 10km im Freiwasser zu den Favoritinnen zählt.

Die Weltmeisterin: Angelina Köhler

Trotz Weltmeisterschaftstitel, Kurzbahneuropameisterschafts-Gold und mehrfachen deutschen Rekorden ist Angelina Köhler bei den Spielen in Paris eine Newcomerin auf der Olympischen Bühne. Nach dem krankheitsbedingten Ausfall während der Olympiaqualifikationsphase 2020 sind es nun die ersten Spiele für die Schwimmerin der SG Neukölln Berlin. Sie wird in Paris über ihre Paradestrecke, die 100m Schmetterling, an den Start gehen, mit der sie bei den Weltmeisterschaften in Doha am Anfang dieses Jahres zu ihrem bisher größten Erfolg schwamm. In 56,11 Sekunden schmetterte Köhler auf dem Weg zu Gold zu einem Deutschen Rekord und ist durch diese Zeit aktuell die viertschnellste Schwimmerin in der Weltjahresbestenliste. Lediglich die drei Amerikanerinnen Regan SmithTorri Huske und allen voran die Weltrekordhalterin Gretchen Walsh schwammen bei der TYR Pro-Series und den US-Trials vor einigen Wochen schneller. In Paris werden Walsh und Huske die USA vertreten. Nicht vergessen darf man allerdings auch Zhang Yufei. Die Chinesin gewann bei den Olympischen Spielen von Tokio 2020 Silber über diese Distanz, ist allerdings von dem im Juni bekanntgewordenen Doping-Skandal betroffen, bei dem insgesamt 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer Anfang 2020 positiv auf das verbotene Herzmittel Trimetazidin getestet wurden, infolgedessen allerdings keine Sperre erhielten. Somit wird vermutlich auch Yufei beim Kampf um die Medaillen mitmischen.

Auch die Siegerin der letzten Spiele Margaret MacNeil aus Kanada, sowie die australische Bronzemedaillengewinnerin Emma McKeon dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Während die Kanadierin die Titelverteidigung anvisiert, wird McKeon bei ihrem „last dance“, wie es in ihrem Interview mit der australischen Vogue heißt, versuchen, ihrer Karriere ein goldenes Ende zu setzen. Laut eigener Aussage im Interview mit dem ZDF-Sportstudio „liebäugelt“ Köhler mit einem Podestplatz, schon durch die Teilnahme an den Spielen habe sich aber bereits ein Traum für sie erfüllt. Sie kann also befreit aufschwimmen. Der Kampf um die Medaillen wird - wie immer auf den Sprintstrecken - eng zugehen, doch ein Platz im Finale dürfte für Köhler in jedem Fall drin sein. Und im Endlauf kann dann, wie wir bei der WM gesehen haben, alles passieren!

Die Vielstarterin: Isabel Gose

Gleich vier und damit die meisten Starts der Damen des deutschen Teams wird Isabel Gose absolvieren. Sie qualifizierte sich für die 400m, 800m, und 1500m Freistil. Auch über die 200m Freistil hatte die Magdeburgerin ein Ticket ergattert, wird aber auf dieses Event verzichten. Durchaus verständlich: Neben den Einzelstarts steht für Gose auch der Einsatz in der deutschen 4x200m-Staffel auf dem Programm (Hinweis: Auf die Chancen der Staffeln blicken wir zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal). Über die 400m Freistil befindet sich Gose in der weltweiten Bestenliste des Jahres auf dem achten Platz und somit theoretisch im Bereich des Finallauf. Angeführt wird die hochkarätige Konkurrenz über diese Strecke von der Australierin und Olympiasiegerin von 2020 Ariarne Titmus. Diese will sich sicherlich auch bei den kommenden Spielen zu Gold und gleichzeitig zur Titelverteidigung schwimmen. Auch die junge Kanadierin Summer McIntosh dürfte über die 400m Freistil vorn mitmischen, sie ist ihres Zeichens die Vorgängerin von Titmus als Weltrekordhalterin über diese Distanz.

Und dann ist da natürlich noch die US-Amerikanerin Katie Ledecky, die Isabel Gose nicht nur auf den 400m Freistil, sondern auch auf der 800m- und 1500m-Distanz Konkurrenz machen wird. Bei den 800m Freistil ist es für die Schwimmerin des SC Magdeburg im Bereich des Möglichen zu einer Medaille zu schwimmen, zumal die Jahresbestleistungen der schnellsten fünf Schwimmerinnen nur wenige Sekunden voneinander getrennt sind und Gose sich hier auf Rang vier befindet. Auf der längsten Distanz im Becken, den 1500m Freistil, könnte Gose nach dem Erfolg ihrer ehemaligen Trainingskollegin Sarah Wellbrock (geb. Köhler) bei den Spielen 2021 in Tokio nun erneut Bronze nach Magdeburg bringen. Mit ihrer Zeit von 15:50,56 Minuten, die sie vor wenigen Tagen bei der Sette Colli Trophy in Rom aufstellte, ist neben Ledecky nur noch die Italienerin Simona Quadarella schneller als Gose. Würde sich diese Verteilung von Ledecky, Quadarella und Gose auf den Plätzen eins bis drei bewahrheiten, würden wir hier dieselbe Medaillenverteilung wie auch bei den Spielen von Tokio sehen und Gose träte tatsächlich in die Fußstapfen von Sarah Wellbrock. Doch man muss natürlich auch den Blick auf die hinter Gose in der Weltrangliste platzierten Athletinnen werfen: Starke Konkurrenz ist da zum Beispiel mit der Chinesin Li Bingjie und der Französin Anastasiya Kirpichnikova, die 2021 noch fürs Team aus Russland startend bereits im Olympiafinale stand. Auch Goses Magdeburger Trainingskollegin Moesha Johnson und ihre australische Teamgefährtin Lani Pallister sowie die 18-jährige US-Amerikanerin Katie Grimes blieben 2024 bereits unter 16 Minuten und könnten für Überraschungen sorgen. Nur 17 Athletinnen sind über die 1500m gemeldet, doch etwa die Hälfte von ihnen kommt für die Medaillen in Frage. Es wird also spannend! Mit Blick auf die Leistungsentwicklung könnte man sagen: Je länger die Distanz wird, umso eher hat Isabel Gose eine Chance auf eine der begehrten olympischen Medaillen.

Was ist drin für Anna Elendt?

Einen Einzelstart wird in Paris auch Anna Elendt absolvieren. Im Gegensatz zu Angelina Köhler sind es wie auch bei Isabel Gose bereits die zweiten Olympischen Spiele der in Texas trainierenden Schwimmerin. Obwohl Elendt die Normzeit für die 100m Brust innerhalb des Qualifikationszeitraums um zwei Hundertstelsekunden verpasste, wurde sie vom DOSB für einen Start zugelassen. Aufgrund von Rückenproblemen konnte die Schwimmerin der SG Frankfurt ihr Potenzial im jetzigen Jahr nicht völlig unter Beweis stellen. Auch bei den Weltmeisterschaften 2023 schied sie überraschend in den Vorläufen aus. Sollte Elendt jedoch in Paris wieder voll in Form sein, ist es durchaus vorstellbar, dass auch sie im Finale mitmischen kann. 1:05,58 Minuten lautet ihre Bestzeit. Schafft sie es in die Nähe dieser Zeit zu schwimmen oder diese im Optimalfall zu steigern, wäre oben genanntes realistisch. Mit Blick in die Weltrangliste ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei Köhler, denn auch bei den 100m Brust ist mit Qianting Tang eine der chinesischen Schwimmerinnen, die im Doping-Skandal verwickelt ist, an der Spitze des Feldes. Zudem ist mit Ruta Meilutyte eine „alte Bekannte“ aufgetaucht. Die Litauerin gewann Gold bei Olympia in London 2012 und gab in den Jahren nach Tokio 2021 ihr Comeback, bei dem sie mit Blick auf ihren Weltrekord über die 50m Brust schneller denn je ist. Die beiden Olympiasiegerinnen Lilly King aus den USA und Tatjana Smith (geb. Schoenmaker) aus Südafrika, aber auch die Italienerin Benedetta Pilato werden allesamt ebenfalls nichts anbrennen lassen. Diese Strecke könnte man als regelrechte Wundertüte bezeichnen, wodurch mit voller Spannung nach Paris geblickt werden kann. 

Immer vorn dabei: Leonie Beck

Leonie Antonia Beck weckt in Paris ebenfalls Medaillenhoffnung. Sie ist jedoch nicht im Becken zu Hause, sondern im Freiwasser. Nach ihrem fünften Platz in Tokio 2020 schwamm Beck zu mehreren Europameisterschaftstiteln und wurde zuletzt Weltmeisterin. Auch im Weltcup mischt sie immer wieder vorn mit. Eine Medaille bei den Olympischen Spielen wäre für Beck die Kirsche auf dem Sahnehäubchen ihrer bereits äußerst erfolgreichen Karriere. Die in Italien trainierende Würzburgerin hat jahrelange internationale Erfahrung gesammelt und sich nun fest an der Spitze der Freiwasserschwimmerinnen etabliert. Da bekanntlich alle guten Dinge drei sind, besteht bei Beck Hoffnung, bei ihren dritten Olympischen Spielen auf dem Podest zu stehen. Dabei müssen jedoch, wie immer im Freiwasser, die Bedingungen mitspielen und wie diese aussehen werden, ist nach wie vor unklar. Lange wurde diskutiert über die Wasserqualität in der Seine, in der im Herzen von Paris um Olympiamedaillen geschwommen werden soll. Obwohl die Wasserwerte nun wohl im grünen Bereich liegen, gibt es eine große Unsicherheit, zum Beispiel wenn starke Regenfälle die Wasserqualität beeinflussen - und nicht nur diese: Viel Regen hätte auch eine stärkere Strömung zur Folge, gegen die die Open Water Asse in Paris jeweils 50% der Strecke des Rundkurses in der Seine anschwimmen müssen. Auch die Enge der Strecke ohne viel Platz nach rechts und links, wird einen Einfluss auf das Rennen haben. Doch damit werden alle 24 Athletinnen, die in Paris über die 10km starten, zu kämpfen haben. Leonie Beck könnte ihre Erfahrung zugute kommen und dass sie mit widrigen Bedingungen umgehen kann, hat sie auch in der Vergangenheit bereits gezeigt. Es ist also alles drin!

Den Blick auf die Medaillenchancen der deutschen Herren findet ihr hier --> Märtens, Wellbrock und Co.: Die Medaillenchancen der deutschen Herren bei Olympia

Die wichtigsten Links zu den Olympischen Spielen 2024:

Bilder: World Aquatics / Mine Kasapoglu / Archiv