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03. Februar 2024

(03.02.2024) Freud und Leid lagen heute zum Auftakt der Freiwasserrennen bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Doha nah beieinander. Nach dem wichtigen Rennen über die 10km ging man beim Deutschen Schwimm-Verband zunächst davon aus, dass die Essenerin Jeannette Spiwoks sie sich mit ihrem 16. Platz das Ticket zu den Olympischen Spielen gesichert hätte. Der DSV vermeldete dies kurz nach dem Rennen. Doch nach einem Blick in die Olympia-Qualifikationskriterien zeigte sich: Spiwoks hatte den Startplatz für Paris möglicherweise wohl doch knapp verpasst.

Quelle der Verwirrung war direkt im Anschluss an das Rennen die Zuordnung der sogenannten "kontinentalen" Qualifikationsplätze für Paris. Neben den Top 3 der WM 2023 und weiteren 13 Athletinnen der Schwimm-WM 2024* konnte sich in Doha pro Kontinent je eine weitere Schwimmerin über ein Olympiaticket freuen. Damit soll sichergestellt werden, dass für jeden der symbolischen fünf kontinentalen Olympischen Ringe auch eine Schwimmerin bei den Spielen an den Start gehen kann. Hinzu kommt ein Quotenplatz für Olympiagastgeber Frankreich.

Diese "nächstbeste" Europäerin war nach Abschluss des 10km-Rennens von Doha nun Jeannette Spiwoks. Die Verantwortlichen des Deutschen Schwimmverbands gingen daher vor Ort davon aus, dass das Ticket für Paris gebucht ist. Der große Haken: In den Olympia-Qualifikationskriterien des Weltverbandes World Aquatics steht, dass die kontinentalen Quotenplätze nur an Nationen gehen können, für die zuvor noch keine andere Athletin einen Olympiastartplatz erschwommen hat. Und dies ist bei Deutschland der Fall, denn mit ihrem WM-Sieg 2023 in Fukuoka sicherte sich Leonie Beck einen festen Startplatz für Paris. Der kontinentale Quotenplatz müsste damit weiterrücken an die Britin Leah Crisp, die heute direkt hinter Spiwoks ins Ziel kam. Der britische Verband hat bereits verkündet, dass seine Athletin damit für Olympia qualifiziert sei.

Eine Hintertür könnte für Spiwoks zudem noch offen sein: Da für Ozeanien keine Athletin einen Quotenplatz erschwimmen konnte, da schlicht keine qualifikationsberechtigte Athletin aus diesem Gebiet mehr am Start war, könnte die nächstbeste Schwimmerin des Zieleinlaufs auf einen Quotenplatz für Paris rücken - und dies wäre dann wiederum Jeannette Spiwoks.

Sicher mit dabei sind in Paris die US-Amerikanerin Katie Grimes (15.) und wohl auch die Brasilianerin Viviane Jungblut (14.), die in Doha heute die Plätze vor Jeannette Spiwoks belegt hatten. Grimes stand dank ihrer Bronzemedaille der WM 2023 bereits vor dem Rennen als Teilnehmerin für Paris fest. Jungblut hingegen sicherte sich den letzten der über das reine Ranking der WM 2024 zu vergebenden Startplätze - quasi direkt vor Spiwoks, die mit ihrer Gesamtzeit von 1:57:46,0 Stunden etwas mehr als fünf Sekunden hinter Jungblut das Ziel erreicht hatte. Unsere Einschätzung, dass Spiwoks damit knapp am Ticket nach Paris vorbeischrammte, ist noch nicht offiziell bestätigt. Nach den heutigen Verwirrungen will der Weltverband in Kürze noch einmal konkret die qualifizierten Athletinnen benennen.

Spannend ging es heute auch im Kampf um den WM-Titel zu. Nach 1:56:27,8 Stunden hatte die in Magdeburg trainierende Niederländerin Sharon van Rouwendaal die Hand als erste am Touchpad und sicherte sich mit dem kleinstmöglichen Vorsprung von einer Zehntelsekund Gold vor der Spanierin Mariá de Valdés. Für die Olympiasiegerin von Rio war es heute nach Budapest 2022 der zweite WM-Titel. In ihrem kontrollierten Rennen hielt sie sich ab der 1,5 km-Marke in der ersten Gruppe auf, ohne dabei zu viel Führungsarbeit zu leisten.

Eine furiose Aufholjagd zu Bronze legte dahinter die Portugiesin Angélica André hin (1:57:28,2), die erst im letzten Drittel der Strecke aufschloss und die Gruppe um die Brasilianerin Anna Maria Cunha (5.) einholte und sogar distanzierte.

Die Doppelweltmeisterin des vergangenen Jahres, Leonie Beck, spielte im Kampf um die Medaillen heute hingegen keine Rolle. Die in Italien trainierende Würzburgerin kam gleich vom Start weg nicht in die Spitzengruppe, konnte sich zwischenzeitlich bis auf den neunten Rang vorarbeiten und musste dann aber doch abreißen lassen um schließlich als 20. ins Ziel zu kommen, 43 Sekunden vom Podium entfernt. Aufgrund der bereits feststehenden Olympiaqualifikation kann sich Beck in Doha zurückhalten und musste somit auch in dem hart umkämpften Feld der Jägerinnen der Tickets nach Paris nicht auf jede Platzierung schauen. Für sie steht in Doha in den kommenden Tagen noch das 5km-Rennen auf dem Programm. Am morgigen Sonntag geht es weiter mit den 10km der Herren. 

Für Spiwoks gibt es ebenso wie für die weiteren deutschen Ausdauerschwimmerinnen übrigens noch eine weitere Chance, um sich für die olympischen 10km zu qualifizieren. Der Umweg führt hierbei allerdings über die Beckenwettbewerbe: Athletinnen, die sich über die 800 und 1500m Freistil für Paris qualifizieren, dürfen auch für das 10km-Rennen gemeldet werden, solange hier maximal eine weitere Schwimmerin der jeweiligen Nation am Start ist. Diese Regelung gibt es bei den Olympischen Spielen in Paris zum ersten Mal. Um also im Freiwasser bei Olympia dabei sein zu können, muss zunächst die Quali fürs Becken gepackt werden.

*Die (inoffiziell) für Paris 2024 qualifizierten Schwimmerinnen über 10km:

  • WM 2023:
    • 1. Leonie Beck (GER)
    • 2. Chelsea Gubecka (AUS)
    • 3. Katie Grimes (USA)
  • WM 2024:
    • 1. Sharon van Rouwendal (NED)
    • 2. Mariá de Valdés (ESP)
    • 3. Angélica André (POR)
    • 4. Moehsa Johnson (AUS)
    • 5. Ana Marcela Cunha (BRA)
    • 6. Mariah Denigan (USA)
    • (7. Caroline Jouisse - FRA - Quotenplatz für Frankreich als Olympiagastgeber)
    • 8.  Arianna Bridi (ITA)
    • 9. Lisa Pou (MON)
    • 10. Océane Cassignol (FRA)
    • 11. Ariri Ebina (JAP)
    • 12. Bettina Fábián (HUN)
    • 13. Angela Martínez (ESP)
    • 14. Viviane Jungblut (BRA)
  • WM 2024 - kontinentale Plätze:
    • Europa:
      • 16. Jeannette Spiwoks (GER)
      • 17. Leah Crisp (GBR)
    • Amerika: 
      • 23. Martha Sandoval (MEX)
    • Asien: 
      • 21. Ichika Kachimoto (JAP)
      • 37. Xin Xin (CHN)
    • Afrika: 
      • 27. Amica De Jager (RSA)
    • Ozeanien:
      • 18. Maddy Gough (AUS)
      • keine weitere Athletin aus Ozeanien

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Bild: Archiv