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11. Januar 2024

(11.01.2024) Lange wurde im Sport über das Thema kaum geredet - jetzt steht die Vermutung im Raum, dass es großes Leistungspotential bietet. Es geht um zyklusbasiertes Training - also Training, das an den weiblichen Menstruationszyklus angepasst ist. In den vergangenen Jahren begannen einige Athletinnen im Spitzensportbereich, offen über ihre Periode und die damit verbundenen Herausforderungen, aber auch Chancen, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Seitdem hat sich im Sport einiges getan, denn die Trainingswissenschaft hat zyklusbasiertes Training als natürliche und vielversprechende Form der Leistungssteigerung entdeckt. Doch was genau bedeutet zyklusbasiertes Training? Unsere Autorin Merle Wacker hat sich diesem Thema in der Herbstausgabe 2023 des swimsportMagazines ausführlich gewidmet. Hier gibt's einen kleinen Auszug des Artikels:

Die deutsche Topathletin Emma Hinze, mehrfache WM-Medaillengewinnerin im Bahnradsport, beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit dem Potential vom zyklusbasierten Training: „Im Leistungssport sind wir zu 100% auf unseren Körper angewiesen und, dass dieser Leistung bringt und am besten immer auf Top-Level funktioniert. Das ist mit der Periode nicht immer möglich und daher wird es oft als etwas Negatives angesehen, dabei kann man seinen Zyklus auch für sich nutzen."

Die Grundlage bilden zyklusbedingte Hormonausschüttungen. Der Anstieg bzw. Abfall von Östrogen, Progesteron und Testosteron hat einen wissenschaftlich belegten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit von Sportlerinnen. Hinzu können zu bestimmten Zeitpunkten Schmerzen und Unwohlsein kommen, die Kraft und Energie beeinflussen. Daraus abgeleitet werden für jede Zyklusphase spezielle Trainingsformen und -reize empfohlen. 

Die erste Phase setzt mit der Menstruation, also der monatlichen Blutung, ein. Sowohl das Hormon- als auch das Energielevel sind dann an ihrem Tiefpunkt. Das Training sollte in diesen Tagen daher moderat sein und der Fokus eher auf Regeneration als auf Belastung gelegt werden. Leichtes Training kann mitunter Periodenschmerzen sogar entgegenwirken, da es die Durchblutung des Beckenbodens fördert. Andere Studien haben gezeigt, dass Krafttraining während der Menstruation besonders effektiv ist, da die Körpertemperatur sehr niedrig ist und das Blut in die Muskeln gepumpt wird. Die richtige Dosierung des Krafttrainings während der Periode hängt jedoch stark von dem individuellem Befinden der Athletin ab. Welche Trainingsreize in den weiteren Periodenphasen sinnvoll sind, haben wir euch in der Herbstausgabe 2023 des swimsportMagazines ausführlich dargestellt.

Für Sportlerinnen geht es neben der potentiellen Leistungssteigerung aber auch darum zu verstehen, warum es an manchen Tagen einfach nicht so gut läuft. Enttäuschende Leistungen sowohl im Wettkampf als auch im Training können zyklusbedingt sein und spiegeln nicht zwangsläufig das eigene sportliche Vermögen wider. Das Wissen um den eigenen Zyklus kann dabei eine aufklärende Wirkung haben. Ebenso wichtig zu verstehen ist es, dass die Auswirkungen und Symptome der einzelnen Zyklusphasen sehr individuell sind. Das schließt die allgemeine Befindlichkeit, das Schmerzempfinden und die Motivation mit ein. Besonders wichtig es daher, stets auf das eigene Körpergefühl zu hören. Denn die bestmögliche Leistung im Sport lässt sich erreichen, wenn man mit und nicht gegen den eigenen Körper arbeitet.

Wichtig ist es dafür aber, sich mit dem Thema offen auseinanderzusetzen. Doch welche Rolle spielen die Themen Menstruation und zyklusbasiertes Training tatsächlich im Alltag von Coaches und Athletinnen? Dieser Frage widmete sich zuletzt auch die vierfache Olympiateilnehmerin Sarah Poewe, die im Rahmen ihrer A-Trainer Lizenz Anfang 2023 eine entsprechende Umfrage durchführte. Die anonymen Ergebnisse sind zwar nicht zwangsläufig repräsentativ, geben aber dennoch einen guten Einblick in diese zweifellos sehr relevante Thematik. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich diese Relevanz nicht in dem Wissensstand der Beteiligten oder der Berücksichtigung im Training widerspiegelt. Fast siebzig Prozent der Sportlerinnen gaben an, noch nie mit ihrem Trainer bzw. ihrer Trainerin über die eigene Menstruation gesprochen zu haben. Im swimsportMagazine-Artikel gehen wir auf weitere Ergebnisse und Hintergründe der Umfrage ein.

Unabhängig, ob Athletin oder Coach: Es ist absolut lohnenswert, sich mit dem weiblichen Zyklus und den damit verbundenen körperlichen und psychischen Besonderheiten auseinanderzusetzen. Gerade im Sport, denn das Potential vom zyklusbasierten Training ist in der Tat erheblich und könnte die Zukunft des Schwimmsports mitgestalten.

TIPP:  Alle bisher erschienenen und noch verfügbaren swimsportMagazine Ausgaben gibt es im großen swimsportMagazine-Paket! Enthalten ist auch die Herbstausgabe 2023 mit dem Artikel zum zyklusbasierten Training. Das Paket umfasst mehr als 2000 Seiten Schwimmsport pur und ihr profitiert von mehr als 50% Ersparnis: Das große swimsportMagazine-Paket