(18.01.2023 | Bild: privat) In der Freiwasserszene ist er weltweit bekannt: Andreas Waschburger (Bild ganz rechts) ist seit fast 20 Jahren erfolgreich für Deutschland in offenen Gewässern unterwegs. 2012 nahm der gebürtige Saarbrücker an den Olympischen Spielen in London teil. Dort schwamm er auf den achten Platz. Mehrere Medaillen gewann er bei Europameisterschaften. Jetzt darf sich „Waschi“, wie ihn Freunde nennen, über seine ersten Weltmeistertitel freuen. Auch im Freien, aber im Eiswasser.
Bei der WM der IISA (International Ice Swimming Association) im französischen Samoäns gewann Waschburger in der Staffel gemeinsam mit Kilian Graef, Alisa Fatum und Christoph Karum Gold. Über 4x50m Freistil - da wurde der Ausdauerexperte sogar zum Sprinter. Außerdem war der Polizist über 250m, 500m, 1.000m und in der 4x250m Staffel am Start - auch letztere wurde mit Gold ausgezeichnet, sogar in Weltrekordzeit. Zudem gab es weitere Medaillen für den von Jan Wolfgarten trainierten 36-Jährigen. Angenehme Überraschungen für den Kommissar aus Saarbrücken. Zumal er sich nicht wirklich auf den frostigen Wettkampf vorbereiten konnte.
Nur ein paar Mal war er nach eigener Aussage kurz im kalten Wasser. Zuletzt zu Jahresbeginn bei einem Neujahrsschwimmen im Saarland. Bei sieben Grad. In Frankreich waren es gerade einmal drei. „Nochmal ein krasser Unterschied“, erzählt der Freiwasserschwimmer unserem Autoren. Und: Eine Woche vor Samoäns war eine Erkältung im Anmarsch. „Gottseidank klang sie ab, sodass ich doch in Frankreich teilnehmen konnte.“
Ein letzter ärztlicher Check gab vorsichtig grünes Licht. Umso bemerkenswerter der Ausflug in die Kälte. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir mit mir als frostigen Newcomer gewinnen können.“ Vergessen der Schmerz, dem sich Waschburger während der Rennen aussetzte. Nicht über 50 oder 250 Meter. „Da spürst du die Kälte noch nicht so stark.“ Aber über 500 Meter merkte Waschburger, dass Eisschwimmen eine sehr spezielle Herausforderung und kaum mit Langstreckenschwimmen vergleichbar ist. „Die Kälte kriecht schneller in deine Finger und Zehen. Irgendwann habe ich sie kaum mehr gespürt“, lacht er in der Rückschau. Dass er über 500 Meter auf Platz zwei schwamm ist das Eine. Dass er mit 5:38,57 Minuten sogar unter dem alten Weltrekord blieb, ist das Andere. Nur der Bulgare Radostin Krastev war eine Sekunde schneller.
„Ich habe lange überlegt, ob ich dann die 1.000 Meter wirklich schwimmen will“, erzählt „Waschi“. „Ich hatte schon ein bisschen Bammel“. Ab 700 Metern sei es echt hart gewesen, wobei er die gesamte Strecke über gleichmäßig schnell unterwegs war. Die Belohnung: Wieder Silber. In 11:38,79 Minuten.
Deutschlands erfolgreichster Eisschwimmer Christof „Wandi“ Wandratsch hatte den Saarländer im vergangenen Jahr motiviert, diese junge Extremsportart mal auszuprobieren. „Wandi habe ich letztlich auch diesen Erfolg zu verdanken.“ Auf jeden Fall hat Polizist Waschburger nach eigenem Bekunden seinen Spaß am Eisschwimmen entdeckt. „Ich könnte zum Wiederholungstäter werden.“
Überlegungen, Ice Swimming zur olympischen Disziplin werden zu lassen, hält der 1-Meter-90-Mann für richtig. „Ich habe einen riesigen Respekt vor den Leuten, die im eiskalten Wasser solche Leistungen zeigen. Egal ob es die Spitzenleute sind oder die sogenannten Freizeitsportler. Die machen das wirklich aus Leidenschaft in einer freundschaftlich familiären Atmosphäre.“
Doch bis Eisschwimmen Teil der olympischen Familie ist, wird es wohl noch dauern. Bis dahin hat Andreas Waschburger seine nächste große Challenge möglicherweise längst hinter sich. Im kommenden Sommer will der kraulende Kommissar den Ärmelkanal überqueren. Dann wird er wieder deutlich länger im Wasser sein als zuletzt bei der Eisschwimm-WM in Frankreich. Das Ziel: Einen neuen Rekord aufstellen. Den hält der Australier Trent Grimsey mit 6:55 Stunden. „Mal schauen, ob das klappt“, lacht Waschburger. „Mit Kälte kann ich dank der Eisschwimm-WM inzwischen ja ganz gut umgehen.“