(18.12.2022) Am letzten Tag der Kurzbahn-WM 2022 gab es noch einmal Grund zum Jubeln für das deutsche Team in Melbourne: Marius Kusch, der sich schon die ganze Woche in herausragender Form befand, sicherte sich in 49,12 Sekunden den dritten Platz über die 100m Schmetterling und blieb dabei sieben Hundertstel unter seinem eigenen deutschen Rekord.
Zu diesem Erfolg verhalfen ihm vor allem seine gewohnt bestechenden Tauchphasen und eine starke erste Bahn, die er zwar als Erster beendete, dabei aber offensichtlich noch nicht alle Körner verschossen hatte. Nur ganz knapp vor ihm landete der kanadische Youngster Ilya Kharun (49,03) mit neuem Junioren-Weltrekord, Gold ging an den Neu-Frankfurter Chad Le Clos (48,59) mit einem recht komfortablen Vorsprung. Le Clos holte sich damit den Titel vom Italiener Matteo Rivolta zurück, der hier auf Rang fünf kam, auch der bisher stark aufschwimmende Schweizer Noe Ponti ging als Vierter leer aus.
Am Ende des Abschnitts konnte Kusch noch einmal glänzen und brachte in der 4x100m Lagenstaffel einen hervorragenden Split von 48,72 Sekunden ins Becken, der dem deutschen Quartett aus Ole Braunschweig (50,68), Lucas Matzerath (56,96), Kusch und Josha Salchow (46,68) zu einem fünften Platz verhalf. Allesamt lieferten starke und für die Zukunft vielversprechende Einzelleistungen ab.
Ganz vorne in diesem Rennen spielte sich allerdings das wohl spektakulärste Staffel-Finale ab, dass es seit langer Zeit zu bestaunen gab: Während die USA (Murphy, Fink, Julian, Smith) bei Halbzeit noch klar führten, waren es zuerst die Italiener (Lorenzo Mora, Nicolò Martinenghi, Matteo Rivolta, Alessandro Miressi), die stark aufholten, bis dann auch die Australier (Isaac Cooper, Joshua Yong, Matt Temple, Kyle Chalmers) immer näher rückten. Schließlich schien an der letzten Wende der Italiener Miressi auf Goldkurs zu liegen, doch konnten auf der letzten Bahn Smith und Chalmers noch einmal alle Kräfte mobilisieren und schlugen schließlich zeitgleich in 3:18,98 Minuten mit neuem Weltrekord an! Nur acht Hundertstel dahinter landeten die Italiener, die trotzdem noch einen neuen Europarekord verbuchen konnten.
Die wohl beste Einzelleistung des Tages kam auf Herrenseite vom Koreaner Hwang Sunwoo, der über die 200m Freistil eine echte Hammerzeit produzierte: 1:39,72 Minuten. Als erster Schiwimmer seit langer Zeit schwamm er über die 200m Freistil unter die magische Grenze von 1:40 und zerschmetterte förmlich den alten Veranstaltungsrekord des Litauers Danas Rapšis um mehr als eine Sekunde, stellte damit einen neuen Asienrekord auf und kam auch dem Weltrekord von Paul Biedermann (1:39,37) gefährlich nahe. Seine Renneinteilung war dabei sehr überlegt, sodass er bei Halbzeit noch mit 48,88 Sekunden im Feld schwamm und sich auf der zweiten Hälfte absetzen konnte. Hinter ihm platzierten sich der Langbahn-Weltmeister David Popovici (1:40,79) und der Olympiasieger Tom Dean (1:40,86). Auch insgesamt war es ein sehr schnelles Finale, in dem alle Teilnehmer unter 1:42 blieben.
Eine weitere Goldmedaille ging mit Nic Fink an einen Schwimmer, der gerade wie Le Clos seinen zweiten Frühling erlebt. Er lieferte sich ein enges Duell mit dem Italiener Nicolò Martinenghi bei dem letztlich Finks leicht bessere Tauchzüge den Ausschlag gaben. Am Ende hatte Fink in 25,38 Sekunden vier Hundertstel vor seinem Rivalen die Hand an der Wand und sorgte für einen neuen Amerika- und Veranstaltungs-Rekord. Mit dem jungen Simone Cerasuolo stand dann noch ein Landsmann von Martinenghi nach ebenfalls starken 25,68 auf dem Podium.
Ryan Murphy setzte dann die Reihe der amerikanischen Sieger fort und gewann die 200m Rücken kontrolliert und klar mit einer Zeit von 1:47,41 Minuten, genau sechs Zehntel vor seinem Teamkameraden Shaine Casas. Ein ganz starker Schlussspurt katapultierte dann den Italiener Lorenzo Mora auf den Bronzerang (1:48,45). Murphy ist damit der amtierende Weltmeister auf Kurz- und Langbahn sowie Vize-Olympiasieger.
Das deutsche Team beendet die Weltmeisterschaften mit zwei Bronzemedaillen. Bemerkenswert ist, dass aus dem achtköpfigen deutschen Team alle Aktiven in den Finals standen und zudem mehrere nationale Bestmarken aufgestellt wurden. „Die Bilanz unseres kleinen WM-Teams kann sich wirklich sehen lassen, nicht weil nur alle Aktiven im WM-Finale standen. Dass unsere Topleute im Sprintbereich hier auch allesamt mit Bestzeiten aufwarten konnten zeigt uns, dass wir die richtige Richtung eingeschlagen haben. Diesen Weg wollen und müssen wir nun konsequent weitergehen", sagte WM-Teamchef Lasse Frank.
Zum WM-Abschluss glänzten am Sonntag Anna Elendt und Angelina Köhler noch einmal mit Deutschen Rekorden. Mehr dazu in Kürze.
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