(16.12.2022) Nicht nur schnelle Zeiten sorgen derzeit bei der Kurzbahn-WM für Schlagzeilen. Große Aufregung gab es heute am vierten Finaltag in Melbourne um die 50m Rücken der Herren, denn dieses Finale wurde sogar zweimal geschwommen.
Eigentlich eher zu Beginn des Abschnitts angesetzt, mussten die 50m Rücken eine Stunde später wiederholt werden. Der Grund: Beim ersten Startversuch leistete sich der Starter einen Patzer und löste das "Fehlstart"-Signal aus, was mehrere Athleten, darunter den Leipziger Marek Ulrich beträchtlich irritierte. Sie brachen das Rennen ab, während auf den Mittelbahnen mit Volldampf losgesprintet wurde. Die Verwirrung bei den Favoriten um den US-Star Ryan Murphy war groß, als sie nach dem Anschlag realisierten, dass das Rennen wiederholt werden musste.
"Das hat mich natürlich aus dem Konzept gebracht", meinte auch Marek Ulrich nach dem Finaltag "Die Spannung war dahin und ich konnte für das zweite Finalrennen nicht mehr so viel Adrenalin aufbauen, was gerade für die 50m natürlich recht wichtig ist."
Im zweiten Anlauf später im Abschnitt kam Ulrich dann in einer Zeit von 23,37 Sekunden auf den achten Rang, deutlich über seiner persönlichen Bestzeit aus dem Semifinale gestern, aber immerhin noch schneller als die Bestzeit, die er vor der WM zu Buche stehen hatte. "Trotz alldem, was heute passiert ist, bin ich natürlich super happy zum ersten Mal in einem WM-Finale gestanden zu haben", so sein Fazit, bevor morgen noch die Lagenstaffel auf dem Programm steht.
Ganz vorne setzte sich letztlich die Erfahrung des Olympiasiegers Murphy durch, der in 22,64 Sekunden vor Isaac Cooper (AUS 22,73) und dem Polen Kacper Stokowsi (22,74) anschlug. Cooper hatte indes den inoffiziellen ersten Finallauf in 22,49 Sekunden gewonnen. Es wäre ein Junioren-Weltrekord gewesen, dieses Resultat blieb wegen der Startprobleme aber bekanntlich inoffiziell.
Auch Marco Koch repräsentierte das deutsche Team im WM-Finale und startete als ehemaliger Weltmeister und Weltrekordler über seine Paradestrecke, die 200m Brust. In einem starken Feld belegte der Frankfurter den siebten Platz, seine Zeit von 2:05,08 Minuten war eine gute Sekunde langsamer als seine Vorlaufleitung, dennoch konnte der Routinier die Final-Teilnahme an sich als Erfolg verbuchen.
„Im Vorlauf ist es gut gerutscht. Ich hatte dabei das Gefühl, dass später noch etwas mehr drin ist. Aber am Abend wurden die Beine nach 75 Metern müde und ich bekam dadurch Probleme mit der Technik“, sagte Koch. „Aber immerhin habe ich es wieder ins Finale geschafft, darüber bin ich froh. Und ich werde schauen, welche Schlüsse sich aus diesen WM-Rennen ziehen lassen.“
Auf der Außenbahn eins war er etwas entfernt vom Geschehen in der Mitte des Beckens, dort brachte der Japaner Daiya Seto in 2:00,35 Minuten eine wahre Monster-Zeit ins Wasser, weniger als zwei Zehntel über dem Weltrekord und damit neuer Asien-Rekord. Hinter ihm stellte der Titelverteidiger Nic Fink (2:01,60) einen neuen amerikanischen Rekord auf, Dritter wurde der Chinese Qin Haiyang (2:02,22)
Sehr eng ging es dann über die 100m Lagen der Männer zu, wo sich der Italiener Thomas Ceccon in 50,97 Sekunden knapp gegen die beiden Kanadier Javier Acevedo (51,05) und Finlay Knox (51,10) durchsetzte. Ceccon konnte seinen komfortablen Vorsprung bei Halbzeit (22,74 Sekunden!) knapp retten, während seine kanadischen Kontrahenten erst auf den letzten 50m so richtig aufdrehten und beide unter den bisherigen kanadischen Rekord schwammen.
Zum Abschluss konnten noch einmal die USA auftrumpfen und in der 4x200m-Staffel den alten Weltrekord der Brasilianer um fast drei Sekunden unterbieten. Dazu verhalfen ihnen die vier sehr konstanten Splits von Kieran Smith (1:41,04), Carson Foster (1:40,48), Trenton Julian (1:41,44) und Drew Kibler (1:41,16) mit einer Endzeit von 6:44,12 Minuten. Zumindest auf den ersten zwei Runden konnten die Australier (Neill, Chalmers, Southam, Horton; 6:46,54) noch an ihnen dranbleiben, fielen dann aber zurück und holten ungefährdet Silber vor Italien (Ciampi, Ceccon, Razzetti, Conte Bonin; 6:49,63). Die Italiener wiederum schlugen nur vier Hundertstel vor den viertplatzierten Südkoreanern an.
Zwei weitere Weltrekorde gab es am Freitag zu bestaunen. Mehr dazu hier: Macneil schwimmt Weltrekord | Pallister feiert vierte Goldmedaille
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