(11.12.2022) "Früh übt sich" heißt es! Doch wer versucht, aus talentierten Schwimmern schon in jungen Jahren möglichst viel herauszuholen, riskiert wertvolles Pulver zu verschießen, das in späteren Entwicklungsphasen dringend benötigt wird. Wichtig ist dabei natürlich auch das System, in das der Nachwuchssport eingebettet ist und welche Anreize gesetzt werden. Genau diesem Thema widmen in der aktuellen Winterausgabe 2023 des swimsportMagazines der Sportwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Clephas und unser Experte Lukas Mundelsee.
Die Autoren blicken dabei auf mehrere Problemfelder. Welche Anreize setzt man für die Entwicklung junger Talente? Wie wirkt sich die Vorwegnahme von Trainingsinhalten langfristig aus? Und natürlich die Frage: Wie erkennt man junge Schwimmerinnen und Schwimmer, die das Potential haben, einmal ganz groß durchzustarten? Letzteres gleicht oft dem Blick in eine milchige Glaskugel, wie auch die Sportwissenschaft belegt. Eine konkrete Studie dazu aus dem Schwimmsport beschreiben unsere Autoren:
Vor einigen Jahren wertete eine Forschergruppe um die Sportwissenschaftlerin Sian Allen die Jahresbestzeiten von Schwimmern aus, die bei den Olympischen Spielen 2008 oder 2012 unter den besten 16 waren, und zwar von der frühesten verfügbaren Wettkampfleistung bis ins Jahr 2012. Die Forschenden interessierte dabei, wie sich solche Top-Leute „normalerweise“ (also über all diese Sportler hinweg) entwickeln. Gibt es einen Trend? In welchem Alter erreichen Schwimmer ihre Bestleistungen? Und ab welchem Alter kann man diese zuverlässig vorhersagen? Eines ihrer Ergebnisse: Die Vorhersagbarkeit von schwimmerischen Leistungen ist bei Frauen vor dem 14. und bei Männern vor dem 16. Lebensjahr derart unzuverlässig, dass man hier von Leistungsprognosen absehen sollte.
"Es gibt keine Korrelation zwischen körperlicher Reife und Talent im Schwimmen", heißt es im swimsportMagazine-Beitrag. "Das bedeutet, dass man die Talente aus der Gruppe der körperlichen Frühentwickler ebenso suchen und fördern sollte wie diejenigen, aus der Gruppe der Spätentwickler." Mit Blick auf die aktuelle Förderpraxis in Deutschland erkennen unsere Autoren, dass man hier häufig einer Schieflage begegnet: "Wir finden und fördern einige tatsächliche Talente, und zwar überproportional häufig jene, die normal- bis frühentwickelt sind. Wir fördern aber auch viele, die frühentwickelt sind und in Wahrheit weniger talentiert sind. Schwer fällt es uns, mit den aktuellen Praktiken spätentwickelte Talente zu entdecken und entsprechend zu fördern."
Die Autoren des Magazinbeitrags wollen die Debatte darüber anregen, wie man diesen Problemen der Talenterkennung und -förderung begegnen kann. Dabei ist klar, dass es keine allumfassenden Lösungen gibt, doch Clephas und Mundelsee haben konkrete Ansätze, mit denen im System der Nachwuchsmeisterschaften, bei Kaderrekrutierung sowie Altersklassenrekorden und auch für die Anerkennung von Nachwuchstrainern Verbesserungen herbeigeführt werden könnten.
Bei dem Artikel handelt es sich bewusst um einen Beitrag, der die Diskussion zum Thema Nachwuchsförderung anregen soll. Den kompletten, sechs Seiten umfassenden Text findet ihr in der Ausgabe Nr. 33 des swimsportMagazine. Wie wir gehört haben, wurde der Stein bereits ins Rollen gebracht und wir werden das Thema weiterhin verfolgen!
Das swimportMagazine Nr. 33 kann ab sofort hier bestellt werden: swimsportMagazine Ausgabe Winter 2023
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