(16.10.2022) Eine neue Saison beginnt für das erfolgsverwöhnte Schwimmteam der Queens University in Charlotte (USA). In den zurückliegenden Jahren dominierten sie die Division II des US-Collegesports und gewannen siebenmal in Folge die National Championships sowohl bei den Damen als auch bei den Herren. Doch mit der neuen Saison ändert sich das schlagartig. Einen nationalen Titel wird es diesmal nicht geben, denn ab sofort starten die Teams der Damen und Herren, darunter auch acht deutsche Athleten, in der obersten Collegeliga, der Division I. Grund dafür, dass nun nicht mehr um landesweite Meisterehren geschwommen werden kann, ist das System des US-Collegesports.
Der größte Dachverband des amerikanischen Hochschulsports, die NCAA (National Collegiate Athletic Association), umfasst knapp 1100 Unis. Die etwas kleinere College-Sportorganisation NAIA vereint 250 Colleges unter ihrem Dach. Innerhalb der NCAA sind die Unis verschiedenen sogenannten Divisions, also Abteilungen, zugeordnet. Diese gelten innerhalb der Uni für alle Sportarten. Nach Angaben der NCAA, gibt es 350 Division I Unis, 310 Division II Unis und 438 Division III Unis. Die Divisions sind nicht mit den "Ligen" zu vergleichen, in denen sich der Mannschaftssport in Deutschland abspielt.
Der größte Unterschied: Es ist den Universitäten nicht möglich, durch sportlichen Erfolg in einer höhere Division zu gelangen. Die Colleges entscheiden selbst, in welcher Division sie antreten möchten. Sobald eine Uni also Sportarten anbietet, darf sie wählen zwischen NCAA- oder NAIA-Zugehörigkeit und in welcher Division an den Start gegangen werden soll. Einen "Aufstieg" im hierzulande üblichen Sinne gibt es also nicht, aber ein Wechsel der Division ist bei Erfüllung gewisser Voraussetzungen möglich. Unter anderem benötigt es dafür eine sogenannte transition period, also eine Übergangsfrist. In diesem Zeitraum dürfen die Unis nicht an den nationalen Titelkämpfen teilnehmen, können aber weiterhin Wettkämpfe gegen eine Mannschaft einer anderen Uni austragen (dual meet) und bei ihrer Conference-Meisterschaft starten. Conferences sind kleinere Einteilungen, in welchen man nicht gegen alle Unis der kompletten Division antritt. Wie lange die transition period ist, hängt von der Art des Wechsels ab. Wechselt ein Team in die Division I, sind es vier Jahre - weswegen nun auch die Teams der Queens University eine Weile lang auf die Chance, nationale Titel zu gewinnen, verzichten müssen
Im Mai diesen Jahres kündigten die Verantwortlichen der Universität an, von der Div. II in die Div. I zu wechseln. Vier Jahre lang werden sie nun also nicht an den US-weiten NCAA-Titelkämpfen teilnehmen können. Trainer Jon Lau erklärte, dass vor allem strategische Gründe für die Entscheidung verantwortlich waren. Der Wechsel sei eine große Chance für die ganze Universität. Als Div. I Uni bekäme man deutlich bessere finanzielle Unterstützung und mehr mediale Aufmerksamkeit, was im Hinblick auf die zurückliegende Pandemie wertvoll sei. Der Wechsel solle für eine stabile Zukunft sorgen. Zudem sind Div. I Unis höher angesehen und ziehen aufgrund des Namens mehr Studenten an, auch wenn diese selbst keine Athleten sind.
In der Division I sammeln sich üblicherweise zudem die erfolgreichsten Athleten an. Auf das Schwimmen bezogen werden bei den Division I Wettkämpfen im Allgemeinen meist die schnellsten Zeiten geschwommen. Die Unis der Div. I sind die größten Hochschulen in Bezug auf die Studierendenanzahl und sie haben auch das größte Budget zur Förderung ihrer Athleten zur Verfügung. Div. II Unis sind im Vergleich dazu kleiner und bieten auch weniger Sportarten an. Universitäten der Division III wiederum bieten im Vergleich zur ersten und zweiten Division keine Sportstipendien an. Dafür vergeben diese Unis aber mehr anderweitige Stipendien, zum Beispiel für akademische Leistungen. Außerdem sind mehr Studierende an Div. III Unis auch Sportler (sogenannte student-athletes), was bedeutet, dass die Div. III die höchste Anzahl an Athleten in allen Divisions hat.
Coach Lau war der Wechsel in die Division I zu Beginn etwas unbehaglich, denn die Queens University ist nun nicht mehr der haushohe Favorit, sondern steht vor der Herausforderung, die zweitkleinste Uni des ganzen Landes in der Division I zu sein. Doch mittlerweile ist er sich sicher, dass die langfristigen Vorteile überwiegen werden. Diese Einstellung trifft auch auf viele Athleten zu. Eine Queens-Athletin fasst ihre Meinung folgendermaßen zusammen: „Zu Beginn war ich überrascht, denn ich hatte ja eine Div. II und nicht eine Div. I Uni gewählt. Doch in Wirklichkeit habe ich mich ja bewusst für Queens entschieden und nicht für eine Division. Dass das richtig war, merke ich jetzt auch. Unsere Werte werden sich nicht ändern, nur weil wir jetzt in der ersten Division sind.“
Unsere Autorin Rebecca Dany studiert selbst an der Queens University. Auf dem Weg dorthin wurde sie von den Experten von Scholarbook begleitet. Falls ihr ebenfalls Interesse am Studium in den USA und den Möglichkeiten eines Sportstipendiums habt, dann hilft euch das Team von Scholarbook gern weiter. Klickt euch einfach rein und testet eure Chancen auf ein Stipendium:
Bild: Queens University of Charlotte Athletics / Archiv