(08.04.2022 | Bild: Symbolfoto, WM 2019) Die Herren der 4x200m Freistilstaffel haben sich als erstes deutsches Quartett für die Weltmeisterschaften in Budapest qualifiziert. Bei den Berlin Swim Open wurde in den Finals am Freitag die vom Verband geforderte WM-Norm geknackt. Zudem gelang es über die 1500m gleich drei Frauen die Normzeit für die Europameisterschaften in Rom zu erbringen und Lucas Matzerath schwamm über die 100m Brust unter die EM-Qualifikationszeit. Eine echte Spitzenleistung lieferte zudem der Lokalmatador Ole Braunschweig heute im Rückensprint ab.
In 24,67 Sekunden kam er über die 50m bis auf acht Hundertstel an den Deutschen Rekord heran, den Helge Meeuw vor knapp 13 Jahren noch in der Ära der Hightech-Anzüge aufgestellt hatte. Die Leistung ist unseren Daten zufolge sogar eine neue Weltjahresbestzeit. Zwar gibt es über die nicht-olympischen 50m Rücken keine WM- oder EM-Tickets. Braunschweig deutete aber mit diesem Auftritt heute bereits seine starke Form mit Blick auf die morgen anstehende 100m-Strecke an. Dort geht es auch um den Platz in der deutschen Lagenstaffel.
Für diese empfahl sich heute erneut Lucas Matzerath. Der Olympianeunte blieb über die 100m Brust in 59,89 Sekunden genau eine Hundertstel unter der Einzel-Qualifikationszeit für die Europameisterschaften. Vielleicht darf aber auch er als Teil der Lagenstaffel für die WM planen. Noch ist das Herrenquartett nicht für die Weltmeisterschaften qualifiziert, doch das könnte sich in den kommenden Tagen ändern. Den schnellsten Vier deutschen 100m-Schwimmern fehlen nur noch knapp drei Zehntel zur Norm. Morgen könnten sich Ole Braunschweig und sein Leipziger Konkurrent Marek Ulrich über die 100m Rücken gegenseitig pushen, damit die paar Sekundenbruchteile für die Qualifikation der Lagenstaffel noch abgeknabbert werden.
Den Start in Budapest hat hingegen die 4x200m Herrenstaffel bereits sicher. Nach der bärenstarken Leistung im Vorlauf, in dem Rafael Miroslaw über die 200m Freistil in 1:46,04 Minuten die WM-Einzelnorm knacken konnte, blieb der in den USA trainierende Hamburger auch im Finale unter 1:47. Mit einer Zeit von 1:46,76 Minuten holte er sich klar den Sieg vor Josha Salchow, der in 1:48,46 Minuten seine erst in der vergangenen Woche aufgestellte Bestzeit nochmal um mehr als eine Sekunde steigerte. Nebeneffekt dieser Leistung von Salchow: Damit sind die aktuell besten vier deutschen 200m-Herren mit ihren Einzelzeiten in Summe nun schneller als die 4x200m-Norm für die Weltmeisterschaften. Es ist das erste Staffelteam überhaupt, dass die Voraussetzungen für die WM 2022 erfüllt. Der Ausfall des in dieser Saison eine Wettkampfpause einlegenden Jacob Heidtmann kann, so wie es aussieht, durch seinen einstigen Trainingskollegen Rafael Miroslaw kompensiert werden.
4x200m Freistil - Herren | |||
1 | Rafael Miroslaw | 01:46,04 | Berlin |
2 | Lukas Märtens | 01:47,18 | Magdeburg |
3 | Poul Zellmann | 01:47,45 | Berlin |
4 | Josha Salchow | 01:48,46 | Berlin |
EM-Norm: | 07:17,90 | 07:09,13 | |
WM-Norm: | 07:09,55 |
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Im spannenden Kampf um die EM-Tickets über die langen Strecken schob sich heute Jeannette Spiwoks auf einen der Plätze im potentiellen Team für die Europameisterschaften. Über die 1500m Freistil blieb sie in 16:38,46 Minuten deutlich unter der Normzeit, die dahinter auch die beiden Youngsters Fabienne Wenske (16:43,46) und Julia Ackermann (16:43,55) nur wenige Hundertstel voneinander getrennt unterboten. Der Deutsche Schwimm-Verband könnte damit vor einem Luxusproblem stehen. Zwar hat man drei Startplätze bei der EM. Die Olympiadritte Sarah Wellbrock ist aber für einen davon bereits fest gesetzt. Ob sie dieses Vorrecht wahrnimmt, bleibt abzuwarten. Zudem startet in den kommenden Tagen in Stockholm mit Lara Seifert eine weitere Kandidatin für die EM-Teilnahme über die 1500m. Es bleibt also noch spannend, wer am Ende über diese Strecke für die EM nominiert wird.
Eine weitere Staffelnorm fiel am Auftakttag in Berlin: Über die 100m Schmetterling bestätige Angelina Köhler in 58,72 Sekunden zum Einen die EM-Einzelnorm. Sie hatte sich bereits im Dezember mit genau der gleichen Zeit ins Team für die Europameisterschaften geschwommen. Mit ihrer heutigen Leistung sorgte sie zum Anderen aber auch dafür, dass die vier bisher schnellsten deutschen Damen der 100m-Strecken die Europameisterschaftsnorm für die 4x100m Lagenstaffel unterboten haben. Zur Staffelnorm für die Schwimm-WM fehlen aber noch immer mehr als zwei Sekunden. Es bleibt also noch einiges zu tun in den kommenden Tagen in Berlin.
Die Schnellsten der A-Finals am Freitag:
- 100m Schmetterling (w): Angelina Köhler 2000 Hannover 96 00:58,72
- 100m Schmetterling (m): Simon Bucher 2000 Team Austria 00:52,74
- 50m Rücken (w): Johanna Roas 1993 SG Neukölln Berlin 00:28,51
- 50m Rücken (m): Ole Braunschweig 1997 SG Neukölln Berlin 00:24,67
- 400m Lagen (w): Zoe Vogelmann 2003 SV Nikar Heidelberg 04:43,66
- 400m Lagen (m): David Verraszto 1988 Team Hungary 04:16,00
- 200m Freistil (w): Leonie Kullmann 1999 SG Neukölln Berlin 01:59,74
- 200m Freistil (m): Rafael Miroslaw 2001 SG HT16 01:46,76
- 100m Brust (w): Nele Schulze 2004 SG Neukölln Berlin 01:08,64
- 100m Brust (m): Lucas Matzerath 2000 SG Frankfurt 00:59,89
- 1500m Freistil (w): Jeannette Spiwoks 1998 SG Essen 16:38,46
- 1500m Freistil (m): Lewin Peschlow 2004 15:24,62 15:34,74
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