(30.03.2022) Die recht spontane Ansetzung der Schwimm-Weltmeisterschaften in Budapest vom 18. Juni bis 3. Juli hat beim Deutschen Schwimm-Verband für einigen Wirbel gesorgt. Denn eigentlich sollen in genau diesem Zeitraum gleich drei nationalen Titelkämpfe (Becken- sowie Freiwasserschwimmen und Wasserspringen) ausgetragen werden. Am Datum der Deutschen Meisterschaften im Beckenschwimmen (23.-26.06.) in Berlin hält man weiterhin fest - und hofft trotz der Überschneidung darauf, bei der Schwimm-DM auch Mitglieder der deutschen WM-Mannschaft empfangen zu dürfen.
"Die Streckenfolge (der DM) wurden deswegen an einigen Stellen extra noch einmal angepasst, um auch die kurzfristige Anreise einiger WM-Teilnehmer*innen aus Ungarn gegebenenfalls noch ermöglichen zu können, sofern es der Zeitplan der gleichzeitig laufenden Welttitelkämpfe denn überhaupt erlaubt", schreibt der Verband am Mittwoch.
Ein kühner Plan: Sollten zum Beispiel die Olympiafinalistinnen Sarah Wellbrock und Isabel Gose bei den Weltmeisterschaften über die 800m Freistil an den Start gehen, stünde über diese Strecke am Freitag, 24.06. das WM-Finale auf dem Programm. Bei den Deutschen Meisterschaften wäre anschließend mit viel Optimismus die Teilnahme an den dort am übernächsten Tag (26.06.) im Kalender stehenden 800m Freistil möglich. Besser sähe es beim Olympia-Vierten Henning Mühlleitner aus: Er könnte bei der WM am 18. Juni über die 400m Freistil starten und hätte anschließend mehr als eine Woche Zeit, bis diese Strecke am 26. Juni bei der DM geschwommen wird - vorausgesetzt natürlich auf ihn warten keine anderen WM-Einsätze.
Unwahrscheinlich ist hingegen trotz der Anpassung der Streckenfolge, dass wir Florian Wellbrock in Berlin zu Gesicht bekommen. Gleiches gilt für seinen Teamkollegen Lukas Märtens, der am Wochenende über die 1500m Freistil in die Weltklasse vorstieß. Das Finale jener für beide wichtigen Strecke steht bei der Schwimm-WM und den Deutschen Meisterschaften am gleichen Tag (25.06.) auf dem Programm und auf Wellbrock wartet in Budapest nach dem Ende der Beckenwettbewerbe noch das 10km-Rennen im Freiwasser (29.06.).
Aus dem Grund, warum der DSV so bemüht darum ist, dass einige seiner Stars bei der DM auf den Block steigen, macht der Verband kein Geheimnis. Die Schwimm-DM soll in diesem Jahr erneut Teil des Multisportformats "DIE FINALS" sein, in dessen Rahmen die nationalen Champions in mehreren Sportarten gesucht werden. Die Teilnahme der Top-Athleten an der DM sei für TV-Sender, Zuwendungsgeber und Sponsoren von außerordentlicher Bedeutung und Bestandteil vertraglicher Vereinbarungen, erklärt DSV-Präsident Marco Troll. Die parallele Austragung der Schwimm-WM sei daher für den DSV mit "vielschichtigen, komplexen und hohen finanziellen Risiken" verbunden. Sprich: Ohne Top-Athleten wackelt die Finanzierung.
Nur Dank der Kompromissbereitschaft der öffentlich-rechtlichen TV-Sendern sowie dem Berliner Senat sei letztlich eine Lösung erarbeitet worden, "die eine Teilnahme an den FINALS und der WM ohne tiefgreifende Reibungsverluste für unseren Verband ermöglichen und unseren Aktiven so größtmögliche Präsenz auf der nationalen und internationalen Bühne bieten", so die Worte des DSV-Präsidenten. Dabei könnte es dem DSV in die Karten spielen, dass voraussichtlich nicht alle, die den Top-Kadern des Verbandes angehören, es in diesem Jahr auf die Weltmeisterschaften abgesehen haben. Welche Deutschen am Ende bei der Schwimm-WM an den Start gehen werden, ist noch offen. Der Qualifikationszeitraum läuft noch bis zum 12. April.
Die Termine im Überblick:
- 18.-25.06.: Schwimm-WM (Becken)
- 23.-26.06.: DM (Becken)
- 24.-26.06.: DM (Freiwasser)
- 22.-26.06.: DM (Wasserspringen)
- 26.-30.06.: Schwimm-WM (Freiwasser)
- 26.06.-03.07.: Schwimm-WM (Wasserspringen)
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