(05.07.2021) Die Schweiz schickt bei den Olympischen Spielen sieben Schwimmer an den Start. Ein kleines Team, aber mit großen Aussichten: Mehrere Medaillen- und Finalchancen hat die Schweiz in Tokio.
Große Hoffnungen darf sich der amtierende Vize-Welt- und Europameister Jérémy Desplanches machen. Über die 200m Lagen ist er mitten drin in der Weltspitze und könnte auch in Japan wieder vorn mitmischen. Bei den Damen sehen wir auf dieser Strecke Maria Ugolkova, die bereits mehrfach bei Europameisterschaften auf dem Podest stand.
Zwei Finalanwärter im Schweizer Team sind relativ frisch: Über die 200m Brust zeigte Lisa Mamié bei der Schwimm-EM im Mai beeindruckende Leistungen und sicherte sich 2:22,05 Minuten überraschend Silber.
Stark sind zudem die jungen Schweizer Herren der 4x200m-Staffel einzuschätzen. Antonio Djakovic (1:46,10), Roman Mityukov (1:47,06), Nils Liess (1:47,07) und Noé Ponti (1:47,76) haben allesamt Bestzeiten unter 1:48 vorweisen. In der Summe sind sie damit sogar einen Tick schneller als die besten vier deutschen 200m-Schwimmer in diesem Jahr.
„Es ist das erste Mal, dass wir eine Staffel haben, mit der wir auf Augenhöhe mit Ländern wie Deutschland oder Italien sind und das motiviert natürlich zusätzlich“, meint Markus Buck, Leistungssportchef der Swiss Aquatics Federation, in der aktuellen Ausgabe des swimsportMagazine. In unserem neuen Heft (HIER versandkostenfrei) werfen wir auf mehreren Seiten einen Blick auf das Schwimmsystem in der Schweiz.
Das Schweizer Team für Tokio:
Maria Ugolkova, Lisa Mamié, Jérémy Desplanches, Roman Mityukov, Noé Ponti, Antonio Djakovic, Nils Liess
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Seit rund 37 Jahren warten die Eidgenossen auf Edelmetall bei Olympia. Doch in Tokio stehen die Chancen auf Glanzmomente so gut wie selten zuvor. Die Schwimmer der Schweiz befinden sich im Aufwind. Mit Blick auf die zunehmende Zahl an Weltklasseathleten, die in den heimischen Vereinen groß werden, erklärt Markus Buck: „Das zeigt, dass es in der Schweiz jetzt möglich ist, auf solch ein hohes Niveau zu kommen. Das war vor sieben, acht Jahren noch nicht der Fall.“
Der Aufwärtstrend ist kein Zufallsprodukt. Die Verantwortlichen in der Schweiz haben schon um die Jahrtausendwende die Weichen dafür gestellt und ihr Vereinssystem ins Zentrum des Leistungssports gerückt. Seitdem wurden die leistungsstärksten Vereine sukzessive als Stützpunkte weiterentwickelt, die nun Spitzenathleten für Olympia liefern. Eine unverzichtbare Stütze sind dabei die hauptamtlichen Trainer, die bei den Top-Vereinen allesamt eine qualifizierte Berufsausbildung für den Job am Beckenrand vorweisen müssen.
Der Blick geht für die Schweizer zudem bereits über Tokio hinaus. Die Herren, die derzeit in der 4x200m-Staffel und auch bei ihren Einzelstarts für Furore sorgen könnten, sind allesamt erst am Beginn ihrer Karriere. Die Erfahrungen aus Tokio könnten wichtig sein für Paris 2024. Zudem soll die Riege der Schweizer Damen künftig weiter gestärkt werden. Dass hier noch eine Baustelle ist, zeigt sich zum Beispiel daran, dass die Schweiz eigentlich eine 4x100m Lagenstaffel der Damen für Olympia qualifiziert hat. Trotzdem kann man kein Quartett auf dieser Distanz an den Start schicken.
Der Hintergrund: Schwimmer, die nur für Staffeln nominiert werden, müssen mindestens eine B-Norm über die dazugehörige Einzelstrecke vorweisen müssen. Pech für die Schweiz: Mit Nina Kost (Rücken), Lisa Mamié (Brust) und Maria Ugolkova (Freistil oder Schmetterling) hat man nur drei Athletinnen, bei denen dies der Fall ist. Somit muss auch Nina Kost, die für die Staffel hätte mitfahren können, daheim bleiben.
Die Schweiz ist also im Aufwind - aber es gibt durchaus noch Luft nach oben. Wie immer im Leistungssport. Weitere Hintergründe zum Schweizer Schwimmen gibt es Artikel im neuen swimsportMagazine. Das Heft kann HIER einzeln bestellt werden.