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01. Juli 2021

(01.07.2021) Im vergangenen Jahr verzichtete Leonie Kullmann noch schweren Herzens auf die Teilnahme an der International Swimming League. Damals sollte sie ursprünglich als Teil der ungarischen Gastgebermannschaft vom Team Iron in der Profiliga des Schwimmens an den Start gehen. Doch letztlich entschied sie sich dazu, auf die finanziell lukrative ISL zu verzichten, um die Zeit zum Training für die Olympia-Qualifikation zu nutzen. Der Plan ging auf: Das Ticket nach Tokio hat Kullmann seit dem Frühjahr in der Tasche und auch in der International Swimming League wird sich die Neuköllnerin nun doch noch beweisen können.

Im "Draft" für die 2021er Saison der ISL, bei dem die zehn Mannschaften aus einem Pool von Athleten ihre Teams zusammenstellen können, wurde Kullmann in der Nacht zu Donnerstag auserwählt, in der Profiliga zu starten. Und das nicht von irgendeinem Team, sondern von den Titelverteidigern. Die 21-Jährige wird Teil der Cali Condors um Superstar Caeleb Dressel und könnte besonders für die 400m Freistil wichtig werden. Dieser Strecke kommt in der neuen ISL-Saison ein stärkeres Gewicht zu, denn es gibt nicht nur Punkte für die Endplatzierung sondern ähnlich wie bei den Sprintwertungen im Radsport auch Zwischen-Punkte abzustauben.

Kullmann wurde in der achten von insgesamt 14 Runden ins Team der Champions gewählt. Beim "Pick" der gebürtigen Dresdnerin zeigte sich auch, dass die Teams bei dem erstmals durchgeführten Draft selbst mitunter kaum mitkamen. Nur jeweils ein bzw. zu Beginn noch zwei Minuten hatten die Verantwortlichen Zeit, um aus dem Pool der Athleten, die sich für den Draft angemeldet hatten, ihre Schwimmer auszuwählen. Dabei wurden auch mehrfach Namen von Schwimmern genannt, die zuvor bereits ein anderes Team ausgewählt hatte. 

Eigentlich hatten die Cali Condors in der achten Runde nämlich Christian Diener als Wunsch auf der Liste stehen. Der Potsdamer Olympiafinalisten war aber bereits vergeben. Zwei Runden zuvor sicherte sich die Crew von London Roar wie schon in den zurückliegenden beiden Saisons den erfahrenen Rückenschwimmer, der 2020 in der ISL kräftig Punkte geholt hatte. Stattdessen entschieden sich die Condors also für ein anderes Mitglied der deutschen Olympiamannschaft und holten sich Leonie Kullmann ins Team.

Im vergangenen Jahr ging an der Seite von Christian Diener auch Marius Kusch für London Roar an den Start. Doch der Kurzbahn-Europameister war beim Draft heiß begehrt. Schon in der vierten Runde holten sich die Toronto Titans den Sprintexperten ins Team und stahlen ihn London Roar vor der Nase weg. Genau das war der Sinn des "Drafts". Dadurch, dass die in der zurückliegenden Saison schwächeren Teams zu erst wählen dürfen und die starken Mannschaften erst später in den Draft eingreifen, sollen die Teams etwas durchmischt werden und dadurch ein ausgeglicheneres Kräfteverhältnis entstehen. So gelang es zum Beispiel den 2020 letztplatzierten Aqua Centurions sich die Dienste des US-Weltmeisters Chase Kalisz zu sichern.

Gesellschaft bekommt Marius Kusch im neuen Team von seinem Lagenstaffelkollegen Fabian Schwingenschlögl. Auch der Deutsche Rekordhalter über die 100m Brust wurde ins Team der Toronto Titans berufen. Die Mannschaft aus Kanada, die in der zurückliegenden Saison noch auf dem letzten Platz ihres Halbfinals ausschied, könnte in diesem Jahr deutlich stärker einzuschätzen sein. Ein bemerkenswerter Neuzugang: Im Alter von erst 15 Jahren wird auch die junge Newcomerin Summer McIntosh ab Ende August für die Titans in der Profiliga an den Start gehen. Vor wenigen Tagen hatte sie sich mit bemerkenswerten Leistungen auch für die Olympischen Spiele qualifiziert und hat in Tokio durchaus Chancen auf die Finals. 

Marius Kusch ist nicht der einzige deutsche Schwimmer, der ein neues ISL-Team hat. Die "Breakers" aus New York stahlen sich Philip Heintz von den Aqua Centurions, für die der Lagenspezialist in der Vergangenheit auf den Block stieg. Das US-Team scheint auf erfahrene deutsche Schwimmer zu setzen: Marco Koch gehört ebenfalls dem Aufgebot der New York Breakers an.

Nicht nur die Routiniers sondern auch einen deutschen Youngster werden wir in der International Swimming League 2021 sehen. Der Magdeburger Newcomer Lukas Märtens, der bei der Olympia-Qualifikation mit Weltklassezeiten über die 400 und 1500m Freistil auf sich aufmerksam machen konnte, wurde ins Team Iron gewählt. Hier wird er Mannschaftkollege vom Österreicher Multitalent Bernhard Reithshammer. UPDATE: Wie das Management von Lukas Märtens bestätigte, hat er sich selbst nicht für die ISL gemeldet und wird auch nicht in der ISL an den Start gehen. Wie sein Name auf der Draft-Liste landete, ist unklar. Mehr dazu hier: Fehler beim ISL-Draft: Lukas Märtens gewählt - obwohl er sich gar nicht angemeldet hatte

Damit stehen bisher sieben deutsche Schwimmer in den Teams der ISL 2021. Die Übersicht dazu findet ihr hier:

Mit Jacob Heidtmann, Ramon Klenz, Damian Wierling und Kathrin Demler wurden vier deutsche Schwimmer, die 2020 noch in der ISL am Start waren, bisher nicht in die Teams berufen. Trotzdem könnten sie auch in der neuen Saison wieder dabei sein. Nach dem Draft sind die meisten Mannschaften nun mit 27 Schwimmern besetzt. Maximal 36 Plätze können aber pro Mannschaft gefüllt werden. Die Teams haben nun 30 Tage Zeit, in direkten Kontakt mit den verbleibenden Athleten des Draftpools zu treten, um sich ihre finalen Mannschaften zusammenzustellen und die leeren neun Spots zu füllen. Auch die Olympiateilnehmer Ole Braunschweig, Marie Pietruschka, Christoph Fildebrandt und Poul Zellmann sowie etwa 20 weitere deutsche Athleten stehen dafür noch zur Verfügung.