(30.06.2021) "Letzter Aufruf für den Flieger nach Tokio - Marek Ulrich bitte beim Nationalteam melden!" So könnte es sinngemäß heute durch die Leipziger Universitätsschwimmhalle tönen, wo der Rückenschwimmer seinen Bahnen zieht. Wenige Wochen vor Beginn der Spiele wurde Marek Ulrich am Mittwoch offiziell vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) für Olympia 2021 nachnominiert.
Ulrich hatte während der Olympia-Qualifikationsphase im April nur denkbar knapp die Normzeit über die 100m Rücken verpasst. In 53,75 Sekunden erfüllte er zwar die internationale A-Norm des Weltverbands, doch es fehlten ihm fünf Hundertstel zur Pflichtzeit, die der Deutsche Schwimm-Verband und der DOSB auferlegt hatten. Auch im Kampf um den Platz in der Olympia-Lagenstaffel musste Ulrich denkbar knapp dem Berliner Ole Braunschweig den Vortritt überlassen.
Trotzdem gab der 24-Jährige die Hoffnung nicht auf. Die zurückliegenden Wochen waren für den WM-Teilnehmer von 2017 von der Frage geprägt, ob es vielleicht doch noch mit dem Ticket nach Tokio klappt. Der DSV hatte ihn für eine Einzelfallentscheidung beim DOSB vorgeschlagen, die Entscheidung war aber erst für diese Woche angekündigt.
Um für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, ließ Ulrich es nach den Schwimm-Europameisterschaften im Mai, bei denen er bereits dem Nationalteam angehörte, nicht etwa ruhiger angehen, sondern zog im Training weiter voll durch. Motivation brachte dabei sein Vereinskollege von der SSG Leipzig, David Thomasberger. Ihm war es im Frühjahr gelungen, sich mit einem Deutschen Rekord über die 200m Schmetterling für Olympia zu qualifizieren. Seite an Seite bestritten Thomasberger und Ulrich nun auch die letzten Wochen auf dem Weg nach Tokio und waren unter anderem zusammen im Höhentrainingslager in Spanien. Mit dem heutigen Tag steht fest, dass sie auch gemeinsam am 11. Juli im Flieger nach Japan sitzen werden.
"Wir freuen uns sehr, dass der DOSB unserem Vorschlag zur Absicherung der Lagenstaffel gefolgt ist“, sagte Leistungssportdirektor und Teilmannschaftsleiter Lutz Buschkow.
Weitere Schwimmer finden sich nicht auf der insgesamt 169 Namen umfassenden Liste, die der DOSB am Mittwoch für seine vierte von fünf Olympia-Nominierungsrunden veröffentlichte. Nicht mit dabei ist die Hannoveranerin Angelina Köhler. Sie hatte im April aufgrund einer Corona-Infektion das entscheidende Qualifikationsmeeting verpasst, galt aber aufgrund ihrer Vorleistungen als Kandidatin zur Absicherung der Schmetterlingsstrecke in der Damenstaffel. Für sie gab es keine positive Einzelfallentscheidung. Das deutsche Schwimmteam für Tokio dürfte damit feststehen. Neben Ulrich wurden bereits im Mai insgesamt 30 deutsche Schwimmer für die Becken-und Freiwasserwettbewerbe bei Olympia nominiert. Mehr dazu: DOSB nominiert 30 Schwimmer für Olympia
Bild: Hendrik Ulrich