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28. Juni 2021

(28.06.2021) Schon wenige Wochen vor Olympia schwappen Wellen der Emotionen durch die internationalen Wettkampfbecken. So auch am Wochenende in Rom. Bei der Sette Colli Trophy in der italienischen Hauptstadt gab es nicht nur für die Gastgeber die letzte Chance, sich für die am 23. Juli beginnenden Spiele in Tokio zu qualifizieren. Auch der Schwede Björn Seeliger startete einen finalen Versuch, sich für Olympia zu empfehlen. Und das, obwohl - oder gerade weil - er kurz zuvor einen schweren persönliche Schicksalsschlag erlitten hatte.

"Vor acht Tagen verstarb mein Vater unerwartet, nachdem er über ein Jahr gegen Krebs gekämpft hatte", schreibt Seeliger auf seinem Instagram-Kanal. Nach der schockierenden Nachricht aus der Heimat verließ er die schwedische Nationalmannschaft, die sich in Vorbereitung auf den Wettkampf bereits in Rom befand, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Es sei die härteste Woche seines Lebens gewesen, berichtet Seeliger, und am Ende hätte die Frage gestanden, ob er zurückfliegt nach Rom oder nicht.

"Ich hatte eine Woche nicht trainiert, aber ich entschied mich dennoch zu schwimmen, für etwas, das größer ist, als ich selbst." Seeligers Vater sei Zeit seines Lebens einer der größten Unterstützer des 21-jährigen Spitzensprinters gewesen. Ihm widmete Seeliger nun seinen Auftritt in Rom und es wurde ein dramatisches Wochenende.

Das Meeting begann für ihn zunächst mit einem weiteren Rückschlag. In 22,06 Sekunden stellte er am Donnerstag zwar eine neue persönliche Bestleistung über die 50m Freistil auf. Die Olympianorm verpasste er damit aber denkbar knapp um fünf Hundertstel. Trotzdem gab Seeliger nicht auf. Seine letzte Chance: Im Angang für die 100m Freistil hatte der schnelle Schwede zwei Tage später ein letztes Mal die Gelegenheit, eine offizielle 50m-Zeit ins Becken zu bringen. Und diesmal sollte es klappen! Die Gedanken an seinen Vater scheinen Seeliger zusätzlich Kraft gegeben zu haben.

"In meinem letzten Rennen, beim letzten Qualifikationswettkampf, bin ich eine 21,71 geschwommen und habe die FINA-A-Norm geknackt. Das war für dich, Dad!", so die emotionalen Worte des angehenden Olympia-Schwimmers, der damit seine Bestzeit regelrecht pulverisierte. Schon bald kann Seeliger seine Story fortschreiben. In Tokio wird er nun die Gelegenheit bekommen, das Andenken an seinen Vater auf der größten Bühne, die der Schwimmsport zu bieten hat, fortleben zu lassen. 

Bild links: Instagram @bjorn_seeliger / Bild rechts: Deepbluemedia/Insidefoto