Videotipp
24. Juli 2016

(24.07.2016) Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat entschieden: Russische Sportler dürfen bei den Olympischen Spielen in Rio für ihr Land starten. Jedoch nur, wenn sie nachweisen können, dass sie mit dem Doping-Manipulationssystem in Russland nichts zu tun hatten und in der Vergangenheit keine Verstöße gegen die Anti-Doping-Richtlinien begangen haben.

"Das ROC (russische Olympische Komitee) darf keine Athleten für die Olympischen Spiele 2016 melden, die bereits wegen Doping bestraft wurden, auch wenn sie oder er die Strafen bereits abgegolten haben", erklärte das IOC am Sonntag in einer Pressemitteilung.

Damit steht nun zumindest fest: Die mehrfache Weltmeisterin Yuliya Efimova wird nicht in Rio starten. Dabei werden ihr nicht die mehrfach positiven Tests auf das seit Jahresbeginn verbotene Mittel Meldonium zum Verhältnis, sondern eine Dopingsperre, die sie von Ende 2013 bis Beginn 2015 absaß.

Diese hatte sie im Rahmen der Schwimm-WM in Kasan gegenüber den Kollegen vom ZDF mit einem Strafzettel für zu schnelles Fahren verglichen. Nun kostet sie dieses "Knöllchen" auch die Olympia-Teilnahme.

Abzuwarten bleibt, welche Entscheidungen mit Blick auf die restlichen russischen Schwimmer getroffen werden. Das IOC hat den Ball zurück zu den jeweiligen Weltverbänden gespielt. Sie müssen nun entscheiden, wer in Rio starten darf.

Damit muss die FINA nun prüfen, welche Athleten berechtigt sind, in Rio zu schwimmen. Von den Schwimmern, die Russland für die Olympischen Spiele nominiert hatte, wurden auch Natalia Lovtsova und Daria Ustinova in der Vergangenheit positiv getestet.

Ustinova erhielt zwar nur eine Verwarnung, da sie im Alter von 14 Jahren auffällig wurde und man ihr damals ihr junges Alter zu Gute hielt. Trotzdem könnte auch sie damit in Rio fehlen. Die mehrfache Junioren-Weltmeisterin galt als eine der Medaillenkandidatinnen über die Rückenstrecken.

Das IOC hat einen Katalog an Kriterien aufgestellt, die die Sportler erfüllen müssen, um in Rio starten zu dürfen. Die Athleten müssen demnach in der Vergangenheit bei internationalen Doping-Tests nicht auffällig gewesen sein. Die Betonung liegt hierbei auf "international", denn ein negativer Tests, der durch die russische Anti-Doping-Behörde durchgeführt wurde, reicht nicht aus.

Fraglich ist hierbei, wie die FINA mit den Dopingtests der Schwimm-WM 2015 in Kasan (Russland) verfährt. Diese sind zwar "internationale Tests" und wurden unter der Aufsicht des Weltverbandes genommen und im Dopinglabor in Moskau untersucht. Auch im Rahmen der Olympischen Winterspiele in Sotschi gelang es den Verantwortlichen vor Ort jedoch unter den Augen des IOC mehrere Proben zu manipulieren.

Zudem nahm das IOC noch einmal Bezug auf den McLaren-Bericht, der Teile des Doping-Manipulationssystems in Russland aufdeckte. Obwohl die im Auftrag der WADA durchgeführte Untersuchung nur "an der Oberfläche kratze", wie der unabhängige Chef-Ermittler Richard McLaren es audrückte, wurde unter anderem nachgewiesen, dass in den russischen Anti-Doping-Labors hunderte positiver Tests einfach verschwanden.

Auch 18 Dopingfälle aus dem Schwimmsport wurden zwischen 2012 und 2015 vertuscht. Das IOC gab nun den internationalen Verbänden und damit auch der FINA die Aufgabe, von der Welt-Anti-Doping-Agentur die Namen der Athleten, deren Proben verschwanden, anzufordern. Diese Sportler werden in Rio ebenfalls nicht startberechtigt sein.

"Alle russischen Athleten, die bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio starten wollen, werden als beeinträchtigt durch ein System, das das Anti-Doping-System manipuliert und untergraben hat, angesehen", erklärt das IOC. Dabei spricht das Komitee von den Konsequenzen einer "kollektiven Verantwortung", die Russlands Athleten nun übernehmen müssten, um das Ansehen der Olympischen Wettbewerbe zu schützen.

Damit sei die Unschuldsvermutung auf sie nicht mehr anwendbar, so das IOC. Trotzdem habe jeder Mensch von Natur aus ein Anrecht auf "individuelle Gerechtigkeit". Daher sollen die betroffenen Athleten die Gelegenheit dazu bekommen nachzuweisen, dass sie keinen Anteil an dieser "kollektiven Verantwortung" hatten. Die Prüfung der Einzelfälle ist nun die Aufgabe der internationalen Fachverbände.

Insgesamt 35 russische Schwimmer sollten bei den Olympischen Spielen in Rio starten. Wir sind gespannt, wer nun von der FINA das grüne Licht bekommt.