(23.09.2019) Es sind Fragen, die jedes Jahr aufs Neue die Runde machen, sobald die Spitzenschwimmer auf die Jagd nach Medaillen gehen: „Wo wird das übertragen?“ „Wann kommt es im Fernsehen?“ „Gibt es einen Livestream?“ Was folgt sind hitzige Diskussionen, wenn die Schwimmfans mal wieder gefühlt nicht auf ihre Kosten kommen. In diesem Jahr gab es nun gleich zwei neue Ansätze, die diese Debatte unter den Schwimmfans hierzulande noch weiter befeuerten.

Zum einen wurde die Schwimm-WM erstmals nicht im linearen Fernsehen sondern stattdessen durch das ZDF in einem Online-Livestream im Internet übertragen. Zum anderen waren die Deutschen Meisterschaften eine Woche später in das neue Format die „Finals Berlin 2019“ eingebettet. Zumindest mit Blick auf die Zuschauerzahlen ging das Konzept der Finals Berlin für die Schwimmer auf. Für ihre nationalen Meisterschaften schaltete erstmals in diesem Jahrzehnt mehr als zehn Prozent des TV-Publikums ein. Etwa 1,2 Millionen Zuschauer waren mit dabei als Florian Wellbrock, Sarah Köhler und Co. ins Becken sprangen. Ein deutliches Plus zu den vergangenen Jahren. Zum Vergleich: Bei der Schwimm-DM 2015 schalteten weniger als halb so viele Zuschauer ein.

Aber: Im Konzert der Olympischen Sommersportarten spielten die Schwimmer auch bei den Finals eher die zweite Geige. Fast 20 Stunden Live-Sport übertrugen ARD und ZDF am Wettkampfwochenende. Davon entfielen 1:38 Stunden auf die Schwimm-Wettkämpfe. Der Zuschauerschnitt insgesamt lag bei 1,48 Millionen, also fast eine Viertelmillion über den Zahlen der Schwimmer. Der Renner waren die Wettkämpfe der Leichtathleten. Sie wurden von mehr als zwei Millionen Zuschauern an den TV-Geräten verfolgt. Die Läufer, Werfer und Springer scheinen den Schwimmern derzeit in der Zuschauergunst klar enteilt zu sein.

Und: Das kleine Quoten-Comeback haben sich die Schwimmer hart erkauft. Zwar gab es insgesamt unter den Athleten für die „Finals“ ein positives Fazit, da das Ganze zumindest ein klein wenig das Gefühl von „Mini-Olympia“ vermittelte. Sportlich aber waren die Meisterschaften ein Muster ohne Wert. Die Spitzenkräfte des deutschen Schwimmsports kamen gerade frisch und vom Jetlag gezeichnet von den Weltmeisterschaften in Korea. In der Breite war es aufgrund des späten Termins mit deutlich weniger als 500 Athleten die am dünnsten besetzte Schwimm-DM in diesem Jahrtausend. Kritik hagelte es zudem am ungewöhnlichen Zeitplan, der möglichst viele Entscheidungen in ein möglichst kurzes Zeitfenster quetschte, um so möglichst viele Events am Samstag und Sonntag im TV zeigen zu können.

Ein Blick auf die TV-Daten zeigt dabei auch, dass es eher die älteren Bevölkerungsteile sind, die noch die Flimmerkiste einschalten. Von den 1,2 Millionen Zuschauern der Schwimm-DM 2019 waren mehr als 80 Prozent über 50 Jahre alt. Die jüngere Zielgruppe bevorzugt eher Online-Angebote und Livestreams. Für die übertragenden Sender ein Spagat, den sie bei den „Finals“ eingegangen sind, den sie sich aber eine Woche zuvor bei den Schwimm-Weltmeisterschaften gespart hatten. Hier setzte das ZDF als einziger übertragender deutscher Sender komplett auf nur online verfügbare Livestreams. Im Durchschnitt erzielten diese 12.000 Aufrufe, wie das ZDF www.swimsportnews.de auf Anfrage mitteilte. In der Spitze waren es 64.000 Zuschauer. Kein Vergleich mit dem Millionenpublikum, dass übers TV erreicht werden kann.

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