(04.12.2021 | Bild: ISL) Das Team Energy Standard hat die International Swimming League 2021 für sich entschieden und damit den zweiten Titel nach 2019 eingefahren. Energy setzte sich letztlich nur knapp mit 534 Punkten vor den Vorjahressiegern von den Cali Condors (522) durch, bei denen sich mit Kathrin Demler, Marie Pietruschka und Leonie Kullmann auch drei deutsche Nationalschwimmerinnen Hoffnungen auf die Meisterkrone gemacht hatten. Dahinter komplettierten London Roar (393,5) und LA Current (305,5) mit jeweils großem Abstand das Finale in Eindhoven.

Die Entscheidung des Matches - und damit der gesamten ISL-Saison fiel in den Skins am Ende des Tages. Energy ging mit 18 Punkten Vorsprung in die finalen KO-Events. Bei den Damen wurden die 3x50m in Rücken gesprintet. Hier triumphierte zwar die Londonerin Minna Atherton, doch da neben ihr auch Anastasiya Shkurdai von Energy alle Runden überstand, wuchs das Polster ihres Teams auf 27 Zähler. Nun ruhte die Hoffnung der Condors bei den Herren auf Caeleb Dressel. Auf dem Programm stand Schmetterling - eine der Paradedisziplinen des Olympiasiegers. Doch schon in der ersten Runde musste er nicht nur Energy-Sprinter Ben Proud den Vortritt überlassen. Es gelang mit Adam Barrett auch dem zweiten Schwimmer von Standard in die nächste Runde einzuziehen, während Dressels Teamkollege Coleman Stewart als Achter ausschied. Damit stand im Grunde bereits fest: Das wird nichts mehr mit dem Titel für die Condors. Zwar entschied Caeleb Dressel die weiteren beiden Skins-Runden für sich. Doch damit konnte er den Vorsprung nur noch auf zwölf Zähler verkürzen. 

Die KO-Events waren dramatisch, doch am Ende waren es nicht nur die packend engen Rennen, die das Finale am Freitag und Samstag entschieden, sondern vor allem eine umstrittene Kampfrichterentscheidung. Bereits am ersten Wettkampftag waren die Lagendamen der Condors disqualifiziert worden, wegen einer angeblich falschen Ausführung einer Brustwende von Superstar Lilly King. Die Liga veröffentlichte später sogar ein Video davon - damit wollte man den Regelverstoß belegen, doch die Aufnahmen zeigen eher das Gegenteil: Ein Regelverstoß ist wohl nur mit sehr viel Fantasie erkennbar. Mehr als 40 Punkte hat das die Condors letztlich gekostet. Zähler, mit denen sie heute wohl klar hätten den Sieg davontragen können. Hier könnt ihr euch den entscheidenden Moment anschauen: Disqualifikation! Aber warum? Diese Wende hat die ISL 2021 entschieden (VIDEO)

Trotz dieses Nackenschlags stemmte sich das Team aus Kalifornien mit aller Macht gegen den Sieg ihrer Konkurrenten. So gelang es ihrem Brust-Spezialisten Nic Fink über die 100m Brust in 55,56 Sekunden zum dritten Mal in diesem Match den für Energy startenden Weltrekordhalter Ilya Shymanovich haarscharf hinter sich zu halten, diesmal um nur drei Hundertstelsekunden. Erstmals konnten die Condors damit heute die Spitze übernehmen und behielten sie auch noch ein wenig länger dank Kelsi Dahlia, die über die 50m Schmetterling in 24,86 Sekunden Standards Starschwimmerin Sarah Sjöström um eine Hundertstel auf Rang zwei verwies. Sjöström wurde trotz dieser Niederlage am Ende des Tages die beste Punktesammlerin des Matches und auch der gesamten Saison. Sie holte heute u.a. mit ihrem Sieg über die 100m Lagen und in der gemischten Lagenstaffel wichtige Zähler für ihr Team.

Auch Kathrin Demler zeigte am Samstag vollen Einsatz, um ihren Cali Condors Punkte zu verschaffen. Über die 400m Lagen schlug sie in 4:45,52 Minuten als Sechste an und steuerte ebenso viele Zähler zur Bilanz der Condors bei - vor allem weil sie auf den ersten 200m stark angegangen war und als Dritte gewendet hatte. In der ISL gab es bei den 400m Lagen in dieser Saison zur Hälfte des Rennens erstmals eine Zwischenwertung, die Demler heute nutze. Den Sieg über diese Strecke sicherte sich ihre Teamkollegin Hali Flickinger, die auf den letzten beiden Bahnen noch ihre beiden Energy-Standard-Konkurrentinnen abfing und damit entscheidend dazu beitrug, dass die Condors das Rennen um den Titel bis zum Schluss spannend hielten. Zuvor hatte Flickinger auch die 200m Schmetterling gewonnen und über die 200m Freistil gepunktet - alles in weniger als anderthalb Stunden! 

Aus dem Kreis der deutschen Spitzenschwimmer war am Samstag neben Kathrin Demler auch Christian Diener im ISL-Finale im Einsatz. Über die 100m Rücken schlug der für London Roar startende Potsdamer in 50,43 Sekunden als Sechster an. Zudem führte er in 51,07 Sekunden eine der Lagenstaffeln des Teams aus Großbritannien an. Dass die "Löwen" im Finale letztlich nicht um den Titel mitschwammen liegt wohl auch daran, dass sie auf ihren Superstar Adam Peaty verzichten mussten. Der Olympiasieger war im Finale nicht mit von der Partie, weil die Liga ihm noch Prämienzahlungen aus dem zurückliegenden Jahr schuldet. Die Zahlungsmoral der ISL war eines der Randthemen, das in dieser Saison etwas den Glanz der Profiliga dämpfte. Die umstrittene Disqualifikation in einem der wichtigsten Rennen des Finals dürfte in den kommenden Tagen nun ebenfalls noch für Diskussionen sorgen.

Die Schnellsten am zweiten Tag des ISL Finals 2021:

  • 100m Freistil (w): HAUGHEY Siobhan ENS - 50.79
  • 100m Freistil (m): CHALMERS Kyle LON - 45.73
  • 200m Schmetterling (w): FLICKINGER Hali CAC - 2:03.73
  • 200m Schmetterling (m): MORIMOTO Teppei LON - 1:50.44
  • 100m Rücken (w): WILM Ingrid LAC - 55.73
  • 100m Rücken (m): RYLOV Evgeny ENS - 48.94
  • 100m Lagen (w): SJOSTROM Sarah ENS - 57.46
  • 100m Lagen (m): DRESSEL Caeleb CAC - 50.74
  • 100m Brust (w): KING Lilly CAC - 1:03.75
  • 100m Brust (m): FINK Nic CAC - 55.56
  • 50m Schmetterling (w): DAHLIA Kelsi CAC - 24.86
  • 50m Schmetterling (m): PROUD Ben - 22.18
  • 200m Freistil (w): HAUGHEY Siobhan ENS - 1:51.04
  • 200m Freistil (m): HAAS Townley CAC - 1:42.18
  • 4x100m Lagen mixed: Energy Standard - 3:30.94
  • 400m Lagen (w): FLICKINGER Hali CAC - 4:29.92
  • 400m Lagen (m): SCOTT Duncan LON - 4:03.24

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