(31.10.2020) Das Team London Roar hat auch sein zweites Match in der International Swimming League 2020 gewonnen. Doch die Konkurrenten aus Los Angeles machten es am Ende noch einmal spannender, als so mancher erwartet hätte und auch die Tokyo Frog Kings mischten kräftig mit. Dass London letztlich gewinnen konnte, haben sie unter anderem zwei kleinen Patzern der Mannschaft aus LA zu verdanken.

Wie schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen in dieser ISL-Saison lieferten sich LA Current und Tokyo auch diesmal einen spannenden Kampf. Im Match Nr. 5 der ISL-Vorrunde in Budapest trieben sich die beiden auf Rang zwei und drei liegenden Mannschaften so auch immer näher heran an Spitzenreiter London Roar. Das zweitplatzierte Team der ISL Saison 2019 war mit 65,5 Punkten Vorsprung in den Wettkampftag gestartet, doch musste immer mehr Zähler davon abgeben. In nur vier Wettkämpfen hatte LA den Abstand zu London um ein Drittel reduziert und nach neun Wettkämpfen war die Hälfte des Londoner Vorsprungs weg. 

LA setzte nach, in Person von Beryl Gastaldello, die sich immer mehr den Ruf als beste Sprinterin der ISL-Saison erarbeitet. Über die 50m Schmetterling legte sie einen weiteren starken Sieg hin und reduzierte den Abstand zu London auf gerade einmal 25 Zähler. 

Die Hoffnung der Mannschaft aus Großbritannien lag nun wiederum auf den Bruststrecken. Schon am Freitag konnten sie hier durchstarten und sich absetzen. Am Samstag klappte dies nur bedingt. London hatte zu diesem Zeitpunkt nur zwei der bis dahin geschwommenen zwölf Events gewinnen können und zumindest bei den Damen ging der Plan erneut auf. Alia Atkinson und Annie Lazor feierten einen starken Doppelsieg für London. Atkinson hatte so viel Schwung drauf, dass sie während des Rennens ihre Kappe verlor. Bei den Herren sah es wiederum anders aus: Hier musste Superstar Adam Peaty eine Niederlage einstecken. Den Sieg sicherte sich stattdessen Tokyo-Schwimmer Yasuhiro Koseki in 56,11 Sekunden mit satten sieben Zehnteln vor dem Olympiasieger. Der Kampf um die Spitze blieb damit spannend und auch Tokyo blieb im Rennen um Platz zwei an LA dran.

Durch zwei dominante Siege über die lange Lagenstrecke reduzierte Tokyo den Abstand zu LA Current auf nur noch 6,5 Pünktchen. Die Kalifornier wiederum hatten 34 Punkte Rückstand auf London. Vor den entscheidenden KO-Rennen am Ende des Tages war damit noch alles noch offen. Sowohl LA als auch London hatten hier das Wahlrecht, welche Schwimmarten geschwommen werden sollen.

Bei den Damen setzten die Londoner auf Brust und die Favoritin Alia Atkinson war erneut eine Klasse für sich. Sie gewann alle Runden und die Londoner dürfen vor allem ihr damit heute kräftig auf die Schulter klopfen. Für eine Überraschung sorgte derweil Anastasia Gorbenko, die es bis ins One-on-One-Finale schaffte und damit bis zum Ende Punkte für LA sammeln konnte. Gorbenko setzte dabei auf eine interessante Wendetechnik: Nach dem Anschlag mit beiden Händen nutzte sie eine Rollwende für den Richtungswechsel - bei Brust, wohlgemerkt. Für den Kampf um Platz zwei waren ihre Punkte im Skins Event Gold wert.

Mit 57 Punkten Vorsprung ging London in den KO-Wettbewerb der Herren - nur noch auf dem Papier wäre dieser Abstand einholbar gewesen. Auf dem Programm stand diesmal Schmetterling, gewählt von LA - und die Sprinter aus Los Angeles zeigten, das Coach Dave Marsh die richtige Entscheidung getroffen hatte. Tom Shields setzte sich im One-on-One-Finale gegen Takeshi Kawamoto von den Frog Kings durch und sicherte damit Rang zwei ab. Für London war es im Kampf um den Sieg letztlich unerheblich, dass sowohl Marius Kusch als auch Mikhail Vekovishchev in der ersten Runde ausschieden.

Aber: London hatte insgesamt großes Glück gehabt bei diesem Meeting. Nur 20,5 Punkte Vorsprung retten sie am Ende ins Ziel. Wäre LA nur in zwei Rennen etwas aufmerksamer gewesen, hätte das anders aussehen können: Am Freitag wurde die Damen-Lagenstaffel von LA disqualifiziert und ließ dadurch nicht nur 14 Zähler liegen, sondern bekam auch noch vier Strafpunkte aufgebrummt. Zudem verpennte der ansonsten überragend auftretende Tom Shields im KO-Halbfinale seinen Start und belegte so am Ende nur Platz zwei. Zwar gewann er das One-on-One-Rennen und wurde auch insgesamt der punktbeste Schwimmer des Meetings (MVP). Doch durch seinen unnötigen Patzer im Halbfinale verschenkte auch er Zähler. Insgesamt kosteten zwei Rennen LA also 20 Punkte. Das wären rechnerisch immer noch hauchdünne 0,5 Zähler Vorsprung für London gewesen, doch wer weiß, wie LA aufgetreten wäre, hätten sie den ganzen Abschnitt über Tuchfühlung zu London gehabt.

Hätte, hätte... Für die Gesamtwertung dürfte es kaum relevant werden und LA wird aus den Fehlern seine Lehren ziehen. Marius Kusch und Co. können sich dennoch ein wenig bei ihren Gegnern bedanken. Der Kurzbahn-Europameister hatte heute vor seinem Einsatz im KO-Event auch über die "normalen" 50m Schmetterling als Dritter in 22,60 Sekunden gepunktet. Sein Teamkollege Christian Diener trug mit Platz sieben im stark besetzten Rennen über die 100m Rücken (51,18) zwei Punkte zum Erfolg der Londoner bei. Mit Kathrin Demler war erneut eine weitere Schwimmerin aus dem Kreis der deutschen ISL-Athleten dabei. Die Essenerin war für DC Trident über die 200m Freistil (7. - 1:58.43) im Einsatz. Während sich London, LA und Tokyo vorn einen Schlagabtausch lieferten, landete das Team aus Washington auf einem klaren vierten Platz. Im Kampf um das Halbfinale müssen sie bei ihrem nächsten und letzten Match alles in die Waagschale werfen.

Eine Pause gönnt sich die International Swimming League nicht: Schon am Sonntag und Montag geht es wieder rund. Nach mehr als anderthalb Wochen Pause müssen diesmal die Titelverteidiger vom Team Energy Standard wieder ran. Sie treffen auf die Toronto Titans sowie die mit deutscher Beteiligung antretenden New York Breakers und Aqua Centurions. Los geht es um 18 Uhr! 

Endstand von Match 5 der ISL 2020:

  1. London Roar - 499
  2. LA Current - 478,5
  3. Tokyo Frog Kings -  446,5
  4. DC Trident - 287

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Die heutigen Sieger beim ISL-Match 5:

  • 100m Freistil (w): Beryl Gastaldello (LA Current) - 51,30
  • 100m Freistil (m): Zach Apple (DC Trident) - 46,53
  • 200m Schmetterling (w): Suzuka Hasegawa (Tokyo Frog Kings) - 2:03,38
  • 200m Schmetterling (m): Tom Shields (LA Current) - 1:50,28
  • 100m Rücken (w): Kira Touissaint (London Roar) - 56,36
  • 100m Rücken (m): Guilherme Guido (London Roar) - 49,57
  • 100m Lagen (w): Runa Imai (Tokyo Frog Kings) - 58,02
  • 100m Lagen (m): Tomoe Hvas (LA Currant) - 51,83
  • 200m Freistil (w): Andi Murez (LA Current) - 1:53,58
  • 200m Freistil (m): Katsuhiro Matsumoto (Tokyo Frog Kings) - 1:41,77
  • 50m Schmetterling (w): Beryl Gastaldello (LA Current) - 24,95
  • 50m Schmetterling (m): Takeshi Kawamoto (Tokyo Frog Kings) - 22,38
  • 100m Brust (w): Alia Atkinson (London Roar) - 1:03,75
  • 100m Brust (m): Yasuhiro Koseki (Tokyo Frog Kings) - 56,11
  • 4x100m Freistil (mixed): LA Current - 3:17,19
  • 400m Lagen (w): Yui Ohashi (Tokyo Frog Kings) - 4:26,48
  • 400m Lagen (m): Kosuke Hagino (Tokyo Frog Kings) - 4:01,52
  • 50m Skins (w) - Brust: Alia Atkinson (London Frog Kings)
  • 50m Skins (m) - Schmetterling: Tom Shields (LA Current)

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Bild: ISL 

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