(28.02.2020) Die achtjährige Sperre gegen den Chinesen Sun Yang sorgte am Freitag für ein deutliches Achtungszeichen in der Welt des Schwimmsports. Für die Konkurrenten des 28-Jährigen ist nun klar: Bei den Olympischen Spielen im Sommer wird ihr umstrittener Widersacher nicht am Start sein. Dennoch hat das Urteil des internationalen Sportgerichtshof CAS einen Wermutstropfen.

Obwohl der berühmt berüchtigte "Vorfall mit dem Hammer", bei dem Sun Yang und seine Angestellten eine bei ihm genommene Dopingprobe auf rabiate Weise unbrauchbar machten, bereits im September 2018 und damit vor der Schwimm-WM 2019 stattfand, beginnt Sun Yangs Sperre erst mit dem heutigen CAS-Urteil. Das heißt, dass auch seine Ergebnisse der Weltmeisterschaften 2019 weiterhin gültig sind. 

Bei den Titelkämpfen in Korea hatte Sun Yang im zurückliegenden Jahr Gold über die 200 und 400m Freistil geholt. Dass er diese Medaillen behalten darf, begründete der CAS in seinem Urteil mit drei Punkten:

"1. Weil die FINA davon abgesehen hatte, eine vorläufige Sperre gegen den Athleten zu verhängen, als man ihn wegen des Verstoßes gegen die Anti-Doping-Regularien anklagte...

2. ...weil die bei dem Athleten durchgeführten Dopingtests kurz vor und nach der abgebrochenen Kontrolle im September 2018 negativ waren und...

3. ... weil es keine Hinweise darauf gibt, dass der Athlet nach dem 4. September 2018 Doping-Aktivitäten nachgegangen ist, einschließlich beim Anlass der FINA Weltmeisterschaften in Gwangju (Sükorea) im Juli 2019...

... werden die in der Zeit vor dem CAS-Urteil erzielten Ergebnisse des Athleten nicht für ungültig erklärt."

Das heißt, dass nicht nur der Mangel auf Hinweise darauf, dass Sun Yang tatsächlich verbotene Mittel eingenommen haben könnte, dazu führte, dass seine Sperre erst mit dem heutigen Tag beginnt. Auch das Verhalten des Weltverbandes FINA, die von Beginn an versucht hatte, die Affäre klein zu halten, spielte dabei eine Rolle.

Wäre es nach der FINA gegangen, wüssten wir heute alle gar nichts von dem Vorfall im September 2018. Dass es im Januar 2019 eine Verhandlung vor dem Dopingausschuss der FINA gab, wurde erst dadurch bekannt, dass Medien ein Protokoll der Anhörung veröffentlichten. Der Weltverband hatte Sun Yang damals frei gesprochen. 

Das Verhalten der FINA sorgte auch bei den internationalen Spitzenschwimmern für Unmut. Bei der WM 2019 brachten der Australier Mack Horten und der Brite Duncan Scott dies mit Protestaktionen bei den Siegerehrungen eindrucksvoll zum Ausdruck. Horton hatte hinter Sun Yang Silber über die 400m Freistil geholt. Scott wurde beim Sieg des Chinesen über die 200m Freistil Dritter. Beide können sich nun also auch bei der FINA dafür bedanken, dass die Ergebnisse der WM 2019 unberührt bleiben und Horton so zum Beispiel nicht nachträglich zum Weltmeister über die 400m Freistil erklärt wird.

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