(28.02.2020) Das mit Spannung erwartete Urteil des Sportgerichtshof CAS im Dopingfall Sun Yang ist da: Der umstrittene chinesische Superstar erhält eine achtjährige Sperre. Er darf damit ab sofort bei keinen Wettkämpfen mehr starten und wird auch nicht bei den Olympischen Spielen in Tokio antreten können.

Damit geht eine sich nun fast anderthalb Jahre ziehende Dopingaffäre zu Ende: Sun Yang hatte im September 2018 verhindert, dass Dopingfahnder bei ihm genommene Blutproben zur Kontrolle mitnehmen, da er die Akkreditierungen des Testpersonals anzweifelte. Die Angelegenheit erhielt weltweit große mediale Aufmerksamkeit, da die Proben mit einem Hammer unbrauchbar gemacht worden sein sollen.

Der Schwimm-Weltverband FINA hatte Sun Yang bei einer Anhörung im Januar 2019 frei gesprochen. Damals legte die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA vor dem CAS Einspruch gegen diese Entscheidung ein. Diesem wurde nach einer öffentlichen Verhandlung im November 2019 und anschließender mehrmonatiger Urteilsfindung heute stattgegeben, wie Matthieu Reeb, der Generalsekretär des CAS am Freitagvormittag in einem Statement bekanntgab.

Der CAS folgte in seinem Urteil einstimmig und im vollem Umfang der Argumentation der WADA, Sun Yang habe sich mit seinem Verhalten der Manipulation von Dopingtests schuldig gemacht. Darauf steht eine Sperre von maximal acht Jahren, die der CAS nun gegen den Schwimmer verhängte.

Für Sun Yang ist es bereits die zweite Dopingstrafe. Bereits 2014 wurde er für drei Monate gesperrt, erhielt damals aber eine geringe Strafe, da er die Einnahme eines verbotenen Medikaments mit einem Fehler seines Arztes begründen konnte. Die nun deutlich härtere Strafe dürfte für Sun Yang auch das Ende seiner Karriere bedeuten. Nach Ablauf seiner Sperre wäre der Freistilspezialist 36 Jahre alt.

Nicht nur bei Sun Yang sondern auch beim Weltverband FINA dürfte die Entscheidung auf wenig Gegenliebe stoßen. Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass die FINA Anstrengungen unterstütze, das CAS-Verfahren noch vor der öffentlichen Verhandlung zu verhindern. Auch während der Anhörung selbst unterstützen die FINA-Vertreter mehrfach die Argumentation der Seite von Sun Yang.

Unter Sun Yangs Konkurrenten wiederum sorgte der Umgang des Weltverbandes mit dem Fall schon im zurückliegenden Sommer für Unmut. Bei der WM 2019 brachten der Australier Mack Horten und der Brite Duncan Scott dies mit Protestaktionen bei den Siegerehrungen eindrucksvoll zum Ausdruck. Horton hatte damals Silber über die 400m Freistil hinter Sun Yang geholt. Scott wurde Dritter im 200m-Finale, das der Chinese ebenfalls für sich entscheiden konnte.

Obwohl der berühmt berüchtigte "Vorfall mit dem Hammer" bereits vor der Schwimm-WM stattfand, beginnt Sun Yangs Sperre erst mit dem heutigen CAS-Urteil. Das heißt, dass auch seine Ergebnisse der Weltmeisterschaften 2019 weiterhin gültig sind, wie der Sportgerichtshof ausdrücklich betonte. Mehr dazu hier: Trotz Dopingsperre: Sun Yang behält WM-Gold von 2019

Statt der Freude über nachträgliche Titel und Medaillen wäre für Mack Horton und Duncan Scott wohl ohnehin immer der Schatten Sun Yangs als Erinnerung an die Schwimm-WM 2019 hängen geblieben. Sollten sie sich qualifizieren, haben sie im Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio eine neue Chance für Jubelmomente zu sorgen. Ohne Sun Yang auf der Nachbarbahn. 

Mehr zu den Hintergründen der Geschehnisse:

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