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(23.07.2019) Zunächst herrschte Ratlosigkeit: Nach dem überraschenden Vorlaufaus von Florian Wellbrock über die 800m Freistil bei der WM in Südkorea, konnte der frisch gebackene 10km-Weltmeister selbst gar nicht so richtig fassen, was da gerade passiert war. Statt sich wie üblich im Anschluss an das Rennen den Fragen der Pressevertreter zu stellen, führte sein Weg schnurstracks zum Ausschwimmbecken und Coach Bernd Berkhahn.

Der lieferte etwa eine Stunde später zumindest erste Erklärungsansätze. Er könne zwar auch noch nicht im Details sagen, woran es gelegen habe, dass sein Schützling heute in 7:53,75 Minuten mehr als zehn Sekunden über seiner persönlichen Bestleistung geblieben und nur auf Rang 17 gelandet war. Doch warum es im Rennen selbst von der ersten Bahn an nicht laufen wollte, das hatte Berkhahn schnell erkannt.

"Florian lebt davon, dass er einen Kraftimpuls ins Wasser bringt und dann rutscht. Er legt sich aufs Wasser", erläutert der Trainer. Heute habe das nicht funktioniert: "Er lag nicht auf dem Wasser. Er lag tief drin. Sobald er angezogen hat und rutschen wollte, kam kein Rutsch, weil er eben tief im Wasser lag."

Von Beginn an habe sich Wellbrock jeden Zentimeter erkämpfen und erarbeiten müssen. Es war einfach kein guter Rhythmus zu erkennen. "Das war mir von der ersten Wende an klar", so Berkhahn. Unklar ist hingegen, woran es lag, dass dem 21-jährigen Europameister heute die gewohnte Leichtigkeit im Wasser fehlte. "Das Einschwimmen war eigentlich ganz normal, er ist auch gerutscht." Auch in der Vorbereitung hätten die Trainingsleistungen auf eine gute Form hingedeutet und beim Sieg über die 10km in der vergangenen Woche zeigte Wellbrock bereits seine schwimmerischen Qualitäten.

Doch seitdem hat sich einiges getan: Mit dem WM-Gold um den Hals richteten sich die Blicke von außen noch stärker als zuvor bereits auf den jungen Magdeburger. Die Erwartungshaltung seitens der Medien und des Umfelds, im Becken gleich wieder zu glänzen, sei halt nicht zu unterschätzen, so Berkhahn. "Wenn das so einfach wäre, dann hätten es schon viele vor ihm geschafft. Medaillen im Freiwasser und im Becken zu gewinnen, das ist nicht so leicht. Das sehen wir jetzt, das sieht Florian jetzt."

Die mentale Seite könnte durchaus eine Rolle gespielt haben. Zwar wirkte Wellbrock nach dem Titel und in den zurückliegenden Tagen selbstbewusst, locker und alles andere als eingeschüchtert. "So etwas kann aber sehr schnell kippen, das könnte es in dem Fall durchaus gewesen sein", meint Berkhahn. "Wir müssen sehen, dass wir ihn jetzt klar kriegen."

Denn trotz des Ausscheidens im Vorlauf ist die WM für Wellbrock noch nicht beendet. Am Samstag und Sonntag stehen die 1500m Freistil auf dem Programm, eine Strecke, die ihm noch besser liegt als die 800m. Berkhahn will nun an den methodischen Stellschrauben drehen und holt sich dafür den Ratschlag von den deutschen Trainingswissenschaftlern, der mitgereisten Sportpsychologin, aber auch Trainerveteran Norbert Warnatzsch, der schon Britta Steffen zum Olympiasieg führte und in Gwangju zum deutschen Team gehört.

Man wolle nun schauen, wie man in den kommenden Tagen trainiert. "Vielleicht setzen wir nochmal eine Schlüsselserie an, um ihm zu zeigen, dass er noch schwimmen kann", so Berkhahn. "Wir müssen sehen, dass wir ihn dahin bekommen, dass er nach vorn gehen kann, dass er auf dem Startblock steht, reinspringt und alles ist gut."

Vier Tage bleiben dafür noch, im Verlauf einer Weltmeisterschaft ist das eine lange Zeit. Zeit, die die Berkhahn, Wellbrock und das Betreuerteam nun intensiv nutzen wollen.

Die Links zur Schwimm-WM 2019 

WM-Bilder: Alibek Käsler / swimsportnews

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