(22.04.2024 | Bild: Tino Henschel) Schlagzeilen zum Thema Doping gehören in der Sportwelt leider seit vielen Jahren zum Alltag. Wie an diesem Wochenende öffentlich bekannt wurde, liegt nun ein neuer Dopingverdacht gegen 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer vor, der im laufenden olympischen Jahr große Wellen schlagen könnte. 

Aufgedeckt durch die Recherche von der ARD und der New York Times kam an die Öffentlichkeit, dass nur sieben Monate vor den zurückliegenden Olympischen Spielen in Tokio Anfang 2021 zahlreiche chinesische Aktive positiv auf das Dopingmittel Trimetazidin getestet wurden. Unter ihnen sind die spätere Doppel-Olympiasiegerin Zhang Yufei sowie Wang Shuan und Yang Junxuan, die ebenfalls in Tokio Gold holten, oder auch der Weltmeister und Weltrekordhalter Qin Haiyang. Das Herzmedikament Trimetazidin wird von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) als verbotene Substanz eingestuft, da es die Muskelübersäuerung verzögert und dadurch intensiveres Training sowie den Aufbau von Muskelmasse begünstigt. Auch der chinesische Schwimmstar Sun Yang, der bereits wegen Dopings verurteilt wurde, nutzte eben dieses Medikament. 

Bezugnehmend auf die Vorwürfe behauptet die chinesische Dopingagentur (CHINADA), dass die leistungssteigernde Substanz den Schwimmern unwissentlich in einem Hotel zugeführt worden sei, in dem sich die auffälligen Aktiven zum Zeitpunkt der Entnahme der positiven Dopingproben für eine Verbandsmaßnahme aufhielten. Rückstände in der Küche jenes Hotels hätten darauf schließen lassen. Die Welt-Anti-Doping-Agentur scheint diese Begründung der CHINADA akzeptiert zu haben und leitete keine eigene Untersuchung ein. Der Aufruhr in der gesamten Schwimmwelt ist dementsprechend groß. Zahlreiche international renommierte Athleten wie Adam Peaty, Lily King und Léon Marchand äußerten sich über Social Media bestürzt über den neuesten Dopingskandal und forderten die Sperre des chinesischen Teams für die anstehenden Titelkämpfe in Paris. 

Das Vorgehen der Anti-Doping-Behörden wirft durchaus Fragen auf, auch ob man nach den positiven Tests Anfang des Jahres 2021 für den Zeitraum der Untersuchung vorläufige Sperren hätte aussprechen müssen. Von den 23 Beschuldigten gingen später 13 Aktive bei den Olympischen Spielen in Tokio an den Start. Wären sie dort nicht teilnahmeberechtigt gewesen, hätte das einige Ergebnisse kräftig durcheinander gewürfelt. So hätten beispielsweise die Damen der deutschen 4x200m Freistilstaffel einen Platz nach vorn rücken können - über diese Strecke triumphierte in Tokio das chinesische Quartett mit Zhang Yufei in seinen Reihen. Dass die entsprechenden Platzierungen nachträglich aberkannt werden, gilt trotz des Dopingverdachts als eher unwahrscheinlich. 

Auch der Deutsche Schwimm Verband bezog in einer Pressemitteilung Stellung zu dem Thema und betonte allen voran die Bedeutung von sauberem Sport und der entscheidende Rolle von nationalen und internationalen Anti-Doping-Agenturen. So sagte DSV-Leistungssportdirektor Christian Hansmann: „Die Nachrichten aus China sind beunruhigend, und sie erinnern uns daran, dass Transparenz ein unverzichtbarer Bestandteil des Anti-Doping-Kampfes ist. Jeder Mangel daran erschüttert nicht nur das Vertrauen in einzelne Institutionen, sondern in die Glaubwürdigkeit des gesamten Sports". 

Parallel zu den aktuell stattfindenden Chinesischen Meisterschaften und nur wenige Monate vor den Olympischen Spielen in Paris, wird der neueste Dopingverdacht den Schwimmsport in den nächsten Wochen zweifellos überschatten. Ob es tatsächlich Konsequenzen geben wird, bleibt abzuwarten. Es scheint unwahrscheinlich, dass die positiv getesteten Aktiven noch belangt werden können. Das Vorgehen der WADA-Verantwortlichen hingegen steht nun auf dem Prüfstand und könnte Auswirkungen auf das Handeln bei künftigen Dopingfällen haben. Auch das US-Amerikanische FBI hat mittlerweile Ermittlungen gestartet - in den USA gibt es seit einigen Jahren harte Gesetze gegen Betrugsfälle im Sport, darunter auch Doping.

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