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(29.12.2017) Brustschwimmen - bei keiner anderen Schwimmtechnik gehen die Meinungen derart weit auseinander. Aber egal ob Brustspezialist oder Hobbyschwimmer - in dieser Zeitreise des Brustschwimmens gibt es einige interessante Facts über die älteste aller Schwimmtechniken. Da ist bestimmt selbst für erfahrene Brustspezis noch die eine oder andere Überraschung dabei.

Die ersten nachweisbaren Ursprünge des Brustschwimmens gehen bis in die frühe Steinzeit zurück. Archäologen entdeckten Abbildungen, die dem Bewegungsbild eines Froschbeinschlags entsprachen, sogar bei uralten Höhlenmalereien in Ägypten sowie auf einem tausende Jahre alten babylonischen Basrelief und auf assyrischen Wandmalereien im heutigen Irak.

Schon 1538 beschrieb Nicholas Wynman, ein deutscher Professor für Sprache und Literatur, in seinem Buch „Colymbetes“ als erster Autor eine methodische Reihe zur Umsetzung des Brustschwimmens. Er wollte durch die Anleitung zum Erlernen einer Schwimmtechnik die Gefahren eines möglichen Ertrinkens minimieren. Der französische Dichter Melchisédech Thévenot griff 1696 in seinem Buch „The Art of Swimming“ ebenfalls die Idee des Brustschwimmens auf und schilderte eine detaillierte Bewegungsbeschreibung, die dem modernen Brustschwimmen schon sehr nahe kam.

Im 19. Jahrhundert war der Bruststil die gängige Wettkampfschwimmtechnik, lediglich einige Amerikaner nutzten schon eine abgewandelte Form des Kraulschwimmens. So überquerte der Brite Matthew Webb als erster Mensch den Ärmelkanal, indem er die 34 Kilometer in der Brustschwimmtechnik zurücklegte. Er benötigte dafür 21 Stunden und 45 Minuten.

„Olympiasieger über 402 Meter Brust ist …“  

Bei den Olympischen Spielen 1904 in St. Louis wurde Brustschwimmen erstmals offiziell in das Wettkampfprogramm der Spiele aufgenommen. Damals schwamm man allerdings auf einer Yardbahn, was zur Folge hatte, dass es mit Georg Zacharias einen deutschen Olympiasieger über 440 Yards (ca. 402 Meter) gab.

Eine erste große Technikrevolution im Brustschwimmen gab es in den 1930er Jahren, als David Armbruster an der Universität Iowa den Schmetterlingsstil entwickelte. Es stellte sich heraus, dass man mit dem „Schmettern der Arme über Wasser“ eine noch höherer Schwimmgeschwindigkeit erzielen konnte, sodass immer mehr Brustschwimmer in der „neuen“ Schmetterlingstechnik schwammen. Seit den Olympischen Spielen 1936 in Berlin wurde dies auf Wettkämpfen zum Standard für Brustrennen. Damals gab es noch keine Unterscheidung zwischen den Schwimmarten Brust und Schmetterling. Erst nach den Spielen von 1952 wurden beide Stile voneinander getrennt. Der Australier John Davies war damit der letzte Schwimmer, der mit der Schmetterlingstechnik ein olympisches Brustevent für sich entscheiden konnte.

Unter Wasser zum Olympiasieg       

Bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne kam es dann allerdings direkt zu einem anderen Kuriosum. Einige Schwimmer hatten nach der Rückkehr zum eigentlichen Brustschwimmen festgestellt, dass man unter Wasser schneller ist als an der Wasseroberfläche. Dies hatte zur Folge, dass viele Schwimmer ganze Bahnen der Rennen über 200m Brust „tauchend“ zurücklegten und disqualifiziert wurden. Der Japaner Masaru Furukawa umging diese Regelwidrigkeit, indem er nach Start und Wenden „nur“ 45 Meter tauchte und jeweils fünf Meter schwimmend zurücklegte. So stellte er sicher, dass er zumindest einmal pro Bahn die Wasseroberfläche durchbricht und den Wettkampf regelkonform absolvieren würde. Dank dieser Technik gewann er die Goldmedaille.

Die FINA sah sich zu Regeländerungen gezwungen, da durch die extremen Tauchphasen und einigen Ohnmachtsanfällen während der Rennen die Gesundheit der Sportler gefährdet wurde. So entschied die FINA, dass nach Start und Wende nur noch jeweils ein Tauchzug gemacht werden darf und mit dem Kopf bei jedem Zyklus einmal die Wasseroberfläche durchbrochen werden muss.      

Mitte der 1960er Jahren beschloss die FINA außerdem, dass die Arme beim Armzug nicht mehr hinter die Hüfte geführt werden durften. In den 80er Jahren wurde dann erlaubt, dass man außer dem Kopf auch mit anderen Körperteilen wie z.B. den Händen oder der Armen die Wasseroberfläche durchbrechen darf. Es war der Grundstein für die Entwicklung der Undulationstechnik in den 90er Jahren.

Das Dauerthema Delphinkicks

Eine der jüngsten, entscheidenden Regeländerungen kam nach den Sommerspielen 2004.  Nachdem der Japaner Kosuke Kitajima in Athen Gold über 100m Brust gewonnen hatte, zeigten Unterwasser-Videoaufnahmen, dass Kitajima nach Start und Wenden einen Delfinkick ausgeführt hatte. Die beteiligten Kampfrichter merkten allerdings an, dass dies für sie vom Beckenrand nicht zu sehen war, sodass das Ergebnis nicht widerrufen werden konnte. Kitajima behielt seinen Olympiasieg und die FINA erlaubte ab September 2005 jeweils einen Delfinkick nach Start und Wende. Es ist wohl bis heute eines der umstrittensten Themen beim Brustschwimmen, da die Athleten auch trotz des erlaubten Kicks an die Grenzen gehen und vielleicht hier oder da noch einen zweiten einbauen. Bei den Olympischen Spielen 2012 gab der Sieger über die 100m Brust, Cameron van der Burgh, nach dem Rennen sogar zu, illegal gekickt zu haben. „Wir sind mittlerweile soweit, dass man einen Nachteil hat, wenn man es nicht macht“, meinte der Südafrikaner damals, sprach sich aber gleichzeitig dafür aus, dass die Kampfrichter auch auf Basis von Unterwasservideos disqualifizieren können sollen, um die Kickerei so zu unterbinden.

Das letzte Wort zu diesem Thema ist wohl noch nicht gesprochen und die lange Geschichte des Brustschwimmens noch sicher nicht zu Ende geschrieben. Wir sind gespannt, welches Kapitel als nächstes aufgeschlagen wird.

Dieser Artikel erschien erstmals in der Sommerausgabe 2017 des swimsportMagazine. Alle zurückliegenden Ausgaben der Zeitschrift von Schwimmern für Schwimmer können unter www.swimsportmagazine.de nachbestellt werden.

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