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(09.08.2020) Schwimmer sind Einzelsportler, der direkte Vergleich gehört sowohl im Training als auch im Wettkampf zur Normalität. Leider richtet sich der wertende Blick dabei nicht nur auf die Leistungen im Becken sondern auch auf die Körperunterschiede, die in unserem Sport durch die knappe Schwimmbekleidung nur allzu deutlich erkannt werden können. Körpergewicht, Diäten, Ernährungspläne - diese Themen treten vermehrt auf die Tagesordnung, wenn Athleten ihre Form optimieren wollen. Dreht sich aber am Ende alles nur um derartige Kennzahlen, steigt das Risiko, Essstörungen zu entwickeln. In den vergangenen Jahren gingen die US-Olympiasiegerinnen Misty Hyman und Amanda Beard oder auch die ungarische EM-Medaillengewinnerin Liliána Szilágyi in die Öffentlichkeit und gaben zu, an Bulimie gelitten zu haben. Nun folgt ihnen mit der Italienerin Ilaria Cusinato eine weitere Spitzenschwimmerin.

Angefangen habe alles mit einer Reise ins Höhentrainingslager mit der italienischen Nationalmannschaft, erinnert sich Cusinato in einem Beitrag auf dem Athletenportal www.theowlpost.it. Die damals 16-Jährige sei in diesem Camp vor allem mit den hageren Langstreckenspezialisten zusammengewesen. "Unter ihnen fühlte ich mich fett", schreibt Cusinato. Bestärkt wurde dies durch Witze, Kommentare und das Lachen der anderen. "Ich war jung und fühlte mich verloren."

Dieses, wie sie es selbst sagt, "traumatische" Trainingscamp sei der Beginn einer zwei Jahre währenden Phase gewesen, in der sie eine ernsthafte Esstörung entwickelte. "Es passierte zwei oder dreimal am Tag, dass ich mich mit Essen vollgestopft habe. Das Essen füllte mich, befriedigte mich. Dann aber zwang ich mich dazu, mich zu übergeben", beschreibt sie typische Symptome einer Bulimie.

Ausgerechnet das Jahr 2018, in dem sie Vize-Europameisterin über die 200 und 400m Lagen wurde, sei die schlimmste Zeit dieser Phase gewesen. "Alle kamen auf mich zu und lobten, in was für einer tollen Form ich doch sein. Ich wandelte damals auf einem schmalen Grat, doch diese Worte erfüllten mich mit purer Freude." Hinter den Kulissen aber sah es bei ihr ganz anders aus. "Mein Körper hatte eine Art Gleichgewicht gefunden zwischen Exzess und Entbehrung und irgendwie hielt er dem allen noch stand." Abhängig sei dieses Gleichgewicht aber allein von der Zahl auf der Waage gewesen.

Niemand habe damals von ihren Problemen gewusst. "Ich bin eine sture Person und mir Hilfe zu holen kam damals nicht in Frage." Erst als sie sich jemandem anvertraute, der sich daraufhin an ihre Schwester wendete, öffnete sie sich gegenüber ihrer Familie. Mittlerweile erhole sich ihr Körper, doch ihr Kopf sei noch immer anfällig für oberflächliche Bemerkungen anderer. Trotzdem sieht sich Cusinato auf einem guten Weg.

Im zurückliegenden Winter gewann sie bei den Kurzbahn-Europameisterschaften Bronze über die 400m Lagen. Im internationalen Maßstab ist eine Kurzbahn-EM sicher die größte Bühne, auf der sich Top-Athleten messen, doch für Cusinato hatte dieser Erfolg eine besondere Bedeutung. "Es ist eigentlich keine große Sache, doch für mich hatte es den Wert eines Neustarts. Nicht perfekt und doch voller Zuversicht."

Weitere Informationen zum Thema Essstörungen und Schwimmsport findet ihr auch in der Winterausgabe 2019 des swimsportMagazine. Und das kommende Herbstheft, dass es unter www.swimsport-abo.de zum Abovorteil geben wird, schneidet diese Thematik in einem beeindruckenden Gastbeitrag an. Wer befürchtet, selbst unter einer Essstörung zu leiden, kann auf www.anad.de einen kostenfreien Selbsttest machen. Dort findet man auch mögliche Ansprechpartner für Hilfsangebote.

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